Mai 2007

DIE NATUR UND DAS WETTER ALS UNTERHALTUNGSTOOL… DIE SCHWEIZ IST AM VERSIFFEN, DEN BAHNHOF THUN KANN MAN KIFFEN… EIN HOLZKLÖTZCHEN ALS THERAPIEINSTRUMENT UND VOM SOMMER HAT DER MC SCHON GENUG…. EIN PAAR GEDANKEN VON MC ANLIKER ZUM WONNEMONAT
MAI 2007…

Diesmal hat es uns voll erwischt… ein Klima wie in T(h)unesien und dies bereits im April..!! Vor Wochen noch als Gag in meine Texte eingebaut, ist es nun plötzlich ernst geworden. Für die meisten meiner Mitmenschen ist das natürlich nur… hey, so super… huere pflegig…und andere Superlativen gebrauchend… für mich persönlich ist es eigentlich ziemlich Scheisse, denn ich bin einer der Menschen, die Hitze nicht wirklich lieben und noch weniger ertragen, und die nicht 8 Monate im Jahr auf Ballermann stehen, aber hier führt das schöne, warme Wetter leider nur zu Ballermann… Flaschen leeren… ein wenig Chillen… ein wenig Grillen u chli d scheiche ufeha… Für das erfolgreiche oder kostendeckende Betreiben eines Musikclubs mit Livemusik ist dieses Wetter sowieso das Ruinöseste, was passieren kann… Parallel zu dem schon sehr fortgeschrittenen Untergang der Musikbranche und dem sehr schnell zunehmenden Desinteresse der Musik gegenüber. Harte Zeiten könnte man sagen, aber manchmal muss man sich selber austricksen… seit 2 Wochen haben wir in der Künstlergarderobe ein sehr schönes, fabrikneues Leder-Clubsofa stehen… Investitionen in die Zukunft der Livemusik, auf das sie eine hat!

Nun, globale Entwicklungen diktieren uns die Bedingungen des Marktes, und wir können höchstens darauf reagieren und dies meistens zu spät. Wir, als letztes Glied zwischen Konsument und Anbieter, sind eigentlich eh nur noch da um Geld umzuleiten, und den vor sich hin serbelnden Musikern noch Sackgeld, Benzingeld und gratis Alkohol zukommen zu lassen. Geld, das wir mit Betreiben unserer Gastronomie und den Eintritten der Disco regenerieren. Das Publikum ist auch massiv globaler geworden, im Denken wie im Handeln, es sucht sich die Konzerte ihrer Idole im Internet zusammen und macht dann eine Reise zum Konzertort, manchmal noch mit Übernachten, Shoppen und Essen verbunden. Ein richtiges Tool… ein Unterhaltungstool, ein Event halt. An die hohen Preise haben sich viele Leute eh schon gewöhnt… und dass dann auch noch alles vollgepappt ist mit Werbung, das ist heute wohl auch normal, an das hat Mann/Frau sich auch längst gewöhnt.
Es geht grundsätzlich sehr viel Richtung allzeit verfügbar und jederzeit machbar… Hey… di sieche hei nidemau d’Badi offe bi däm Wätter… huere schtier… Mann… (am 10. April…) Der <moderne> Mensch sieht die Natur, das Wetter, die Kultur und sowieso mittlerweile alles, als Tool (Werkzeug) der Fun- und Konsumgesellschaft. Alles muss reinziehbar sein, aber subito, und das zunehmend von Menschen, die selber kaum mehr irgendetwas mit sich anzufangen wissen, die sich tagtäglich ablenken müssen und die Zeit totschlagen müssen. Dieses Kollektive …chli chille… eine Näh… chli easy fahre… an Beizentischen sitzen und ohne Ende, nervös wie ein Kokser, auf der Handytastatur rumdrücken und das Ganze als geselliges Zusammensein deklarieren, geht mir ziemlich auf den Sack und hindert mich daran, diese Orte überhaupt noch zu besuchen. l

In den letzten paar Jahren ist es leider mit fast allen Orten rund um unseren schönen See bergab gegangen, alle sind überlaufen, und überall hat es, zu fast allen Tageszeiten Menschen, die irgendeine Flasche oder Büchse leeren müssen oder irgend einen konischen, illegalen Ofen abbrennen müssen, und Menschen wie ich, die nicht gerne diese Kollektiv-Geschichten haben, dieses Einander-auf-dem-Badetuch-Rumstehen, werden von der Freizeitgesell= schaft an den Rand gedrängt und werden zum Einsiedeln zuhause verdammt. Gut, ich wohne zumindest noch so, dass ich zuhause sein kann und dort meine Ruhe finde, arbeite viel, so dass ich nicht so krass einsiedeln muss… Notfalls kann ich auch um 5 Uhr morgens baden gehen, und zumindest kenne ich noch einen Platz am Thunersee, der nicht überlaufen ist…

Aber unsere Gesellschaft ist schon sehr am verkommen… etwas, was ich als sehr schizophren empfinde… auf der einen Seite die Werbung, die uns vorgibt, wie sexy, gepflegt, designt, jugendlich und fröhlich wir zu sein haben, immer parat die Schönheitskönigin oder den Mister Universum zu vernaschen… immer gut drauf ,<ds Portmoneli> gestopft mit blauen Noten und in kauffreudiger Stimmung… auf der anderen Seite die Realität, die ganz anders aussieht… Das nackte Grauen ereilt mich manchmal, wenn ich alle diese Zombies sehe, die in dieser überschaulichen Kleinstadt frei herumlaufen… und das in den verschiedensten Szenen… zu verschiedensten Zeiten… Samstagmorgens auf dem Markt…. Samstagmittags im Denner… Samstagnachmittags bei unserem Beizernachbarn im Garten, wenn <der Tisch des Grauens> bei 28° die 6. Runde Bier wegstemmt und zum 426. Mal die Geschichte erzählt wird, wie Fridu oder Schämpu oder wele o immer … 1973 in Kabul die 4 Kilogramm schwarzen Afghan in den Land Rover eingebaut hatte und dann nach Goa gefahren ist und dort….. am Donnerstagnachmittag auf dem Mühli… am Freitagmorgen im Thunerhof … am Freitagabend um 6 Uhr beim Coop City an der Kyburgbrücke, wenn die Speerspitze der Konsumenten vollgepumpt mit dem staatlich reinen Heroin aus Afghanistan… (aber damit hat Fridu oder Schämpu nichts zu t(h)un, denn diese sind schon längst Alkis…) aus der Drogenabgabe über den Fussgängerstreifen torkeln und dabei in letzter Zeit generell sehr viel schlechter aussehen… oder dann gibt es noch Orte wie der Bahnhof Thun, der trotz den investierten Millionen aussieht wie ein 3. Klass Bahnhof im Elsass, weit entfernt von Paris und kurz vor der endgültigen Schliessung…

Falls diese Auswahl noch nicht reicht, empfehle ich einen Besuch des MMM im Neufeld…. Härter geht es nun wirklich nicht mehr… Überall Zombies… White Trash… soweit das Auge reicht, man könnte meinen wir seien ein Volk von Wohnwagensiedlungsbewohner oder Bewohner von Notunterkünften… Anstand, Rücksichtsnahme und verantwortungsvolles Handeln scheinen Fremdwörter geworden zu sein… Den Müll, den man unterwegs produziert, wird genau dort gelassen, wo er anfällt, dort können ihn dann so stiere Arbeiter der öffentlichen Hand… so Pimps vom Bauamt… wegräumen… schliesslich hani o scho mau schtüre zaut….!!!! Die Schweizer Städte gehören mittlerweile zu den abgefucktesten der Welt… die Thuner Allmendstrasse sieht zwischendurch aus wie eine Strasse im Roma Ghetto von Thessaloniki/Griechenland, und der Bahnhof Thun mahnt mich, wenn ich zurückkomme aus Städten wie Zürich, Genf, Lausanne oder Basel, immer wieder an einen Albanischen Regionalbahnhof, da kann auch der König der Bretzeln, der seit neustem im Keller des Gebäudes wohnt, nichts beschönigen. Das Abfucken macht der Mensch, der die Städte bewohnt… und es ist nicht die Jugend, die das macht… wie man immer so schön sagt, die ist natürlich auch daran beteiligt, aber auch Menschen, von denen ich es nicht erwarten würde, lassen ihr Bidifus Joghurt Verpackung einfach liegen, nach dem Citylunch, die Bierflaschen und Dosen nach dem Gelage am See, die Pizzaschachtel nach dem kleinen Hunger… Die öffentliche Hand bezahlt mittlerweile Millionen für das LITTERING (liegenlassen von Müll im öffentlichen Raum)

Das ist eine unschöne Entwicklung… aber der direkte Auswuchs unserer Konsumgesellschaft und dem Streben nach immer mehr und immer billigeren Produkten… Menschen, die nur Junk reinziehen werden Junk… wer nur Scheisse frist, wird selber Scheisse und Menschen, die ihren Lebensraum nicht respektieren, die die Natur als Teil ihres Unterhaltungsangebotes sehen und sich auch so der Natur gegenüber verhalten, können nicht schön sein, weil ihnen die innere Schönheit und die Sensibilität fehlen, weil sie keine Lebensinhalte oder Ziele mehr haben, die über das Konsumding hinausreichen. Menschen, die sich nur durch Konsumgüter definieren und deren Hauptaussagen tönen wie ein Werbespot, und die mit 35 noch krankhaft auf Teenies machen, können nicht die Verantwortung für unsere Gesellschaft übernehmen… weil die Problematik, die unserem Planeten bevorstehen sehr komplex sind, beängstigend komplex. So ist es leider.

Die Fun-Gesellschaft von heute wird sicher auch irgendwann älter und damit pflegebedürftig. Ich stelle mir manchmal vor, wie sie dann in einem Altersheim hängen werden, den Soundtrack des Alters auf den Lippen: äähh… ehhhh…äähhh.. in der Hand ein Holzklötzchen in Form eines Nokias oder Sony-Ericsson, der heutigen Zeit, das sie zu therapeutischen Zwecken erhalten, weil ihre Hände vom jahrelangen SMS-Drücken von Gicht geplagt sind wie einst die Hände einer Dienstmagd, nach 30-jährigen dienen auf einem Bauernhof… an der Seite den Katheterbeutel, weil alle durch die Bauchfrei-Mode der jetzigen Zeit Blasenprobleme haben und schwer inkontinent sind. Schöne Aussichten… sind wir ehrlich…!!!
Ich selber will nicht wirklich sehr alt werden.. und da meine AHV noch lange nicht fällig ist, kümmere ich mich doch gerne noch ein paar Jahre um die Zukunft unseres Paneten Mokka, eine Aufgabe die mich immer wieder voll auslastet und mir jeden Tag die volle Kraft abverlangt und das ist gut so..hiermit als noch die Pläne für den Sommer 07

MOKKA SUMMERDANCE VOL.1/07 und MOKKA SUMMERDANCE VOL.2/07 werden den Paradies-Garten vom   27. Juni – 22.September 2007, mit einer kleinen Pause dazwischen, bespielen. Ob im zweiten Teil noch Live-Shows stattfinden steht in den Sternen, zumindest letztes Jahr waren diese Shows sehr schlecht besucht und dadurch sehr defizitär. Ab Anfang Oktober 2007 wird es wieder ein Bühnenprogramm geben, auch wenn die Aussichten in Thun nicht so gut sind wie anderswo.

Die Planung für das Festival AM SCHLUSS 07 läuft, einige Künstler sind optioniert, andere sind vorgemerkt und den Platz, zwischen all den Outdoor-Alkoholabgabestellen, die den Mühleplatz mittlerweile wie ein Minenfeld an der früheren Zonengrenze überzogen haben, werde ich mir irgendwie suchen müssen…..
Und so kann es heissen: Mittwoch 25. Juli – Samstag 4. August AM SCHLUSS 07 Das Festival mit Musik zum Träumen… / Gratiseintritt / Moralische Spendenpflicht! Wobei der Samstag 4. August, als Novum, ein unverstärkter Abend sein wird… Da bin ich selber sehr gespannt darauf, was da möglich ist…
So ist der Stand der Dinge am Sonntag 29. April 2007. Den Worten werden Taten folgen… ihr habt wieder die Möglichkeit ein qualitativ gutes Musikprogramm zu beachten und mit einem Besuch zu unterstützen.

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