Mai 2002

Assis, Mongos, Freaks und tote Bürger… der Kulturverlust als chemische Keule und anderes aus der Feder des MC

<Blumenfritz> ist 67 und wohnt in einer Alterssiedlung in Basel, invalid… Er ist Ehrenbürger der Stadt Basel – 1974 wurde er als Berner (von Walterswil) im Basler Rathaus zum Ehrenbürger ernannt…! Waldmann Ruedi, Blueme Otto und Blueme Fritz waren damals im Niederdorf Rosenverkäufer und da kam ein Telegramm, das aber Fritz nicht lesen konnte, weil er Analphabet ist. …der Herrgott soll’s richten…! Weisch, i ha äs Haubtaxabi… weisch, i bi itz zäh Jahr z Thun… ehrehaft… und im Stimmrächt bini 100%… tout le Suisse… Otto und Fritz… / mir si Schwizermeischter… Fröilein, no ä zwöier! aues kennt! Aues erläbt…! Bluemenfritz isch eidgenössische Rosekavalier, jesses… Dankschön Maria… I läbe no…! Dies sind die Worte von Blueme Otto, der am Mittag ziemlich betrunken im Gastwerk sass und ein privates Performance-Festival veranstaltete… ich wollte eigentlich in Ruhe schreiben, aber nachdem schon im ersten Restaurant eine Nachlasssitzung des Alpenrösli Genossenschaft stattfand, es war 11 Uhr Morgens, habe ich mich damit abgefunden, dass das Schreiben in Kneipen schwierig oder gar unmöglich ist. Hey MC, schrib doch im Schlaf… / I wett di Bruef nid… d’Musig zahle, z Hotel zahle u am Schluss hesch nidemau äs Täuer Suppe… (Otto Live) so geil kann das Leben eines Kulturtäters in der Provinz sein…!!

  Die Kunst des Erlebens auch wenn nichts passiert, auch wenn man das Gefühl hat… da passiert ja gar nichts…!! Muss gelernt sein. Genau beobachten, Details beachten, Veränderungen wahrnehmen, sich involvieren und immer wieder, die Augen offen halten, nur so kann das Leben eines sesshaften Workaholic interessant sein und bleiben.

Gut, so ganz uninteressant ist mein Leben nicht, es passiert ja schon täglich etwas aussergewöhnliches, ist es nur, dass ein Besucher die schöne Palme im Garten anzündet oder irgend so ein Ego zum zigstenmal die speziell umgebauten Lavalampen ab der Aussenbarfassade murkst (der Teufel soll Dich holen, du Wichser!) Oder eben Otto von Arx, 75 schon Mittags auf dem Set auftaucht.

Viel interessantes passiert aber eindeutig hinter den Kulissen, unter Ausschluss des Publikums. Die Geschichten, die da während den späten Nachtstunden in der Garderobe erzählt werden… Rock’n’Roll Garn quasi… die Geschichte, wie Vive La Fete, zwei Wochen vor ihrem Thuner Auftritt, am Rosenball des Fürstenhauses in Monaco, den ersten Tanz für Prinzessin Caroline musikalisch unterlegen mussten und wie die Ballbesucher, die 1500 Euro Eintritt bezahlt haben, mit der Body Electric Musik des Quartetts ihre Mühe bekundeten und wie die Prinzessin Stefanie auf den Putz gehauen hat, ohne ihren schweizer Lover, Hey this was a completely Freakshow… und wie sie von allen Seiten Koks angeboten erhielten… und alle sie so geil fanden… bis sie aber gerne auch noch in den VIP-Club gegangen wären… aber dort ganz klar nicht eingelassen wurden und all die Leute, die vorher mit „den Exoten“ Champagner getrunken haben, sie dann nicht mehr kannten… Hey, i told you… completly Freakshow… Shit Monaco! Shit Caroline! Fuck them… bei uns waren Vive La Fete natürlich <Very V.I.P’s> und gerne gesehene Gäste! Oder die Geschichte von TV Smith, der am Tag vor dem Thuner Auftritt als Special Guest der Toten Hosen im Hallenstadion ganze 6 Minuten auf der Bühne stand aber vorher ca. 1 Stunde brauchte bis er überhaupt zur Bühne kam…

Oder die Geschichte von Reamonn Garvey, dem Sänger von Reamonn, der für die deutschen MTV Awards Preisverleihung etwas ganz spezielles zum Anziehen suchte und dann in einer der teuersten Boutiquen Münchens einen megaspeziellen bodenlangen Ledermantel kaufte, ein Einzelstück, wie ihm die Verkäuferin versicherte und dafür eine Schweinekohle hinlegte… und als er zur MTV Limousine ausstieg um den Roten Teppich zu betreten stieg eine Limousine vor ihm Sven Väth aus… und… hatte den genaugleichen Mantel an…! sic, sic, sic… peinlich! Wie sich später herausstellte, im gleichen Laden als <Einzelstück> gekauft…!

Ja, Geschichten sind und bleiben das Salz im Leben eines Sesshaften, der die halbe Welt zu Besuch hat!

Generell gilt sowieso: Wer kein Handy hat und nicht alle 4 Monate irgendwo hinfliegt, wer noch weiss, wann Gemüse Saison hat und wie man Gemüse kocht oder überhaupt noch kochen kann, wer Briefe schreibt, Faxe verschickt, sich um Typographie sorgt, grafische Ansprüche hat und pflegt, noch weiss, dass zu A auch B gehört und der weiss, dass „mit mache isch no nüt gmacht…“ gilt, der Arbeit nicht als Last und negativ empfindet und der auch für einen kleinen Lohn genau so gute Arbeit leistet, wie der Ospel für seine 12 Millionen Jahresgage, ist heute sowieso ein Ausserirdischer, ein Idiot, ein Assi, ein Mongo, ein Freak, oder ganz einfach nicht ganz klar im Kopf.

Der Kulturverlust unserer Fungesellschaft ist sowas von verheerend! Vorher…. Nachher…!! Stellt Euch vor, ab 8. Mai müssen wir alle am Bahnhof in ein Postamt, das von aussen aussieht, wie das Provisorium einer Matzda Garage in Tschechien und innen daher kommt, wie ein Denner auf dem letzten Zahn… Nur schon die Vorstellung, in einem solch widerlichen Gebäude noch dieselbe Arroganz und Schnoddrigkeit von den Postangestellten ertragen zu müssen wie bis anhin… treibt mir die Ohnmacht hoch…! Horror komm raus Du bist umzingelt!

Der Bürger schluckt ja alles… und lässt ja auch alles mit sich machen… zahlt jeden Preis und weiss…: nur wo Scheisse drauf steht ist auch Scheisse drin!!!

Wir sind ein Land von Hosenscheissern, Schlucker und Ignoranten, gefangen in unserem scheinbaren Wohlstand, ausgenommen wie Weihnachtsgänse und tot wie nur etwas! Fertich! Wir sind fertich!

So, liebe Leserinnen und Leser, mein Pentel® Sign Pen, made in Japan ist auch schon ziemlich fertig… Frau Jenni wartet auf das Dokument und sowieso, jetzt ist genug!

Dass das vorliegende Programm Weltklasse ist und dass ihr am ersten Mai an die Demo gehen solltet und unser Lokal besuchen müsst, ist eh klar!!

Im Mai habe ich kaum frei und bin wohl viel zu wenig high… Aber dennoch bin ich frei !!

Einen schönen Frühling und Schmetterlinge im Bauch wünscht Euch…. Euer:

                                                                                               

                                                                                                   MC Anliker

MONSTER OF CEREMONIES

CAFE BAR MOKKA

Allmendstrasse 14 | 3600 Thun
033 222 73 91
www.mokka.ch | www.amschluss.ch

home@mokka.ch |  INFOS | AGB

HAUPTSPONSOREN
PREISTRÄGERIN 2023
UNTERSTÜTZT VON