Was eine violette Versace Brille bewirken kann… Die Jugend auf Alkopop… und Bush wird ein Massenmörder, MC Anliker zum März 2003
Susanne schenkte mir eine Brille, die sie von einem Verehrer geschenkt bekam, wohl in der Absicht, bei ihr seinen Punktevorrat zu verstärken… Der Schuss ging quer ab… Die Brille gefiel ihr nicht und die violetten Gläser waren zu „spaceig“ für den Alltag… Nun, ich als Nutzniesser dieser Situation schwelge in diesem psychadelischen Rotstich, der auch einen sehr düsteren Tag in einen Ferientag verwandelt und scheint dann die Sonne, wie jetzt zum Zeitpunkt meiner Schreiberei, wird es richtig LSD mässig. Es ist Donnerstag, 27. Februar 2003, 16.30 Uhr, ich sitze in meinem Wohnzimmer am langen Tisch, neben mir Superman, Mimmie & Micky Mouse, Homer Simpson, die Teletubbis, Galen, Captain Amerika, Sylvester <The Cat>, div. Heilige und viele Monster. Ihnen gehört die Wohnung in meiner Abwesenheit und die ist grösser als meine Anwesenheit… Die starke Frühlingssonne scheint durch die alten Fenster. Ein Fenster ist geöffnet, damit das Hirn mehr Sauerstoff erhält, zum Denken beim Schreiben. Der <Pentel Sign Pen®> wirft Schatten auf das Papier und das wirkt schon fast irritierend beim Schreiben. Die Sonnenbrille macht das weisse Blatt leicht violett… Aus den Boxen tönt Stefan Eicher ab dem Album <Carcasonne>, Goodbye singt er, untermalt von einem Wald voller Instrumente… Er passt zu diesem Winter-Frühlingsnachmittag, mit diesem hoffnungsvollen Sonnenlicht, das dem Menschen, der dies noch wahrnimmt, den Tag zum Guten wendet. Mit einem solchen Tag muss man sich arrangieren, die Zeichen erkennen und die Akkus aufladen mit dieser kostbaren Natur-Energie, die so positiv daherkommt, wie schon lange nichts mehr in der letzten Zeit! Meine violette Brille wird das Gefühl wohl noch verstärken, das gebe ich zu. Die Brille hat sich nachträglich als ziemlich fettes Geschenk herausgestellt… Eine echte <Versace>, die ich da in meine umfangreiche Sonnenbrillensammlung aufnehmen durfte… MC Anliker als Glückspilz!!
Positiv denken und handeln ist in der unsrigen, heutigen Zeit sehr nötig… Die Grundstimmung unserer Gesellschaft ist schlecht, die wirtschaftlichen Aussichten sind nicht sehr motivierend und jeden Tag neue Horrormeldungen, im Regionalen, Nationalen und Internationalen. Keine Zeitung mehr lesen? Die Nachrichten wegzappen? Den Kopf in den Sand stecken und hoffen, dass die Geschichte noch gut endet?? Das kann auch keine Lösungen sein, obwohl ich manchmal auch nichts mehr hören mag und ein gewisses Verständnis für diese Haltung habe… Es war ja schon nach dem 11. September 2001 so, das monatelang nur noch Al Quida, Bin Laden, Bush, Rumsfeld und Co. das Abendprogramm der internationalen Fernsehstationen bestritten haben… Irgendwann schaut man dann lieber nicht mehr oder nimmt die alten Micky Mouse Videos aus dem Schrank. Ende Februar 2003 stehen wir wieder vor einem Desaster und wenn Ihr diese Zeilen am 4., 5. oder 6. März liest, ist der wildgewordene Weltsheriff Georg „Double V“ Bush vielleicht schon ein Massenmörder…??
Beim Schreiben dieser Zeilen verschwindet die starke, positive Sonne hinter dunkelgrauen Wolken… Und ich muss die violette Brille ausziehen…! Schade. Sicher ist Saddam Hussein ein Dispot, ein Schlächter und machthungrig wie nur etwas, nur, kann denn die beste und modernste Armee der Welt (US Selbsteinschätzung) nicht diesen einen Menschen direkt abräumen?? Braucht es dieses ganze perverse Kriegstreiben, wo tausende von Menschen sterben werden, die jetzt schon leiden und zum Teil schon ein Leben lang gelitten haben… Hunderttausende fliehen müssen und eine grosse humanitäre Katastrophe auslösen werden. Die Hilfswerke sind seit Monaten genauso am aufrüsten, wie die US Army die Royal Navy und Teile der Nato, 300’000 Soldaten sind jetzt schon in der Nachbarschaft des Iraks parat für ihren Einsatz. Über 70 Milliarden Dollar (105 Milliarden SFr) soll dieser Wahnsinn kosten, mit lumpigen 80 Milliarden Dollar wird ein Wiederaufbau des zerstörten Landes hochgerechnet. Die Verschuldung es Staates USA wird angehoben und könnte nach einem Irakkrieg bei 80 Billionen Dollar liegen (80’000 Milliarden Dollar) und somit die Zukunft dieses Staates auf ewig zerstören. Die USA ist ja heute schon ziemlich am Arsch… <White Trash> wohin das Auge blickt, kaputte Umwelt und städtische Infrastrukturen auf dem Stand von 1956… (Duschen Sie einmal in einer amerikanischen Wohnung oder im Hotel…)
Die Antwort auf all diese Punkte muss heissen: Nein! Wir wollen keinen Krieg! Löst die politischen und wirtschaftlichen Konflikte gewaltfrei! Kein Biwak im Irak, Amis bleibt im Disnieland!
Die Angst vor einem Krieg ist auch bei uns gut spürbar, gepaart mit den Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft, die uns momentan täglich vorgesetzt werden, hilft das auch nicht zu einer positiven Stimmung.
Dass wir eine wirtschaftliche Depression fahren, merkt man an vielen kleinen Sachen: Mehr 20 Fr. Noten in unserer Eintrittskasse, weniger Umsatz generell, dabei spezifisch sehr viel weniger an Tagen wie Mittwoch & Donnerstag, katastrophale Einbrüche für den Sonntag, viel mehr Getränke, die aus dem Supermarkt via Rucksack bei uns landen… viel weniger Grosszügigkeit beim zahlen. Als wir eine 80% Gastrostelle im Thuner Amtsanzeiger ausgeschrieben haben, kamen gleich 80 Bewerbungen… gerechnet haben wir mit 15 – 18! Die Gastronomie darbt ganz klar! Im Zuge der Liberalisierung des Gastgewerbegesetzes wurden viele neue Lokale eröffnet, so dass Thun nun weit über 80 Restaurants hat, die alle von den schwindenden Gästen leben wollen… Und, klar ist ja auch, dass Ausgehen Geld kostet und auswärts Essen ein Luxus ist, den man sich leistet, wenn man das Gefühl hat, genug Geld zur Verfügung zu haben. Die Verbraucherzahlen des Jahres 2002 zeigen ganz klar auf, wer zu den Gewinnern zählt: Lebensmittelläden (Food) und Heimelectronicläden, also Sachen, die zuhause konsumiert werden können. Home sweet home…! Etwas haben die Zahlen auch noch belegt… Es wurden bei den Alkopop Getränken einen Zuwachs von über 40% erreicht… 43 Millionen <Smirnoff Ice> und <Baccardi Breezer> oder wie sie alle heissen, wurden im 2002 in der Schweiz verkauft und das sicher nicht an Rentner…
Die Volksverblödung wird mit System vorangetrieben, die Polytoxikomanen-Läden wie APERTO, COOP PRONTO, DENNER, u.s.w. scheren sich einen feuchten Scheissdreck um die Auswirkungen ihres Handelns… Nach uns die Sintflut! ist eine Strategie, die immer mehr Überhand nimmt und die soweit führt, dass solche Läden nicht einmal mehr Mülleimer vor ihren Türen haben… Gestraft wird die öffentliche Hand, die eh schon ziemlich blank ist, und auf die im Zuge von Massenentlassungen und Konkursen etwas zu kommt, was schlicht in keinem Budget einberechnet wurde, zudem in wirtschaftlich harten Zeiten auch weniger Steuern reinkommen.
Das Einzige, was zur Zeit noch wirklich funktioniert, sind die Drogenverkäufe… Hanfläden haben wir 2x mehr, als öffentliche Toilletten, in der Thuner Innenstadt! Wir, als Kleinbetrieb und zudem noch im Kultur-No-Business, stellen uns auf einen wirtschaftlich schlechten Sommer 2003 ein, so sind wir dann angenehm überrascht, falls es besser kommen soll… Ein alter Zirkusdirektoren-Trick aus China… Klever, nicht??!! Positiv ist für uns die Konzertbilanz seit Oktober 2002. Wir machen so viele Shows wie niemand sonst in der Schweiz und haben immer etwas Leute, so dass der Musikbetrieb sich immer knapp über Wasser halten kann und das ist eigentlich schon sehr gut.
Das vorliegende Märzprogramm ist wieder gespickt mit interessanten Bands und sogar mit 3 Literaturanlässen! (So viele hatten wir noch nie in einem Monat)
Der März ist auch der letzte Monat für Christoph Ali, der uns seit Juli 2002 verstärkt hat. Ihm danken wir jetzt schon und wünschen ihm alles Gute und viel Glück auf dem Weg zum Millionär!!
Neue Gesichter werden wir schon diesen Monat präsentieren, respektiert sie bitte!
Also, liebe Leser/Innen, das wäre dann auch schon das Ende dieser Ansprache. Allmendstrasse 14, in Thun, ist die Destination… Wir werden dort sein!
Einen schönen Frühling und das volle Glück des Lebens, wünscht Euch / Dir:
MC Anliker
Master of Ceremonies
Monster of Live Music
Master of No Drive Cars Since 46 Years