August 2003

Ke Schtuss am Fluss, ke Schuss am Schluss… Und wie es auch schon einmal war hier, am Rande der Alpen… 10’200 Zeichen, stehend geschrieben mit 80 Mückenstichen….

Für einmal wollen wir nicht im Schilf stehen… Nein für einmal wollen wir über das Wasser gehen, wie einst der Mann, dessen Biografie sich heute noch sensationell gut verkauft. Auf zu neuen Ufern! Diesmal im wortwörtlichen Sinne, und bildlich: <Im Fluss> heisst das mysteriöse Teil, das den Anliker mit so Typen mit Kamera und Schreibblöcken, schon im eisigen Januar „a di grüeni Aare“ getrieben hat und damals schon die Junkies, Polys und Alkis (eigentlich sind es alle Polytoxikomanen, wie unsere ganze Gesellschaft) ziemlich verunsichert hat. Ein Festival auf dem Fluss, eben <Im Fluss> war die Idee, die der komische Basler (ä hartnäckige Siech), nach Thun brachte und für dessen Realisierung er a priori die Veranstaltungsgeschicke des Mokkas wollte. Diese wiederum, hatten sich langsam aber sicher auf eine ruhige Kugel eingestellt und wollten eigentlich nur noch in Ruhe ein paar Teamsitzungen machen und jeden 12. Donnerstag noch eine Disgo mit Fridu machen (Oldies u so!). Ja, dann kam alles anders… Die Sponsormillionen, die bald auf MC’s Schreibtisch lagen, haben ihn motiviert, nochmals Gas zu geben, und endlich wieder einmal den Finger aus dem … zu nehmen…! Go MC, Go! Der Rest wird Geschichte schreiben…

Ich weiss schon jetzt, dass dieses Festival ein Hit werden wird, weil nicht nur der Sponsor cool und zurückhaltend agiert, nein, auch die Verwaltung der Stadt Thun einhellig für uns und für Euch arbeitet und soviel Lebendigkeit am Wasser ermöglicht…! Merci, merci, merci! Klar, wir schreiben heute 2003… und es war nicht immer so, hier….!!!

Ich denke da 20 Jahre zurück.. Für mich persönlich ist diese Festivalgeschichte nicht wirklich ohne… Da werden plötzlich wieder die alten Geschichten hervorgeholt und so vieles in dieser Planungsphase löste richtige „deja vu“ Erlebnisse aus. Bar Mokka Waisenhaus… sind diese magischen Wörter, die alle über 35jährigen noch genau so klar im Kopf haben, wie ich auch. Dieses Kulturfestival im Herzen der Stadt war der Anfang von Allem… Zum Jahr der Jugend 1984, gab es eine kleine, abgespacte Bar mit schrägen Böden, Wänden und Decken, im alten Waisenhaus, in der Waschküche des heutigen Bindella Gastrobetriebes… Da waren die Lebensmittelkontrolle und die Sozialdienste, da roch es nach Linoleum und Desinfektionsmittel und in der Waschküche war der Veloraum für die Beamten… rund um das Haus, war ein grosser Parkplatz, da kreisten hunderte von Autos sinnlos stinkend und am Eck, im Cafe Mercantil gab es 8 Aussenplätze zum trinken dieses warmen, braunen Wassers, das damals noch als Cafe (äs Kafi oder äs Gaffi…) durchging…

Thun war damals eine Stadt, wo es noch zu und her ging, wie bei Gotthelf, eine puritanische, verklemmte Stadt, wo die Kirche noch im Dorf zu stehen hatte… Da war ein SVP Regierungsstatthalter, wie heute, der der Festerei nicht abgeneigt war, wie heute, und der gutes tat, für seine Spezies! Wie es heute sein wird, werden wir dann noch sehen… Der Neue muss erst noch beweisen, dass er auch moderne Leute und Anliegen unterstützt und dass er wertneutral genug ist… Weil, kennen T(h)un wir ihn doch eher als einer, der im Umfeld OHA, Tu-Event, Zivilschutz, SVP, gross geworden ist und das ist für mich als Kulturschaffenden doch eher Ausdruck einer längst vergangenen Zeit… Quasi eine Art Ballenberg auf zwei Schuhen… gut, geben wir ihm 100 Tage, ab 3. August 2003…!

Der Stapi (Stadtpräsident) war damals ein SP Lobbist, der immer nur in der Ich- Form gesprochen hat / Im Schloss Schadau 1985: … Da hie hani itz scho no chli müesse inveschtiere, itz hani grad d’Heizig müesse boue u no neui  Fänschter mache… der aber den  Wirtschaftlichen Untergang der Stadt Thun auch nicht aufhalten konnte… wie…?? Es gab eine bierselige Schattenregierung namens IGT (Interessengemeinschaft Thuner Innenstadtgeschäfte) dessen Sprachrohr wir damals als Idi Alpin (in Anlehnung an den Ugandischen Diktator Idi Amin) oder Bälliz Khomeini for President! in Thun plakatierten… Es gab in der ganzen Innenstadt etwa 50 Gartenbeizplätze und die waren alle irgendwie am Schatten… die Bewilligung für unser legendäres Kulturfestival Bar Mokka Waisenhaus, ging zuerst an die IGT und an sonst weiss nicht wen… und erst zwei Tage später an uns…  CONTACT _Con0000174B36 Robert Romann war als Leiter der Abteilung Wehrdienste und Hygiene noch bei den Schlachtviehställen im Grabengut untergebracht, wo man zuerst über Stiefel mit Kuhmist steigen musste, bevor man dann bei Herr Romann am weiss-rot karierten Tisch mit der <vergiss uns nicht> Familienfoto Platz nehmen durfte und sich anhören musste, wie unnötig, diese Lärmsache, die ihr da macht… ist.

1988 gab ich bei Coop Berner Oberland ein Unterstützungsgesuch für unser Kulturprogramm ein, das Fr. 65’000.- kostete und bei gratis Eintritt mit Kollekte, ja ganz klar defizitär war… Die Direktion (Herr Schild, ist heute Konzernsprecher Coop Schweiz) schrieb uns in einem ganzseitigen Brief, dass sie uns grosszügig mit Fr. 110.- in Form von Lebensmittelgutscheinen unterstützen werden… Wir lehnten dankend ab und forderten sie auf, das Geld der Berghilfe zu spenden. (Diesel für Bergbauern!) Man muss heute einmal zum Elvira Event Dorf pilgern und sich das Engagement der heutigen Coop Schweiz anschauen… Da sind gut und gern Fr. 400’000.- aufgewendet worden.

Plakatieren war damals noch frustrierender als heute… Damals kam es vor, dass die Scheriffs eine halben Nachmittag hinter dir nachzogen und ihre Arbeit für eine saubere Stadt machten… Plakat für Plakat für Plakat… Als städtischen Support für die Kultur waren damals auch nur die Sheriffs eingeteilt… Die waren aber dafür bei jedem Konzert um 21.50 Uhr hinter der Bühne um den Stecker rauszuziehen…!

Bis 1994 machten wir dieses Festival 9 Mal, 7 davon mit grossem Programm, während 3 Wochen, alles mit gratis arbeitenden Leuten und Öffnungszeiten ab 14.00 Uhr… uns hat dieser Anlass stark und gross gemacht! Wir haben durch dieses regelmässige Adrenalin Management und durch das jährliche wiederkehrende Investieren viel Erfahrungen gemacht und viel Raum zum ausprobieren gehabt. Heute sind wir mit unserem Club eigentlich Top of Top, nur merkt das niemand mehr… Ausser die Politiker und die Leute aus der Verwaltung… Die Leute, die gestern verhinderten, sind heute gereift, haben viel gelernt und sehen ganz klar unsere Qualitäten, und das heutige Publikum ist träge und dumm geworden, legt keinen Wert mehr auf Inhalte. Qualität und Individualität ist zwar gesucht, doch niemand hat mehr den Mut dies zu leben. Wir sind eine devote Gesellschaft von Konsumenten geworden, die sich von der Wirtschaft immer mehr über den Tisch ziehen lässt, sich jeden Scheiss andrehen lässt und nur noch Massenevents erträgt. Besinnlichkeit und Tiefe lassen wir nur noch zu, wenn es als teure Therapie oder als Irrglaube daherkommt.

Young, Fun and nothing to do! Das ist das Lebensgefühl der heutigen Jugend auf den Punkt gebracht. Gepiercte Brustwarzen und Schamlippen mit 15, Ganzkörper Tatoos mit 18 und Ecstasy schmeissen bis 35… 900’000 Volksmusikfreunde tanzen durch Zürich! Vielleicht werde ich nach dem Fluss Event nie mehr so etwas machen wollen… Aber so wie es heute, 4 Tage vor der Eröffnung aussieht, wird dieses Event nicht nur aus musikalischer Sicht grossartig, nein, es wird auch Gastronomische Zeichen setzen. Der Chef der Gastronomie <Im Fluss>, Mario Schlachter, ist unter 25jährig und wird eine Crew von acht Leuten leiten… Die acht Geldsammler/innen sind auch aus verschiedensten Ecken zusammengesetzt und sie werden Euch schon ein wenig bedrängen… Erstmals gibt es in Thun auch Mehrwegbecher mit Fr. 2.- Depot. Wir sind ganz klar auf Eure Spenden angewiesen und auch auf die Berücksichtigung unserer Gastronomie: Respect! And, think global, drink local!! Neben <Im Fluss> läuft ja auch noch Mokka Summerdance Vol.2 / 03 und so kann Mann/Frau auch locker vom Mühli noch in den Paradiesgarten wechseln… Das Wetter soll mitspielen bis Mitte September!!

Schiff ahoi! Ruft Euch Euer Kapitän zu…

Mit fiebrigen Gefühlen und zittriger Hand:

                                                                         MC Anliker

Master of Ceremonies

Master of Riding the wild River

Master of not standing still

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