April 2005

WEISSE MONITOREN, GROSSE WÜRFEL, RISKO GEHÖRT ZU EINEM INNOVATIVEN GESCHÄFT UND ALLES IST GENAU SO WIE ES IST…… GEDANKEN ZUM APRIL 2005, GESCHRIEBEN ZUR UNTERHALTUNG DER KUNDEN VON CAFE BAR MOKKA THUN

Es ist schon komisch…. da sitzt der Schreiber über Jahre vor seinem leeren Blatt Papier und kaut auf einem schwarzen oder blauen <Pentel Sign® Pen> (made in Japan) und sieht nur weisse Fläche und hat irgendwie Schwellenangst davor, das weisse Blatt unrein zu machen….. kaum macht er das Gleiche auf dem Computer, merkt er, dass ja auch da der Monitor weiss und leer ist……. weiss und leer, liegt vor mir dieses Blatt Papier….. Tiger komm her und stärke meine Gedanken….!!!!! (ein riesiger bengalischer Tiger kommt und streicht dem Schreiber über den Kopf….. ein typischer Comicstrip mit Werner, natürlich gezeichnet von Brösel in den 80ern….)

Aber schreiben muss sein…. es ist nur manchmal komisch, dass kaum je eine Rückmeldung kommt auf die ganzen Wörter… selbst, wenn man dem Nachbarn oder dem Bauamt ans Bein pinkelt, kommt nichts…. das stützt natürlich meine These, dass man heute, um aufsehen zu erregen, schon ziemlich platt werden muss… Kinder ficken auf der Bühne oder einem Hündchen auf der Strasse Scheissköter sagen, das ist in etwa das einzige, was heute noch irgendwie Skandale auslösen kann….. böse gesagt und auf den Nenner gebracht. Wir sind ja mittlerweile so etwas von überflutet mit den täglichen Informationen aus Zeitungen, Fernsehen, Internet und Radio, dass wir manchmal mit all den vielen Informationen gar nichts mehr anfangen können… Hand aufs Herz, wie viele Male hast du schon daran gedacht, einmal einen Leserbrief zu schreiben… sone seich, das schtimmt doch gar nid äso… däne schribeni itze de mau…… aber meistens ist der Tag zu ende, bevor wir unseren Unmut zusammengefasst haben… und am nächsten Tag kommen schon wieder die neuen Informationen, die auch kommentierbar wären……

Leserbriefe könnte man als denkender Mensch zuhauf und zu unzähligen Themen schreiben… Jeden Tag gibt es in den Zeitungen mehrere Meldungen, die ich am liebsten kommentieren würde und Diskussionen zu diesen Themen in Gange bringen möchte…aber man hat ja auch noch einen Beruf der Vorrang hat……im März waren zwei Meldungen im Thuner Tagblatt die eigentlich kommentiert gehörten. Irgendwann Mitte März war im TT… die vo hie….. ein Bericht über ein Projekt, welches mich als Bewohner dieser Stadt und als Kulturschaffender gleich doppelt betroffen hat…irgend eine Aktionsgruppe aus Kultur + Architektur planen eine Art Expo 02 am Thunersee, <expo 10> soll das Event heissen… mit Warteplagen auf Stelzen, in Form von Würfeln… verschiedene Themen in verschiedenen Würfeln, die an den landschaftlich schönsten Plätzen unserer Region zu stehen kämen und dann später als Kulisse für die stark expandierten Thuner-Seespiele dienen könnte…. Mary Poppins vom 15. Mai – 18. Oktober im Seewinkel, The Wall vom 16. April – 20. Dezember in der Schadau, West Side Story vom 20. Januar – 28. Dezember (jährlich) im Würfel in Thun-West. Und so weiter und so…. Andrew Lloyd Webber schreibt sicher noch ein paar fette Musicals, weil es ja mehr Würfel als berühmte, sprich publikumsanziehende Musicals gibt… ausser man möchte Space Dream am Thunersee aufführen…… das wichtigste Argument der expo Initianten ist, dass eine solche Ausstellung den Steuerzahler nichts kosten würde (wer das glaubt, ist eh jenseitig von Gut und Böse…),  dass die Seeufer verbaut würden, die in den letzten Jahren sowieso immer schlechter zu benutzen sind, ist doch ein Detailchen, welches eh nur die einheimische Bevölkerung betrifft und von denen auch nur einen kleinen Teil……. 1,8 Millionen Besucher möchte man mit einer solchen Ausstellung an den Thuneersee holen und betont, dass diese Gäste pro Person so und soviel Geld in der Region umsetzt…… Grössenwahnsinn! sage ich zu einem solchen Projekt! Wir brauchen Innovation in der Region, das ganz dringend, aber wir müssen auch den Rest, den wir an landschaftlichen Schönheiten haben, schützen. Die Region Thun darf nicht zu einer Event-Landschaft verkommen, in der dann die ganzen Seeufer mit Sponsor-Produkten und Werbungen vollgepappt werden. Wir brauchen Innovation mit Nachhaltigkeit, und selbst die wahnsinnig teure expo 02 hat keine Nachhaltigkeit erzeugt…. wer ist Frau Wenger????… Wo ist Yverdon…???? Warum Biel besuchen…????

Der zweite Grund zu einem Leserbrief war die Pressekonferenz der Stadt Thun zum Thema <Mühleplatz>

da wurde dargelegt, was die Profis planen, und wann welche Institutionen welche Massnahmen treffen oder planen,

man informiert über Kosten, Partnerschaften, über politische Akzeptanz… alles schön und gut… aber hat je irgendeine dieser Amtsstellen mit den direkt Betroffenen der Politoxikomanen Szene Thun gesprochen…??????

vielleicht hätten die sogar eine billigere Lösung zur Hand, die sie dann auch gebrauchen würden, weil sie am Lösungsprozess beteiligt waren. Zudem denke ich, dass man die Leute, die den ganzen Tag auf dem Mühleplatz rumhängen, auch in die Verwaltung ihres Geländes einbinden könnte… quasi Stellen schaffen für Aufsicht und Reinigung auf dem hinteren Mühleplatz, so würde ein Teil des Konfliktes, den z.B. wir haben, wenn wir dort veranstalten, intern abgehandelt werden….. es gäbe sicher super <henes> unter diesen Gassenleuten.

Die Bekenntnisse der Behörden, dass nächstes Jahr etwas passiert mit der offenen Drogenszene, hilft mir als Veranstalter, der prüft, ob er im Sommer 2005 auf dem Mühleplatz ein Festival machen soll, nicht sehr viel… es wurde schon so dermassen viel versprochen in dieser Geschichte, dass man damit die Löcher in der Stadtkasse füllen könnte… wir glauben’s erst, wenn wir es sehen…!!!!!

In Sachen sehen… kaum war der Schnee von anfangs März gegessen, kamen wir schon wieder in Genuss der wunderschönen, befreiten Sommermode an all den schönen Mitbürgerinnen und Mitbürger… am Samstag 19.

März war in der Thuner Innenstadt so viel Haut zu sehen wie einst im Hochsommer an der Costa del Sol…. alle, die schon irgendwann einmal eine H+M-Filiale von aussen gesehen haben, tragen bauchfrei und schon wieder Butterfly-Schlarpen, und das Men Deo wird durch männliche Körperausdünstungen ersetzt… Sommer 2005… ich freue mich total auf dich… ich bin schon ganz feucht, wenn ich an dich denke……

Am Abend dieses ästhetischen Katastrophentages war die grossartige Band Bamada mit ihrem charismatischen Chef Habib Koite aus Mali/Westafrika bei uns zu Gast… Die Musiker waren seit Mitte Januar auf Nordamerika-Tour und am Tag vorher erst in Paris eingeflogen, wo sie nach einer Nacht im Hotel in den Bus stiegen, um nach Thun zu fahren, um bei <paddu> zu spielen, wie sie sich jeweils ausdrücken… ihre Show war so etwas wie <die ultimative Show> der Konzertsaison 04/05… fast 3 Stunden wurde das Publikum verzaubert, und alle Tricks von professionellen Musikern und Geschichteerzählern wurden angewendet, und das Glück war ihnen hold… im Publikum war eine Frau aus Burkina Faso, einem Nachbarland Malis, die alle diese Lieder kannte, und die auch die traditionellen Lieder kennt, mit denen der Auftritt der Kora, einer afrikanischen Königsgitarre/Harfe begeleitet werden….. diese Frau war dann schnell einmal auf der Bühne und setzte noch ein paar Farbtupfer in das freundliche Bild… Afrika hat uns wieder einmal gezeigt, was für Tränen und Weicheier wir Mitteleuropäer sind…

Morgens um zwei, nach einem wunderprächtigen Abendessen von Meister Schäublin kredenzt, waren alle sehr, sehr glücklich, und der abschliessende Feuerwerk-Vulkan auf der Allmendstrasse war nur noch zum abgewöhnen…

Die Crew musste nach 4 Stunden Schlaf wieder aufstehen und in ihren Bus steigen, der sie zurück nach Paris brachte, wo es für sie direkt weiter nach London ging… Englandtour bis Ende März war angesagt. Auch hier gilt: Keine

Musiker-Idylle… fertig Hippie-Romantik…. aber warum ich von Habib und seiner Crew erzähle… ihr erinnert euch… der ästhetische Krisen-Samstagnachmittag in Thun… bauchfrei… Shorts… Schlarpen….. und Butterflys….!!!!!

als sich die Band für die Show parat machte und sich umzog… standen alle diese Männer in dicken, grossen, weissen langen Unterhosen vor mir…..eine Wohltat für meine Augen, die sich mittlerweile beleidigt vom dreiviertel Sichtbaren und im Maori-Design tätowierten Arsch eines 17-jährigen Teenies abwenden.

Viele Acts konnten wir in den letzten Wochen und Monaten glücklich machen mit der Qualität unseres Hauses, mit der Berufsethik, die wir immer aufrechterhalten. Zufriedene und ernstgenommene Künstler geben gute Leistung, und davon profitiert wiederum das Publikum. Das vorliegende Aprilprogramm bringt sehr viel Musik, in einer grossen Bandbreite, auf unsere Bühne…wir sind uns bewusst, dass dies eine grosse Arbeit sein wird und wir Ende April noch müder sind als jetzt schon….. es ist einfach ein grosses Angebot auf dem internationalen Musikmarkt vorhanden, und wer, wie ich, jahrelang Einblick in die Branche hat, sieht das im Moment sehr gute Künstler/innen auf Tour sind und dies auch zu Preisen, wo man gerne zwischendurch ein finanzielles Risiko eingeht. Ein Musikprogramm, wie wir es im April 2005 präsentieren, ist natürlich ein relativ grosses Risiko… aber sind wir ehrlich: ohne Risiko gibt es im Leben nichts wirklich Aufregendes…

In der Geschichte von CAFE BAR MOKKA gab es immer Risikofreudigkeit gepaart mit konservativem Geschäfts-denken und viel, viel Idealismus! A propos Geschichte: Ich bin im Moment, wenn es mir die Tagesaktualität erlaubt, daran die Daten von 18 Jahre CAFE BAR MOKKA für unsere Internetseite  www.mokka.ch aufzuarbeiten… und da staune ich selber am meisten, was da alles, in diesen vielen Jahren, auf dieser kleinen Club-Bühne stand… Erinnerungen werden wach gerufen, Bilder und Stimmungen aktiviert, selbst irgendwelche Stimurolien werden in der Datenbank meines Hirns abgerufen… Backflash! Geht ihr eigentlich zwischendurch einmal auf die wunderschöne Website von uns??? Noch ist sie nicht im endgültigen Format, aber im Hintergrund sind Profis am Programmieren und selbst der vor lauter Verliebt-Sein (sein 72-stes Mal…) nicht mehr ganz so parate Henry (play lovesongs) hat es geschafft die Archivbilder einzuscannen… wenn jemand alte Fotos vom MOKKA hat, auf dem Publikum, Menschen und so zu sehen sind, würden wir diese Bilder gerne ausleihen, um sie zu scannen und ins Netz zu stellen. (Informiert uns per Mail:  HYPERLINK „mailto:sucks@mokka.ch“ sucks@mokka.ch, mit dem Kennwort <MOKFOT>) Wir selber haben kaum Fotos, da wir ja, damals wie heute, immer am Arbeiten waren.

In der Hoffnung auf viele Erinnerungsbilder, blicke ich gespannt in die Zukunft… und nicht vergessen: Unser Foyer ist seit Freitag 18. März 2005 THC frei!!!

Ich wünsche euch einen schönen April…… und: wir sind heisser als dein Grill!!!

Liebe Grüsse aus Thun

MC Anliker

MONSTER OF CEREMONIES MOKKA THUN

CAFE BAR MOKKA

Allmendstrasse 14 | 3600 Thun
033 222 73 91
www.mokka.ch | www.amschluss.ch

home@mokka.ch |  INFOS | AGB

HAUPTSPONSOREN
PREISTRÄGERIN 2023
UNTERSTÜTZT VON