März 2005

Ein Platz als Delta… Ich bin auch ein Bachbett… warmes Essen als kulturelle Aktion… ein Glas auswärts + 1 Flasche zuhause…. Gedanken zum Monat März 2005

Der Thuner Bahnhofplatz wird jetzt definitiv neu gestaltet… etwas um die 850`000 CHF werden aufgeworfen um aus diesem Mekong Delta einen, der Stadt entsprechenden, Hauptverkehrsplatz zu machen……. nicht gerade viel Geld, wenn man den jetzigen Zustand bedenkt, und wenn man weiss, dass ein hundskomuner Kreisel um die 300`000 CHF kostet.

Im Moment ist dieser Platz nur mit geländegängigen Fahrzeugen wie Jeeps, Hummers oder Mowag-Panzerwagen einigermassen sicher zu durchfahren… da kommt einem doch unwillkürlich die letzte Afghanistan Exkursion 1963 in den Sinn….. oder Sudan 1973… nur, dass ich da nie mit dem Velo unterwegs war…. ICH BIN AUCH EIN BACHBETT..!!!!!! schreit einem der Platz täglich an, und man glaubt ihm das auch…. bei der vierten Reifenpanne in 3 Wochen neigt man dazu, entweder der IG Velo beizutreten, den Gemeinderat der Stadt Thun einzuklagen oder das Velo im Rathaus flicken zu lassen…. Erwerbslose haben wir ja im Moment mehr als genug… der einzige, der sicher Freude an der heutigen Situation auf dem Thuner Bahnhofsplatz haben wird, ist der Christian oder Christof Saurer, der Mountainbike-Profi aus Sigriswil, der diesen Platz im Moment als ideales <Out Of Snow Trainingcamp> mieten könnte… so käme etwas Geld in die leere Stadtkasse und beim Umbau könnte dann mit diesen Mehreinnahmen, neben der Bus-Spur, vielleicht noch eine Spur für den Trampelwurm gebaut werden… oder vielleicht, neben den Manorfahnen noch ein paar Masten für Miss Saigon gestellt werden. Im Moment ist der Bahnhofplatz eine realistische Visitenkarte für 3600 Thun… jeder der ankommt sieht, was hier geht…..oder eher nicht geht, oder dass gar nichts mehr geht… ich war immer schon für Ehrlichkeit im urbanen Bereich, und Thun ist ehrlich, sagt jedem der ankommt, ob er es wissen will oder nicht…. hier ist Thun, die Stadt, wo ein Bahnhofsplatz auch ein Bachbett ist… Es war ja diesen Winter nicht ganz ersichtlich, ob wir mit Schlitten oder mit unseren angestammten Verkehrsmitteln durch die Strassen unserer Stadt fahren sollten… irgendjemand hat beschlossen, dass nur noch die Hauptverkehrsachsen geräumt werden und dort auch nur die Strassenmitte. Die Strassenränder, an die die Velofahrer gedrängt werden und die Trottoirs, wo sich der unpotente Teil unserer Gesellschaft drauf bewegt, waren diesen Winter nicht im Schneeräumungskonzept des Bauamtes vorgesehen, und so kam es immer wieder zu filmreifen Szenen, in welchen Mann/Frau, survival-unkundigen Rentner an der Allmendstrasse, auf dem Weg zum Kauf der Hundemarke für den lieben Rexli… wüsst dir är isch drum so ä liebä..är isch dr einzig wo mi verschteit…. beobachten konnte. Voller Mitleid mit den Tortouren dieser alten Leute wollte man schon fast den Einzahlungsschein für <Aktion Pro Senectute> ausfüllen…. Wir waren aber human und haben einen Aussenposten mit Glühwein, Klosterfrau Melissengeist, Skistöcken und Wärmedecken aufgestellt und den alten Leuten Mut zugesprochen… chömet… chömet… nume no dert, dä Ischbärg… ar Flangge nacheloufe… äne abe chöiter sitzligse…. parallel zu dieser Aktion habe ich auch dreimal auf dem Bauamt der Stadt Thun angerufen und sie gebeten, doch einmal vorbeizukommen, und vielleicht in der Teamsitzung im April die Situation zu besprechen und dann im Juni eine Räumungsequipe vorbeizuschicken…

Wir gingen mit guten Beispiel vorab und räumten das Trottoir bei uns und dem Haus vorher, und wenn ich ihn nicht gebremst hätte, wäre der frisch verheiratete Soner immer noch mit der Schneeschaufel unterwegs… irgendwo im Bereich Bernstrasse…… ja, WIR SIND AUCH EIN BAUAMT..!!!!!!! Die Leute waren uns so dankbar für unsere Aktion, dass sie gleich hunderte von Franken spendeten und uns ihre ganzen Erben zusprachen…. das hilft uns im Moment sehr zum Überleben… ist doch das Interesse für unser Bühnenprogramm auf einem historischen Tiefstpunkt angelangt.

Tiefer kann nicht mehr getaucht werden, sonst kämen wir dann auch auf die Erkenntnis: Auf dem Mars gibt es ein Eismeer…!!!!!! ES IST JA ZUM GLÜCK NICHT NUR UNSER PROBLEM mit dem schlechten Geschäftsgang, Thun hat mittlerweile ein Januarloch, das sich weit in den März hinein zieht… und wenn dann im August die Bombenkrater bei der Patchworksanierung des Thuner Bahnhofplatzes zugefüllt sind, wird das sicher auch ein wenig Aufschwung geben in Thun, nur schon psychologisch gesehen, aber auch ganz praktisch wird es Schub geben, ich werde als Velofahrer und morgendlicher Gast des Café Mani’s bei der Dennerpost am Bahnhofdelta beim Wegfahren sehr viel schneller sein können, und wenn ich dann mein Velo wieder habe, welches mir zum fünfzigsten Mal vor dem Club gestohlen wurde… blöderweise ein Tag vor dem Wintereinbruch, und somit liegt es seit 4 Wochen irgendwo an einer Hausmauer im Westquartier unserer Stadt und ärgert den <Hene>, der beim Schneeschaufeln immer dieses Velo sieht und denkt… sicher wieder dr jung Blatti von 134… dä würd o gschider eis ga bügle wi üsereis….. werde ich dann jeden Tag wieder ein paar Minuten mehr Zeit haben mich um die Vermarktung unseres Programmes zu kümmern, und so vermehrt die Januar-, Februar-, März- und Aprillöcher wettzumachen….

Gut, ich gebe ja zu, dass eine Professionalität, wie wir sie mit unserer Arbeit anstreben, in dieser Zeit eine schwere Bürde sein kann.. was braucht es internationale Acts… Zeitungsmeldungen… Plakate… Websites… gepflegte Räume… Künstler die Gagen erhalten… die in Hotels übernachten…. CD-Taufen…Tourstarts…. exklusive CH-Shows, und weiss ich nicht was alles????? wenn es ja einfacher auch geht. Wie es geht, zeigt unser Nachbar Roberto mit der <New Gastro Culture GmbH> mit Betonung auf GmbH….. da braucht es keine Werbung, da wird um 16 Uhr mit einer Kreide, die 20 Rappen kostet, die alte Wandtafel beschrieben… heute: Alpin Four – Jazz vo hie, und am Abend sind dann sicher mehr Spezies aus dem Bekanntenkreis der Musiker im Raum, als wenn wir den <American Jazz Trompet Award Winner 2004> auf der Bühne haben und ihn in 1800 Programmheften, zig Plakaten, Vorschau mit Bild in der aktuellen Zeitung und so ankünden, ihm die Traumgage und Hotel zahlen und die ganze Arbeit machen, die ein Konzertbetrieb im klassischen Stil mit sich bringt. Vis-à-vis gibt es ein Bier, zwei gratis… einen unfreundlichen Wirt, den es nervt, diese Umtriebe machen zu müssen, und den eigentlich nur interessiert, dass ein paar Leute da sind, und er ein paar Bier verkaufen kann…..Gage…??? he…???? Essen…???? he…???? Tonanlage..???? he…????

WIR SIND AUCH EINE OPER..!!!!!! Letztlich gab es an einem Sonntagabend sogar etwas zu essen in der Kneipe…. man stelle sich das vor… echtes warmes Essen, von einem Menschen gekocht und mit der Kreide auf der Tafel, als Topevent angekündet… WIR HABEN OFFEN !!!!! steht auch zwischendurch auf der Tafel… mich hat es als Werber schon manchmal gelüstet, diese Zeilen abzuändern… wir sind besoffen (ab 22 Uhr…)… wir haben uns verschloffen… wir haben erbrochen… und vieles mehr könnte da auf der Tafel stehen… oder vielleicht gäbe es einen Tafelevent… alle tafeln vor dem Haus und dazu ein Hausbier und DJ Frudi….

So, fertig dem Nachbar an das Bein gepinkelt…!!! Das Jahr geht ja wieder vorwärts… OTTO`S (Schadenposten) verkauft jetzt aktuell ein Partyzelt, welches in drei Minuten aufgestellt ist… für 99.– CHF… 4 x 500 g Café für 10.– CHF… 6 Flaschen spanischen Rotwein für 20.– CHF… 6 x 3 dl Gläser für 3.90 CHF dazu noch Haribos für 1.90 CHF… alles Produkte, die den Leuten das <Geiz ist geil> und das Zuhause-Bleiben einfacher machen.

Verschärfte Antiraucher-Strategien, die ganzen Promille-Gesetze und der umkämpfte Heimelektronik-Markt werden dazu beitragen, dass sich in den nächsten Monaten die Gastronomie-Landschaft-Schweiz erheblich verändern wird.

Jetzt schon sind Mittwoch- und Sonntagabende so etwas von unrentabel. An einem Sonntagabend hat es in Thun, wenn es hoch kommt, zusammengezählte 48 Personen, die in 25 geöffneten Lokalen dem Grauen in die Augen sehen… und… nach einem solchen

Erlebnis bleibt auch der härteste Beizengänger lieber zuhause und amortisiert seine Miete…..!!!!!!!! Im Schaufenster der Brennstoffhandlung van der Heide in der Freienhofgasse steht seit langem ein Schild mit dem Spruch: 1 Glas auswärts + 1 Glas zuhause! Ehrlicher würde stehen: 1 Glas auswärts + 1 Flasche zuhause! Whiskey natürlich, denn dies ist ja das Spezialgebiet des genannten Dealers. Grundsätzlich, wieso soll ich ausgehen, wenn ich ja zuhause auch sein kann, und ich ja mit meinen Kommunikationsmitteln mit der ganzen Welt verbunden bin.????

Ja, so sieht es aus an der Gastro- und Ausgehfront… noch haben wir ja den Mut für unsere Konzertprogramme, die diesen Namen auch verdienen, aber der Frühling wird bestimmt kommen…. mit ihm vielleicht wieder die Horden von Kokain-Dealern, die wir letztes Jahr ertragen mussten… die Rucksackkids, die Woodstock so geil fanden, und weil sie wissen, dass es dort zuwenig zu trinken gab, die Rucksäcke gut gefüllt haben mit Wein und Bier aus dem Denner… weil: Ich bin ja nicht blöd… und…. Geiz ist geil… zudem kommt ja jetzt ein neues 3-tägiges Openair-Festival in den Ausgaben-Raster, und so ein richtiger Antifa-Punk muss doch die Toten Hosen sehen und Millencolin und Queens Of The Stone Age… weil die ja schon stoned im Namen sind und alle sehr alternativ und politisch bewusste Multimillionäre sind, und die müssen ja schliesslich immer reicher werden… darum werden die erhofften 20`000 Kids auch dort sein, wenn das Kapital ruft… und irgendwo muss ja das Geld gespart werden, sind wir ehrlich.

Tendenziell gibt es immer mehr junge Leute, die dem Riesenangebot, das auf sie zugeschnitten ist, kaum mehr widerstehen können und irgendwann mal in der Schuldenfalle stecken bleiben… Der Gang zu den Sozialämtern scheint ihnen leichter zu fallen als der Generation ihrer Grosseltern… aber belasten tut es gleichwohl. Die Jugendarbeitslosigkeit wird ja erst jetzt langsam von den Politikern und Behörden erkannt…. ja, es kann schon sein, dass die Wirtschaft zuwenig macht für die Jugend….. sagen sie dann sacknaiv… aber sind wir ehrlich, bei 5 Milliarden CHF Jahresgewinn, kann eine grosse Firma nicht noch sozial sein, was würde da der Aktionär sagen…..

Ansonsten ist aber vieles im grünen Bereich… dem schmerzendem MC Herz geht es den Umständen ensprechend schon wieder sehr viel besser… und die Zukunft ist da angepackt zu werden, jeden Tag, jede Nacht…!!!!!!

Die Neuheiten aus unserem Haus entnehmt ihr dem Programmheft, die Musik, schöne Bilder und einiges mehr, gibt es auf www.mokka.ch

CAFE BAR MOKKA wünscht sich und den auftretenden Künstler/innen besser besuchte Konzerte und ein respektvolleres Publikum im und um das Haus. Der Frühling wird kommen und zwar schon bald und mit voller Kraft. Ihr werdet es spüren…

Liebe Grüsse aus dem Kulturghetto MOKKA, welches immer noch funktioniert, und das ohne Coca…

Euer MC Anliker

MONSTER OF CEREMONIES

MASTER OF HALF BROKEN HEARD

MASTER OF WINTERHELP FOR OLD CITIZEN

MASTER OF ILLUSION

PS: Mein neuer Lieblings-Satz: IN FOLGE KRANKHEIT DES KÜNSTLERS IST DIE SHOW

VON HEUTE ABGESAGT.

CAFE BAR MOKKA

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