Januar 2013

DAS LEBEN DARF AUCH EINMAL EIN TOLLHAUS SEIN.. DER SPANNER IM KONZERTRAUM UND ANDERE GEDANKEN VON MC ANLIKER ZUM JANUAR 2013

Wenn ich jeweils hinter dem Mischpult unseres Club stehe und für eine Show das Licht fahre (<Eine Show fahren> ist der Ausdruck in der Branche) oder den Bühnensound mische, habe ich immer das Publikum zwischen mir und dem Geschehen auf der Bühne, das ich beleuchten oder beschallen muss, und somit bin ich immer im Rücken der Besucher/innen, und da ich sowieso zum Inventar gehöre, achtet auch niemand darauf, dass hinter ihnen 2 wachsame Augen ziemlich viel registrieren… Für mich ist es ist immer wieder sehr spannend, den Menschen beim sich vergnügen zuzuschauen… auch nach all den Jahren. Man könnte Bücher schreiben über das, was man da sieht, spürt und ahnt… meine Menschenkenntnisse werden immer wieder verfeinert und das schätze ich sehr. Was mich am meisten fasziniert, sind die Momente, wo es dann wirklich passiert, wo zwei Menschen aus dem Stadium des füreinander Schwärmen und Flirten ernst machen und es dann plötzlich hauruck geht und die ganze Feinheit und Spannung zusammenfällt und der plumpe Weg des Zusammenkommens seinen Gang nimmt.. Manchmal müsste man einfach dazwischen gehen und sagen: Stop, hey so schad. Man spürt manchmal, dass da zwei Menschen etwas machen, das sie besser lassen würden. Aber eben, ich bin ja quasi Inventar und Inventar muss sich aus den Emotionen der Besucher/innen raushalten, ausser es geht gegen den Club.

Die Veränderung der Stimmungen im Verlaufe eines Konzertes sind manchmal extrem… es ist je nach Besucher/innen-Zahl und je nach Musik, die gespielt wird, sowieso immer anders. Manchmal wird der Club innerhalb kürzester Zeit zum Tollhaus und dementsprechend wird dann an der Bar zugeschlagen und alles wird plötzlich ziemlich verrückt. Grundsätzlich ist es an Konzerten aber immer friedlich, weil Musik eine extrem versöhnliche Art haben kann, auch wenn es 200 Menschen sind, die zusammen bei Saunatemperaturen 2 Stunden im gleichen Boot fahren, und niemand dabei nüchtern ist….!!!! Es funktioniert bei uns immer noch ohne Security und Kontroll-System, was bedingt, dass man den Kunden ernst nimmt und Geben und Nehmen im Verhältnis sind. Über 3400 Shows habe ich in 26 Jahren CAFE BAR MOKKA gefahren und immer wieder gibt es Momente, die neu sind und man staunen muss, dass dies oder jenes auch noch möglich ist. Zwischendurch denke ich zwar auch, dass ich wohl langsam alt werde, aber: LETZENDLICH SIND WIR ALLE TOT.

Hey easy MC.. einen Text zum neuen Jahr zu schreiben ist immer schon schwierig gewesen… viele Jahre schon musste der innere Schweinehund überwunden werden… und immer ging es. Äs geit äbe immer..!!! Hueresiech… Mitten im Endjahres-Stress muss das Hirn nochmals wirklich aktiviert werden, und alles hat dann noch einen Drucktermin, der wie ein Schwert über dem Ganzen hängt. Das aber finde ich extrem uncool. Aus Zeitmangel checkt man dann alte Texte durch, die man vielleicht etwas abändern und aktualisieren kann, zwar eine gängige Art, die aber besser nur einmal im Jahr und auch nur als äusserster Notfall angewendet werden sollte.

Die folgenden Gedanken habe ich einer Rede zum 1. August 2006 entnommen, geschrieben habe ich sie damals zwischen Stuhl und Bank unter extremem Zeitdruck.

<<Der Jugendwahn der heutigen Zeit führt dazu, dass wir der Jugend heute ganze Gemeinplätze überlassen, für die sie definitiv noch zu jung, zu unreif, ist. Eltern wollen heute Kumpels der Jungen sein, räumen ihnen alle Steine aus dem Weg, erfüllen den Jungen jeden Wunsch, der ihnen möglich ist, und lassen ihnen Freiheiten, mit denen Kids, Jugendliche, nie umgehen können… und vor allem schauen sie weg, um ja nicht der Realität in die Augen schauen zu müssen… Das, um ja nicht als stierer Sack dazustehen und um ja keine Probleme mit den Kids zu haben… . Was meint denn der griesgrämige MC ANLIKER zu den Kids von heute.. ? <Mit 10 das erste kleine Tatoo, mit 13 ein Nasenpearcing und mit 17 sind die einst so herzigen Kinderchen mit Höhlenmalereien vom Steissbein bis zur Schulter, auf Lebzeiten verunstaltet und sehen aus wie einst ein stolzer Maori- Häuptling in der Südsee, der 26 Seeschlachten für sein Volk gewonnen hat… Die Frage, die sich unweigerlich stellt: wie ist da eine Steigerung noch möglich?? Ja, um dann vielleicht mit 22 folgende Aussage zu machen: I ha mir überleit, ob i z’Dütschland sou ä Domina Usbiudig ga mache… Obwohl man ja heute, dank Aufklärung und extremer Offenheit weiss, dass eine fähige Domina mindestens 40 Jahre alt sein muss, um ihren anspruchsvollen Job gut zu machen. (Ja, nur schon tiefenpsychologisch muss Frau viel wissen, dann die medizinischen Kenntnisse, die es bei Hodenabbinden, Face-Sitting und auspeitschen braucht, und dann ist auch Materialkunde sehr wichtig… Frau muss wissen, wie nasses Leder auf der Haut wirkt, muss etwas über Latex, Kautschuk und Stricke wissen… Ja das isch im Fau nid so eifach… schusch würdme das o are Universität abiete, wi aues angere..)>

Auch drogentechnisch lassen wir der Jungend heute viel zu viel Auslauf. Was da jeden Abend abgebrannt, reingeschnupft und vor allem reingeschüttet wird, geht nun schon lange auf keine Kuhhaut mehr… das Ausmass dieser ewigen Party glaubt man ja, auch wenn man es mit den eigenen Augen gesehen hat, kaum. Es scheint, dass die Gesellschaft vor diesen gegen aussen so cool wirkenden Kindern kapituliert hat…. Wenn ein paar 12 – 14jährigen Chäpplibuebe, auf den Boden spukend (etwas, was wir Alten besonders nicht ausstehen können, das diese Kinder aber den überbezahlten Fussballern im Fernsehen abgeschaut haben…), auf dem Trottoir stehen, so dass niemand mehr wirklich durchkommt… wagt sich schon lange niemand mehr etwas zu sagen… aus Angst, von diesen Schissen fertig gemacht zu werden… Ich stelle mir aber diese Büeblis einfach nackt oder in Unterhosen vor, ohne das Chäppli und ohne diese Hosen, die immer kurz vor dem herunterfallen sind, ohne die 300.- fränkigen Turnschuhe mit den offenen Bändeln… Dann hätte ich genau das Bild vor mir, das eigentlich wäre… Ein paar unsichere Kinder, die nicht wissen, wohin mit den Händen und die am liebsten noch einen Nuggi hätten…

Viele Kids wohnen bis 30 und länger im <Hotel Mama>, mit 5 Sterne Vollservice, aber bitte keine moralische Einmischung…. und wohl gerade deshalb werden viele Männer nie wirklich erwachsen… wollen keine Verantwortung übernehmen, haben immer noch Turnschuhe an den Füssen und ein Chäppli auf dem schütternen Haar, hängen rum und saufen mit den Kumpels.. das ist heute völlig normal. Durch den Gratis-Service von Hotel Mama haben sie das Geld für das alles, was man heute so braucht, um dabei zu sein, um mithalten zu können, und das wird immer wichtiger. Und sonst einfach nach dem Motto: Man gönnt sich ja sonst nichts… Und: Eine heimer immer no gno… Das isch äso… Aber eigentlich und grundsätzlich geben wir der Jugend kaum mehr wirkliche Chancen zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit, zum Erarbeiten des Erwachsenwerdens, Freiräume gibt es quasi keine mehr und man stiehlt den Kids mit der Vorgabe des <coolen> und <trendigen> Superstars-Supermodels ganz einfach die Jugend, die dann mit 12 schon vorbei ist und nie mehr zurückkommt…  Und wir haben heute so dermassen hohe Anforderungen für jeden Idioten-Job, dass wir alten Säcke mit dem Bildungsniveau von damals heute in die Kleinklasse geschickt würden oder vom schulpsychologischen Dienst längst in einer Massnahme gelandet wären… Und: Wir erleben seit Jahren einen radikalen Abbau von Respekt, Anstand, Erfahrung und Weitsicht… Nach uns die Sintflut scheint die Devise zu sein, mein Handeln ist mein Handeln und das geht niemanden etwas an… Genau das, was uns die Wirtschaft vorlebt… Die fetten Gewinne absahnen.. und sobald es nicht mehr so läuft, wie es sollte, oder wenn es zuwenig Gewinn gibt, kommt dann der Staat zum Zug… Sozialpläne bei Massen-Entlassungen, Sozialgelder für die Ausgesteuerten und den Rest entsorgt die Wirtschaft über die Invaliden-Versicherung, IV… Saubere Vorbilder, die Herren Wirtschaftskapitäne… >>

Die Rede damals kam extrem gut an, das Publikum war Ü50… aber eben, der Text war zum 1. August und nicht zum Jahresbeginn. Zum Jahresbeginn erwartet man ja immer einen euphorischen Text. Scheisse!!! Nun, das Jahr 2013 steht am Anfang, wir haben alles vor uns und werden es packen.. es wird ein bombastisches Jahr werden, Ihr werdet es sehen. Wir sind für Euch da, wie immer und sowieso immer öfter.. und wenn Ihr dabei bleibt, wird es eh cool.

In dem Sinn beende ich diesen Text und wünsche Euch allen nur das Beste in den nächsten 12 Monaten. KEEP ON ROCKIN DOWN THE HOUSE….

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