September 2011

25 JAHRE OHNE NACHBARN, SO SCHÖN KANN DAS LEBEN SEIN….

Die leere Seite eines noch leereren Word-Dokumentes ist eingerichtet… und zwar bis an den linken und den rechten Rand und nicht zu knapp.. Zum Glück kann ich nicht so schnell schreiben, wie ich denken und fühlen kann.. Es ist Dienstag, 28. September 2011, abends um 22.45 Uhr, ich sitze, bei bezahlter Miete, auf den Balkon meines opulenten Stadt-Palastes, aus dem offenen Wohnzimmerfenster tönen sanft die gefühlsvollen Songs von Rosenstolz und auf der linken Seite quietschen sich, ohrenbetäubend, die Güterzüge durch den Bahnhof Thun, Richtung Süden… halb Thun ist ihnen ein paar Tage zuvorgekommen und quietschte, etwas leiser, in die selbe Richtung… Die zurückgebliebenen Arbeiter der Geleisbaufirma Sersa, Portugiesen, Spanier, Moldawier, Kroaten und einer aus Schwarzenburg, machen in diesen ruhigen Herbstnächten auf dem Gelände des Bahnhofes Thun einen tollen Soundtrack… sie bauen einige Weichen rück.. Rückbauen heisst heute, was früher Abreissen hiess. Irgendjemand in der Riesen-Verwaltung der SBB in Lausanne plant was in Thun geht, was nicht geht und wann was geht.. Lausanne ist sehr weit wegg von Thun und so ist auch klar, warum wir in Thun heute einen der abgefucktesten Bahnhöfe dieses Landes haben.

Der ehemalige SBB-Schalterbeamte, der die Stadt Thun 21 Jahre regierte, fuhr eben schon längst nicht mehr mit dem ÖV und so merkte er nicht, wie beschissen es dem Bahnhof dieser Stadt geht. Nicht nur er, nein, niemand in Politik und Verwaltung bemerkt, dass der Bahnhof Thun seit Jahren eine Antiwerbung für die Stadt macht. Da können wir noch lange die Stadt der Alpen ausrufen, können Jahrzehnte viel Arbeit in kulturelle Projekte stecken, können unsere sehr schöne Landschaft beschwören, das nützt alles nichts, wenn die Menschen beim Ankommen in dieser Stadt meinen, sie seien im Osten Bulgariens gelandet. Während ich den letzten Satz tippte, ächste sich ein Güterzug, mit ca. 50 Wagen, gezogen und gestossen von 4 modernen Loks, Richtung Lötschberg und ein Bauzug mit den langen Geleiseausbaumaschinen wurde für die Beschallung dieser langen, schönen Spätsommernacht in Position gefahren.. zum Glück habe ich einen leeren Aschenbecher am Start.. ich spüre, das wird eine lange Nacht und lange Nächte bin ich mir nun wirklich gewöhnt, das darf ich, ohne zu bluffen, laut sagen.

Es fehlt im Moment nur noch ein debiler Rufer, der,  irgendwo bei der Rosenau Post, Fuhlehuuung schreit.. Fuhlehuuuung..! Ich fühle mich in keiner Art und Weise persönlich angesprochen, wenn jemand Fuhlehung schreit.. faul war ich schon ewig nicht mehr, aber im Süden war ich auch schon (zu)lange nicht mehr. Ich habe in der Zwischenzeit den PIONEER SA-706-Verstärker meiner Stereo- Anlage etwas hochgefahren und nun habe ich halb Musik und halb Lärm..  Meine Mitbewohner sind zum Glück auch schon im Süden… Im Süden sind die Müden… Im Norden tun sie morden… Nein, das stimmt auch nicht genau, etwas dazwischen wird es sein.

Eigentlich sollte ich über Rock`n`Roll, Sex und Drogen schreiben, über 25 Jahre CAFE BAR MOKKA, sollte Räubergeschichten zum Besten geben, Seemannsgarn spinnen und euphorisch t(h)un.. Zeit zum leben.. ohne dich.. Rosenstolz legt gerade einen wunderschönen Popsong hin, zu schön… und der Warner der Geleisebau-Mannschaft bläst sein Warnhorn.. eine Lötschberger Kombination fährt mit bescheidenen 67.7 DB aus dem Bahnhof Richtung Süden.. Rosenstolz bringen 70 DB und es ist mittlerweile 23.45 Uhr und immer noch Sommer..

Ich frage mich jetzt schon, ob die zukünftigen Nachbarn unseres Clubs an der Allmendstrasse, dann auch so tolerant und charmant mit der Friktion in der Nachbarschaft umgehen werden, wenn sie 2013 ihre Luxuswohnungen beziehen werden.. 120 Wohnungen im gehobenen Stil werden an der Allmendstrasse, anstelle der Gerber Käsefabrik, gebaut..  Die CS hat das Projekt der MARAZZI Gmbh abgekauft. Guet Nacht am Sächsi..!!! Da nützt uns dann auch 27 Jahre Herzblut nichts mehr… aus Luzern, Zürich Basel und aktuell, aus Bern, kennt man die Geschichte von Musik Clubs und Nachbarn.. Der Warner bläst wieder sein Horn, ein Güterzug mehr fährt nach Süden.. zu den Müden.

25 Jahre CAFE BAR MOKKA war definitiv nur ohne Nachbarn möglich und jede/r weiss: Nachbarn sind (meistens) scheisse!  Der Warner bläst zum 72. Mal und es ist immer noch Sommer in Thun.

Euer MC ANLIKER wünscht einen schönen Herbst 2011.. auf das es weiter geht.. und weiter geht..
und weiter geht….. Tuuut..Tuuuut…Tuuuuut..

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