Februar 2016

AM WILLEN FEHLT ES MEISTENS NICHT… ÖDE JANUAR-WOCHENENDE UND ANDERES VON MC ANLIKER ZUM FEBRUAR  2016…

Der Wille ist zum Glück immer vorhanden… nur der Geist ist manchmal schwach, weil er den Sinn nach so vielen Jahren zum Teil nicht mehr so klar vor sich sieht… Eine neue Disco-Anlage für zigtausend harte Schweizer Franken, warum nicht? Etwas Neues kann immer beflügeln und die Chance besteht durchaus, dass es Menschen gibt, die den Unterschied hören würden, Menschen, die merken würden, dass da eine neue Anlage am Start ist. Aber um die Aufmerksamkeit der anderen Gäste zu wecken, müsste die Disco für ein Wochenende geschlossen bleiben und man müsste das auf Fakebook posten… so geht das heute!

  Manchmal ist das Steuern eines bald 30-jährigen Kulturdampfers nicht nur <Schoggifrässe>, nein, manchmal ist es einfach nur beinhart und so was von unsexy, dass man am liebsten einfach den Abgang machen würde… und genauso war es eben heute Montag, 25. Januar 2016. Fuck! Huere hert! Hart im Nehmen mussten wir immer schon und müssen wir immer noch sein… auch und vor allem anfangs Jahr. Wenn zum Beispiel das Thuner Tagblatt einen Jahresausblick unter dem Motto <2016 – Die Höhepunkte> (so in etwa..) macht, ist unter Kultur kein Festival AM SCHLUSS 16 und kein 30 Jahre CAFE BAR MOKKA-Jubiläum erwähnt.. Heavy! Und wenn man bedenkt, dass der Chefredaktor des TT, Stefan <Kidi> Geissbühler,  in den Anfängen vom CAFE MOKKA auch in der damaligen <Kulturgruppe> (das war die Konzert-Veranstaltungsgruppe) sass, ist es noch unverständlicher. Wenn an einem Samstagabend im Januar 2016 eine hochkarätigste, internationale Jazz-Combo auf unserer Bühne ein Set hinlegt, das es einem fast die Socken auszieht und genau zwei zahlende Besucher im Raum sind – und das erst noch Freunde des einen Schweizer Musikers sind. Wenn am Montagnachmittag, nach einem so gottvergessenen Wochenende, die Mitarbeiterin des Getränkehändlers anruft und sagt, das sie noch keine Getränkebestellung für diese Woche erhalten hat und man so die Tristesse des Wochenendes sofort noch einmal präsentiert bekommt. Es gäbe noch viele solche Einsteck- Momente zu schildern, aber eben: Wir sind und müssen hart im Nehmen sein und wohl auch bleiben. Wenn ich aber ganz ehrlich bin, muss ich sagen, dass mich dieses  gottvergessene Wochenende extrem fertig gemacht hat, richtig nudelfertig. Logischerweise muss ich in genau diesen Situationen einfach weiter abdrücken, weil unabhängig vom Geschäftsgang an der Zukunft gearbeitet werden muss und das ist in diesem Fall, die Produktion der Werbung für den Monat Februar 2016, weil: The Show must go on! Dass man weiss, dass am gleichen Wochenende in Bern die Kassen reihum klingelten, macht es ja auch nicht einfacher. Klar, das sind definitiv Wohlstands-Probleme im Vergleich zu all dem Elend, das im Moment auf dieser Welt herrscht und das mich manchmal zutiefst traurig macht.

Als Intensiv-Zeitungsleser ist mir manchmal nach der spätnächtlichen Lektüre nur noch schlecht und alle diese hoffnungslosen Analysen und Schreckensberichte aus aller Welt lassen mich dann nicht wirklich entspannt einschlafen. Kriege, Kriege und kein Ende in Sicht. Wir haben seit Dezember 2015 ein grosses Erstaufnahme-Zentrum für Flüchtlinge auf dem Waffenplatz Thun und seither ist die Allmendstrasse sehr viel internationaler geworden durch die jungen Männer aus Afghanistan, Syrien, Nord- und Zentralafrika, die in 3er- + 4er-Gruppen die Stadt erkunden, mit grossen Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, die wir ihnen wohl nicht wirklich bieten können, wenn wir es realistisch ansehen. Zu den schlechten Nachrichten in den Medien gehören ja auch die Berichte zum Abbau von zigtausenden von Industriejobs durch die zunehmende Digitalisierung und Globalisierung unserer Welt. Das geht soweit, dass sich mittlerweile namhafte Wirtschaftsanalysten laut Gedanken zum Grundeinkommen für alle Bürger/innen machen – etwas, was noch vor Monaten nur Exoten gewagt hatten. Die Welt ist definitiv in eine Phase der grossen Umwälzungen geraten und ob das gut kommt, steht in den Sternen. 

Auch wenn es für das Thuner Tagblatt (TT) kein Thema ist, dieses Jahr steht ein fetter Geburtstag an! 30 Jahre CAFE BAR MOKKA! Zum Glück ist es <erst> im Herbst 2016 soweit. Wir haben also noch etwas Zeit. Eine konkrete Vorstellung, wie das Jubiläum gefeiert werden soll, habe ich im Moment noch nicht wirklich. Eine Jubiläums-Serie mit normalen Club-Konzerten ab Herbst 2016 von Bands, die in all diesen Jahren bei uns gespielt haben, kann ich mir gut vorstellen. Es muss für mich aber irgendwie Sinn machen, ich habe keine Lust, des Jubiläums wegen, Leichen auszugraben. Es hätte 1986 auch niemand gedacht, das es einmal zu einem solchen Jubiläum kommen würde, geplant war das sicher nicht. Auf ein heisses Buch/Heft im Trash-Stil hätte ich Lust, mit alten Vorwörtern, skurrilen Fundstücken aus dem Archiv und vielen Fotos (aber richtig viele!). Ich habe einen riesigen Fundus an Bildern vom <PLANET MOKKA> in meinem iPhoto-Programm, die aber erst ab circa 2000 sind. Von den Anfängen des Clubs haben wir quasi keine Bilder. Wir hatten damals keine Kameras zur Hand, keine Zeit und waren sowieso zu BB (beschäftigt und bedröhnt). Wenn ihr also alte Fotos von unserem Laden und dessen Umfeld aus der Zeit zwischen 1986 und 2000 habt, dann meldet euch (sucks@mokka.ch)! Ich hoffe doch sehr, das ich trotz der soeben platzierten Kritik im Archiv des TT noch Bilder aus der glorreichen Geschichte unseres Clubs, suchen und finden kann. Kidi i chume!

30 Jahre CAFE BAR MOKKA! Das ist eigentlich nur ein Satz, aber er hängt aber wie ein imaginäres Henkerschwert über mir. Jeden Tag, seit Wochen, ist es irgendwann Thema – wenn auch nur kurz – aber es ist Thema, irgendwie macht mich das aber eher müde, als dass es mich beflügeln würde. Ich bin ja der einzige, der das alles erlebt und ertragen hat! Ein Kunde hat mir an der Silvester-Party 2015 um 07.30 Uhr, als ich gerade meine <Buredisgo> (03.30-07.30 Uhr) beendet hatte, ans Herz gelegt, endlich abzutreten und Jüngeren Platz zu machen. MC wenn hörsch ändlech uf? Irgendwie war aber der Zeitpunkt für diese Ansage nicht der richtige. Ich war seit 10.00 Uhr morgens auf dem Set und nach 21,5 Stunden Arbeit, kommt so eine Ansage einfach schlecht rein. Zudem war ich nüchterner als der Chef des Blauen Kreuzes und er, wie es sein muss, huckedicht (Von etwas müssen wir ja leben)! Ja, genau solche Geschichten gehören in ein Buch! Auch wenn sie erst gerade jetzt passiert sind oder passieren, 30 Jahre MOKKA ist heute der Rest ist Geschichte! Die Silvester 2015-Episode geht aber noch etwas weiter, wenn man gerade so schön in Fahrt ist mit Schreiben. Als ich um 07.50 (Es war schon sehr hell) mein Fahrrad vor der Heroin-Abgabestelle, aufschloss, kam noch die letzte verlorene Seele auf mich zu und lallte: Anliker, du bisch so ä geile Siech, das wott i dir itz äntlech mau säge u dr anger Anliker, dr Baze, dä kennsch? Dä isch o ä huere geile Siech. Ich: ja dä kenni.. Er: Hey, klar kensch dä, dä isch ja mit dir verwandt. Hey, figg di Mann, figg di du Wixer. Das war mir dann irgendwie doch <too much> und ich fuhr mit dem Fahrrad los, in den lang ersehnten Feierabend. Er aber rief mir nach: Hey,  sorry Mann, figg di nid, figg di nid, sorry Mann, sorry… Der Hall, der sich über die menschenleere Allmendstrasse ausdehnte, machte die ganze Szene nur noch skurriler. Muss ein Jahr so anfangen? Soviel zum Ende der bombastischen Silvesternacht 2015.

Bei einer eventuellen Jubiläumsschrift bin ich stehengeblieben. Etwas Gutes am Älter werden ist der Umstand, dass man weiss, was man nicht (oder nicht mehr) will und auf was man keinen Bock (mehr) hat. Geschichtliches und vor allem die tierisch aufwändige Auflistung aller Konzerte aus 30 Jahren Konzertbetrieb, reizt mich schon auch, aber das ist dann eher etwas für die Nerds, für die Spezies und die in der Vergangenheit Steckengebliebenen und diese Auflistungen würden dann sicher eher am Schluss des Buches platziert, in einer satten Datenauflistung und eher in 8 Punkt, denn in 12 Punkt Typo! Und keine Angst, die <Haettenschweiler>, meine Lieblings Plakat-Schrift, würde wohl auch nicht wirklich zum Zuge kommen… <Hey Mann, die Schrift macht eim Ougechrebs… ufhöre!>  Diese Zeilen schrieb mir vor ca. zwei Jahren ein MOKKA-Kunde in einem E-Mail. Huere geil, fand ich, weil selten Reaktionen auf unsere Arbeit kommen.

Vorerst aber hoffe ich auf bessere Zeiten und vor allem, auf Zahlen im Hier und Jetzt. Das vorliegende Programm für Februar 2016 ist gespickt mit wunderbarer Musik, Bekanntem, Unbekanntem und mit Geschichten, die wir uns wirtschaftlich eigentlich gar nicht leisten könnten, die aber einfach Sinn machen und die gut auf unsere Clubbühne passen. Die oben erwähnte neue Disco-Anlage geht in die Planungsphase… ich bin gespannt! Wenn wir es finanzieren können, machen wir das gerne, es wäre dann die sechste oder siebte Anlage in der MOKKA-Disco, in all den Jahren. Der Wille ist zum Glück immer vorhanden! Hold the Line MC!

…Das Meer saugt alle Flüsse aus und wo der Fluss am weitesten weg vom Meer ist das Saugen schwach und der Bach dünn…

Auf eine Phase des positiven Denkens hebe ich die Wasserflasche, alles andere wäre zu berauschend und das nicht gut, denn es ist erst Mittag!

LIEBE GRÜSSE VON DER KLEINEN INSEL AM RANDE DER GROSSEN, WEISSEN UND KALTEN BERGE,  SCHICKT  EUCH   MC  ANLIKER   MONSTER OF CERMONIES CAFE BAR MOKKA THUN

CAFE BAR MOKKA

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