März 2002

Der Katzenjammer kam wie ein Hammer – Geschäftsbericht ohne Zahlen und wie kommt MC Anliker zu seinen 240 Millionen Pensionskassengelder ?? Das Wort zum Wonnemonat März 2002

Für uns hat das Jahr 2002 mit einem Schlag „voll mitten in Fresse“ begonnen! Nach den zwei Züri West Shows, anfangs Jahr lief gar nichts mehr. Ende Feuer, aus! Keine Umsätze, mit denen so ein Betrieb finanziert werden kann, gähnend leere Räume und noch schlechter besuchte Konzerte und das quasi über Nacht. Konzerte sind an und für sich schon schwer zu finanzieren, mit einem mittleren Geschäftsverlauf der Gastronomie geht es aber meistens oder ging zumindest bis heute. Plötzliche Veränderungen treffen die Betroffenen meist unvorbereitet und in der Kulturbranche ist kaum ein Betrieb wirklich gut gepolstert, es sind keine finanziellen Mittel vorhanden, die schlechte Geschäftsgänge überbrücken können. Kredite aufnehmen und sich verschulden wie das heute alle grossen Firmen praktizieren, kommt auch nicht in Frage… Abgesehen davon, bekämen wir ja von keiner Bank Kapital!!! (Mir chönnte euch äs Züriwescht Konzärt schponsore….)

Das Arbeiten macht unter solchen Umständen natürlich mehr Mühe, die Motivation zu finden wird schwieriger… Das Personal ist unterfordert und wird dadurch auch nicht besser. In leeren Räumen, und das kommt verheerend dazu, sieht man auch seine Gäste genauer… und zudem ziehen schlecht gehende Lokale innert kürzester Zeit Spezies jenseits von Gut und Böse an. Wo sie herkommen weiss niemand und wo sie hingehen, wenn das Geschäft wieder anzieht, interessiert uns dann auch nicht!

Man kann als Clubbetreiber seine Gäste auch nicht wirklich auswählen, kann höchstens mit dem Programm ein wenig Steuer in die oder die Richtung geben… Aber in einer Zeit wie der momentanen, ist Kultur, wie wir sie produzieren, nicht wirklich relevant und Konzerte scheinen im Moment eher nicht so angesagt zu sein… Ausnahme: das Retrogebiet, wo gegen einen hohen Eintrittspreis das gespielt wird, das alle schon kennen und schon hundertmal gehört haben. Selbst die 35’000 Gölä Fans, die seine 3 „letzten Konzerte“ besuchten… Sic, Sic, Sic, fanden die Bläser und Streicher auf der Bühne „ä fertige Seich u passt überhoupt nid zu Gölä…“ Die Veranstalter hätten mit einer gratis Cervelat mit Mütschli und einer mini „Thomy Senf“ Tube, pro Besucher, viel Geld sparen können… Das wäre billiger gewesen als Musiker! Was nicht etwa heissen soll, dass Musiker teuer sind… Auch für sie werden die Zeiten nicht besser… Ihre Gagen sind in der Zwischenzeit von mittelmässig auf ganz schlecht abgesackt… Im Februar hatten wir gleich zwei internationale Acts, die gegen 70% des Eintrittspreises spielten, was bei Maximum Roach, der Liveband der Hitparaden Cracks Apollo 440, ganze Fr. 220.- Einkommen gab…! Bildlich: eine 8köpfige vollprofi Crew, gepflegt, smart und hoch motiviert, reist mit grossem Mietbus und eigenem Tontechniker (ein Schweizer verdient Fr. 350.- Minimum als Techniker) an, arbeitet 6 Stunden für Aufbau, Soundcheck und Abbau und bietet eine fette Show auf höchstem Niveau, gibt den 15 Zuschauer/Innen 3 Zugaben und sind glücklich und zufrieden dabei… Beim Abrechnen ist immer noch alles korrekt…!? Aber für mich ist es sehr beschämend und noch vor 2 Monaten hätte ich auf Fr. 1’000.- aufgerundet, oder ihnen die zweite Hotelnacht mitbezahlt, (sie hatten in Thun noch ein Off-Day, mussten also Essen, Getränke und Hotel für die 8 Leute selber bezahlen) nur im Moment liegt das auch nicht drin…

What a Fucker Hell… With this business!!

Als Direktbetroffener (wortwörtlich!) nimmt man solche Situationen sehr persönlich und denkt über diesen und jenen Aspekt der Situation nach, hinterfragt, stellt sich und seiner Umgebung Fragen und kommt nicht wirklich besser drauf dabei. Es gibt auch nicht viel Spielraum… zulange macht man das und vor allem, zuviel wurde investiert und zu verhängt ist man mit der ganzen Geschichte, als dass man die Situation easy nehmen kann, wenn man schon grundsätzlich nicht so easy drauf ist, wie das von einem Eventmanager erwartet wird. (… so mit Musig u so schaffe, das isch äuä Mässerscharf… äuä huere easy Job, so mit dä Künschtler u so…)

Unsere Arbeit ist richtig. Das weiss ich! Und unser Programm ist in der ganzen Schweiz das dichteste, vielfälltigste und aktuellste Clubprogramm. Wir kriegen megaviel Lob und Anerkennung seitens der Künstler, die ja weltweit agieren und so auch viele Vergleichsmöglichkeiten haben. Unsere langjährige Erfahrung und immer wieder, neuen, jungen, Acts die Plattform ermöglichen, macht unsere Arbeit heute viel einfacher… Im internationalen Showbizz geniessen wir höchstens Renomeé… in Thun sind wir gut genug, den versifften Kiffsäcken den Müll wegzuräumen und dem Hanfladen, dem MC Donalds und Denner die Wegwerfpackungen zu entsorgen. (Hey sorry Mann, i ha de bi Euch o scho mau äs Bier kouft…!)

Das schmerzt manchmal, aber auf der anderen Seite weiss ich auch, dass Thun nie eine Kulturstadt werden wird! Zu hohl und zu oberflächlich sind die Leute hier, Neuland heisst hier Bauland und Musik meint Kisha und Gölä…

Für die Leute ist ein Club, der seit 16 Jahren arbeitet, zuwenig hip… Zuwenig hip, weil wir zuwenig Mainstream (Durchschnitt) auf unsere Bühne bringen, zuwenig Trendy weil unser Haus immer gelb gestrichen ist und immer die scheiss Blumen und immer die gratis Nüssli, gaht’s no! Und viel zu nüchtern… weil unsere Wände aus Stein statt aus Schnee gebaut sind und unser Personal immer nüchtern arbeitet… so kommt es natürlich auch schlecht zu einer Identifizierung Personal – Gast… was in „Chemischen-“ oder „Schneeclubs“ viel einfacher ist.  Es gibt sicher noch tausend andere Gründe… Ich kenne eine Frau, die wohnt in der Hauptgasse und für die ist die Allmendstrasse einfach zu weit weg… was soll’s!

Thun ist und bleibt die Hauptstadt des Mittelmasses, des Drogenkonsums und verdient nur eine Bezeichnung…

FUCK THIS TOWN!

Auf einen schönen Frühling und viel Schnee… Hebe ich die Evianflasche…

Es grüsst Euch Euer

                                                                                               

                                                                                                  MC Anliker

Master of Oldschool Culture

Master of Spend a Lot of Money for Toys

Master of his Universe

CAFE BAR MOKKA

Allmendstrasse 14 | 3600 Thun
033 222 73 91
www.mokka.ch | www.amschluss.ch

home@mokka.ch |  INFOS | AGB

HAUPTSPONSOREN
PREISTRÄGERIN 2023
UNTERSTÜTZT VON