EIN PAAR WEHMÜTIGE GEDANKEN ZUM JAHRESENDE
ALTE ZÖPFE WERDEN ABGESCHNITTEN UND GELBE HOSEN BEDROHEN UNSERE STADT…
EIN TEXT VON MC ANLIKER ZUM DEZEMBER 2007
Manchmal wünscht man sich doch einfach alles aus dem Hier und Jetzt, das den Geist und die Seele belastet, auf den Mond und möchte wieder wie einst im Mai… Ja, Ja, früecher isch haut schono geil gsi… hey… im Winter wenns zchaut gsi isch für ufen Bou z’Bügle, schnäu bim Möbu Gschwend im Lager chli ga Pouschtergruppe umeschiebe, chli Lift fahre u viu schwarze Afghan rouche u am Abe d’Schwander Chrige flachlege.. Ja die wilden siebziger Jahre.. wer nicht ganz neben den Schuhen stand hatte damals seine Chancen, auch Leute wie der junge Anliker, der ein grottenschlechter Primarschüler war und zudem nur lernte was er wirklich brauchte für’s Leben. Aber lassen wir uns hier nicht zur Ende Jahr Nostalgie zu weit auf die Äste heraus… Die Frage ist ja schon berechtigt, war es früher, vor 10, vor 15, vor 20 Jahren wirklich besser..??? Ich denke nicht, sicher nicht besser aber sicher anders.. Bei unserer Arbeit hier im Musikclub war viel mehr Herzblut, viel mehr Emotionen im Spiel. Für die Besucher/innen wie für die Künstler/innen war unsere Anlässe, die es auch noch nicht so in grosser Zahl gab, damals, etwas Besonderes, etwas worauf man sich freute, wo man Fan sein und Stellung dafür beziehen konnte. Wir erhielten noch Dankesschreiben für unsere Arbeit….., Ferienpostkarten, wohlgemerkt zu einer Zeit in der Postkarten noch bezahlt werden mussten.. Leute äusserten sich noch zu Inhalten, gaben Anregungen und nervten auch manchmal damit.
Drogentechnisch war es damals auch sehr anders… Ich konnte locker zum Schreiben eines Monatstextes, der damals noch Vorwort hiess, eine Flasche <Veccia> trinken und dazu noch drei Spliffs verbrennen… beim Schreiben brauchte es keine Selbstkontrolle, wie heute, weil man ja eh das schrieb was man schreiben wollte und das war nicht immer Smart… Bürotechnik musste ich damals noch nicht koordinieren können, weil ich ja eh von Hand schrieb und es reichte, wenn die Büroprofis die Schreibmaschine und später den Computer beherrschten…. Manche Nacht endete damals erst um 8 Uhr Morgens und mancher Morgen fing mit Leiden und Alka Selzer an…. Heute ist so ein Tag, der mich ein wenig an früher erinnert.. ein dröhnender Schädel, der bei jeder Bewegung reagiert, der Magen, der sich auch nicht ganz wohl fühlt, die Farben des 24 Zoll Monitors, die so unreal und so schwach wirken, dass ich die Monitor Einstellungen überprüfe und am Kontrast rumwerke… der Körper muss heute definitiv Leiden..!!!! Ja… Mann ist einfach nicht mehr 20.. und schlägt man einmal zu, wie früher täglich, da kommt die Bestrafung in Form von Mattheit, Kopfschmerzen, Zerstreutheit und Kreativitätsverlust.. und dies einen ganzen Tag lang…lang..lang.. lang… zu lang!!! Natürlich genau an diesem Tag ist ein Arbeitsprogramm einer mittleren Kommunikations Agentur anstehend, wie könnte es anders sein…. Und so beginnt das Problem der heutigen Zeit… wir sind moderne Sklaven eines Systems, das wir nie wollten und an dessen Aufbau wir trotzdem in den letzten 20 Jahren eifrig mitgearbeitet haben… und das uns heute verdammt einzuspannen weiss… wir wissen manchmal nicht mehr, wo uns der Kopf steht vor lauter hier und da und dort… keine ruhige Minute haben wir mehr, den ganzen Tag mehrere Sachen parallel am laufen haltend und eine dauerhafte Überreizung unserer Sinne.
Wir können oft nicht mehr unterscheiden, was jetzt wichtig ist und was nicht, können uns manchmal kaum mehr zurechtfinden in der, mittlerweile weltüberspannenden Datenflut, die uns genau die Zeit stielt, die wir für die Kreativität bräuchten, die Kreativität die unsere Arbeit eigentlich interessant und lebenswert machen würde. Diese Erkenntnis schmerzt und macht nachdenklich. The Show must go on !!! ist heute das oberste Gebot unserer Gesellschaft und wer da nicht mitbieten kann, ist weg vom Fenster und wer den Fensterplatz verloren hat, drängt sich dann mit all den andern Verlierern auf dem engen Gang des 3. Klasse Abteils, meistens auf immer und ewig.
Die Arbeit mit der <Kultur> verliert stetig an Jungfräulichkeit, jeden Tag wird da etwas weggeschliffen, da etwas ausgebohrt oder etwas abgesägt und immer mehr werden wir zu Buchhalter, Staatlichen Datenzulieferer und neuerdings sollten wir noch für das Drogendezernat der Kapo Bern Hilfssheriff und Spitzel spielen, weil die Drogenpolitik im Berner Oberland wieder auf null Toleranz getrimmt werden soll und Marihuana wieder als tödliche Droge oder zumindest als Anfang des Drogenproblems deklariert wird.
Ab Dezember 2007 verkauft CAFE BAR MOKKA ein Teil seiner Tickets über Startickets….!!!!! Ein Entscheid der mir, als altes Fossil, nicht so leicht gefallen ist. Ich denke mit Wehmut an all die schrägen Tickets, die wir für Züri West gemacht haben in all den Jahren, mit Kopierer, Stempel, Goldstift, Flimmer und so weiter, auf Materialien wie Vinyl, Blech, Karton, Papiertaschentücher, in Handarbeit…… Diese Zeiten sind vorbei, der/die Konsument/in will heute sehr früh und sicher sein/ihr Ticket kaufen können, zu jeder Tages und Nachtzeit von jedem Platz aus, dass so ein Ticket teurer ist, ist nicht entscheidend… Sicherheit hat halt seinen Preis, das ist also nicht nur Georg W. Bush’s Meinung. Reservationen per Mail und Telefon ist für uns immer noch ein Thema, wird aber zusehend von den Agenturen als Risiko erklärt. Ein Beispiel: wenn wir eine Show <ausreserviert> haben und dann plötzlich 30 Leute nicht kommen, fehlen 600.- Chf in der Kasse, was bei einem Beteiligungsdeal bei der Band natürlich nicht gut ankommt. Unserem Publikum kann ich hier aber einen Kranz winden, die meisten melden sich, wenn sie nicht an das Konzert, für das sie Tickets reserviert haben, kommen und das hilft uns dabei, unser antikes Geschäftsmodell zu verteidigen. Merci..Merci….Merci….
Es hat in der Musikbranche immer weniger Tagträumer und alte Säcke mit der Erfahrung vom nichtkommerziellen Geschäft, die heutigen Geschäftsmodelle sind unromantisch und knallhart wie das Leben draussen. Wehmut darf aber trotzdem nicht überwiegen, auch wir müssen uns als Betrieb anschauen, der Menschen auf der Lohnliste hat und pro Jahr Zigtausende Franken Gagen an Musiker und Dj’s auszahlt, und das Lokale Gewerbe zu fördern hat und nicht vergessen: The Show must go on !!!!
Der tägliche Wahnsinn fordert seinen Tribut und macht die Menschen definitiv nicht besser, sensibler oder sinnlicher. Ein Beispiel aus 3600 Fuck this Town : Heute, Mittwoch 28. November 2007, fuhr ich nichts ahnend und ziemlich lädiert (siehe oben.!!) mit dem Velo zu <unserer> Bankfiliale im Bälliz um Teuros (€), für das Bezahlen der Bandgage, zu kaufen. Beim Abstellen meines Velos sah ich schon von weitem auf dem Mühleplatz irgend etwas blaues leuchten, dachte mir aber nicht soviel dabei und tippte eher auf eine Optische Täuschung meinerseits.. weisch so äs Backflash vom Vorabe.. beim Wegfahren sah ich, dass meine Sinne nicht etwa verwirrt waren, nein, nicht immer bin ich neben den Schuhen…. Da leuchtete wirklich Blau durch die schütter belaubten Trauerweiden an der schönen grünen Aare, däre Aare.. Ich fuhr nun über die Mühlebrücke und was meine Augen zu sehen bekamen, war schlicht und einfach umwerfend. Nei..das gloubi ja nid… heii, dr Gäubhöseler hett aber definitiv ä Flick wägg, wär bewilliget soöppis ???? wär zaut das ??? gschisse…!!! gruusig..!! Horror.!!!! U soöppis sou äs Sinnlechs Erläbnis wärde..??? Da sind den innovativen Pfadfindern um Matthias Zellweger, FDP-Architekt und Event Star, besser bekannt unter dem Namen: < Der Mann mit der gelben Hose > oder im Volksmund : <Dr Gäubhöseler> , wohl die Sicherungen durchgebrannt. Den ganzen Mühleplatz mit einem, mit Blauem Netz verkleideten, Baugerüst, 6.4 Meter Hoch, überstellen und darin soll dann während 2 Wochen ein Super Event zelebriert werden. Eine Kunsteisbahn und ein Dampfbad.. whau…. quasi Ying-Yang..!!! und als Höhepunkt der Sinnlichkeit, äs warms Süppli.. beim Schlittschuhlaufen und ein Cüpli, beim Dampfbad, quasi Ying Yang auch hier !! Dieses Konzept ist so umwerfend, so neu und so trendy.. Whau.. Hey.. wir Thuner schaffen doch langsam den Anschluss an Grossstädte wie Lissabon, Madrid, Barcelona, Wien, Paris und London. Warum aber das Riesenrad nicht in das Konzept eingebaut wurde ist mir ein Rätsel.. You know.. London..The Wheel.. Blick auf die Themse… und so….
Die grosskotzige Aktion auf dem Mühleplatz gibt einen guten Einblick in die Ästhetik dieser Strategen, die in der ähnlichen Zusammensetzung die Erlebnis Austellung <ZWISCHENRAUM 10>, <mit nationaler Ausstrahlung> planen, die im Sommer 2010 alle schönen und zugänglichen Seeufer von der Schadau bis zum Bonstettenpark, mit Industrie Produkten und entsprechender Werbung überstellen will. Alles Kostenneutral für die Öffentliche Hand, CO2 neutral und SVP kompatibel. Die gleichen Spezies planen im Schadaupark eine Dampfbahn mit Fix verlegten Schienen damit wir nicht mehr nur mit Sex Skandalen in den Nationalen Medien erscheinen und zudem ist der Oberpfadi noch im Gerede um einen Thuner Gemeinderat Sitz…. Da kommt mir nun aber wirklich die Galle und der Weisswein der letzten Nacht hoch. Solche Blender hat es zwar immer schon gegeben, früher wurden die in den Brunnen geworfen und ausser Gefecht gesetzt aber heute sind die Menschen so abgeschliffen, das sie nicht mehr merken wie viele Psychopaten unsere Gesellschaft fehlleiten und wie gefährlich solche Leute sein können.
Leider muss ich hier meinen Text abschliessen, für eine Total Analyse der Situation in Thunesien muss ich das nächste Mal weniger trinken… am Vortag und mehr Zeit einrechnen, zum Schreiben. Wer noch ein paar weitere Worte aus meiner Tastatur lesen will, geht auf WWW.MOKKA.CH / MC ANLIKER / TEXTE dort sind auch die ungeschliffenen und spitzen Diamanten zu finden.
EIN TIP VOM CHRÄMER: WEIHNACHTSGESCHENKE AUS DEM HAUSE MOKKA SIND EINE GUTE WAHL! Wir haben Mokka T-Shirts, Mokka Fussbälle (Fifa Norm) und Gutscheine für Konzerte und Gastro.
Auch unser Programm zum Jahresende kann sich sehen lassen.. es ist definitiv nicht mehr Zeit zum jassen, und wir…. wir nehmen es nur noch gelassen!!!
AUF EINE VOLLE BUDE ZUM JAHRESENDE REIBEN WIR UNS JETZT SCHON DIE HÄNDE.
KEEP ON ROCKING AUCH IM 2008 !!
ES GRÜSST EUCH, EUER
MC ANLIKER
MASTER OF OLD INDEPENDENT CULTURE
MASTER OF ENDLESS HOPE AND FINEST …
MONSTER OF CELEBRATION