Mai 2005

Der Frühling ist am kämpfen… Kinderkriegen als Szenen hyp… Alternativkultur als Auslaufmodell und Natural Born Tussy als neue Frauenbewegung… Ein paar Gedanken zum Mai 2005

Während ich diese Zeilen schreibe, übrigens wieder mal mit meinem geliebten <Pentel Sign® Pen> made in Japan… quasi der einzige Japaner mit dem ich klar komme… direkt auf hochweisses Papier, ist draussen richtiges April-Wetter, das dem Schweizer Detailhandel, mit Ausnahme der Drogenverkäufe im Bereich Nikotin, Alkohol und Kifferzubehöre, schwer zusetzt. Es ist kalt, und wie es sein muss sehr launig, windig, regnerisch und deprimierend, auf die Dauer….! Nichts mit Grilladen-Aktionen, Holzkohle und Aktions-Liegestühle Marke: Ou, ou, ou mis Oug! Für 17.50 CHF… Ich bin ja nicht blöd!! Nein, es wird dieses Jahr wohl ewig kalt bleiben… uns haben die tiefen Temperaturen auch nicht wirklich ewas gebracht, der April war nicht der wirtschaftliche Traummonat, trotz einem internationalen Programm… Aber wir sind gut über die Runden gekommen, wenn man bedenkt, wie gross das Geschäftsrisiko ist, bei 18 Shows, und den daraus entstehenden Kosten. Live-Musik ist nicht so hyp wie z.B. Kinderkriegen, etwas was nun selbst in <Facts> als Szenen-Hyp gehandelt wird… Seit Mann/Frau nicht mehr erwachsen werden muss zum Kinderkriegen, seit die Grosseltern als Fixpunkt im Businessplan <Familie> wirken, und die Freundinnen immer am Handy beim Spaziergang dabei sein können, die Kinderwagen halbe Mountain-bikes geworden sind, das Tiefkühlangebot so breit ist, dass Mann/Frau gar nicht mehr kochen können muss, und der Familien-Van auch voll geleast werden kann, ist Kinderkriegen schwer angesagt. Sogar die Leser des Thuner Tagblatt haben den Zeitgeist gerochen und die Mutter der „Thuner Drillinge“ zum „TT-Kopf des Jahres“ gewählt. Schön! Es fragt sich nur ob Jimmy Gygax, als Chefredaktor, die herzigen Bälger zwischendurch ein Wochenende zu sich nimmt, mit der ganzen Konsequenz??!! Ich meine, klein sind sie schon sehr niedlich und auch so offen, spontan und ehrlich… Aber wenn sie dann so 16-, 17-, 18-jährig sind… dann… ja, dann sind sie manchmal schon sehr nervig.

Wir alten Säcke, und das sind wir heute schon ab 25-jährig, haben manchmal kaum mehr das nötige Verständnis und fühlen uns saumässig alt. Wir wissen nicht wirklich so genau, ob wir damals auch so drauf waren, vielleicht, aber meistens haben wir das Gefühl: So waren wir nicht…! Das einzige das wir dann meistens noch genau wissen ist: Ich bin froh, das ich nicht mehr 18 bin!!! Für uns an der Kids-Front wird es auch zunehmend härter… Es ist nicht mehr einfach cool einen Laden wie das MOKKA zu betreiben, die Kids sind uns gegenüber auch nicht mehr grundsätzlich wohlwollend eingestellt, und ein Kulturprogramm, wie wir es haben, ist für die VIVA-, MTV-, Orange-, Red Bull-Generation auch eher ein grosses Fragezeichen. Im April, mit 18 Shows, war der einzige Programmpunkt der wirklich auf Interesse stiess und dementsprechend ausverkauft war: STRESS, der Rapper aus Lausanne…. aber auch da hätte es die teure Liveband nicht gebraucht, nein, der DJ + der Star, das wäre genug gewesen.

Wenn wir im Mai den ersten Frauen Hip-Hop-Abend in der Geschichte von CAFE BAR MOKKA machen, und drei Frauen aus Dakar/Senegal mit Djane Mad Madam aus Zürich die Bühne entern werden… Dann wird der Club zu 3/4 leer sein, das ist voraus zu sehen, denn: Die Frauen von Alif sind auf keinem ami und europäischen Fernsehsender zu sehen, und auch Orange oder Mobilzone macht keine Werbung mit afrikanischen Künstlerinnen, darum sind dann die Kids auch nicht an der Show. Frauen-Bewusstsein ist sowieso abgeschafft, Natural Born Tussy zieht sich von der Hilfsschule bis zur Universität durch alle Schichten. Natural Born Tussy ist universal, Völker verbindend und modern! Noch vor 10 Jahren konnten wir als Kulturveranstalter den Besucher/innen unseres Hauses gewisse Inhalte und Ästhetiken vermitteln, weil damals auch die absolute Reizüberflutung, die 240% Bombardierung durch Werbe- und so genannten Lifestyle-Botschaften noch nicht so fortgeschritten war.

Seit man aber schon fast gezwungen wäre das aktuelle Programm mit täglichen SMS-Botschaften an die Kidis zu bringen, weil die neuen Moral- und Wert-vorstellungen von Telekommunikations-Konzernen gemacht werden, die global agierend, auch globale Bilder schaffen (müssen), wird es eben schwieriger Nischenkultur zu verkaufen. Sauglatt ginge dann auch wieder, da könnten dann vermehrt die Älteren angesprochen werden. Grundsätzlich zieht sich die Tendenz zum Doppelrahm oben auf der Spitze, den Mann/Frau ohne Interesse an den restlichen 97%, ohne die es keinen Doppelrahm geben kann, bedenkenlos weglöffelt, durch alles. Kein Wissen mehr über die Hintergründe macht den Menschen zum Konsum-Junkie erster Güte und stielt ihm das Interesse am Entdecken, die Neugierde auf Wissen macht ihn abgeklärt und stumpf.

Wie kann es soweit kommen, dass tausende von Menschen vermeintlich „Miss Saigon“ kennen? Und breit sind Monate zum voraus sehr viel Geld für Tickets auszugeben, um dann auf einer unsinnlichen, Schrecken erwecken-den Steiltribüne zu sitzen um ein paar Menschen, die vor gigantischen Holzklötzen rumagieren, zuzuhören….??? Werbung pur!  Und viele, viele Sponsoren, deren Werbebudget wir dann also Konsumenten mit überhöhten Preisen auch noch mitzahlen… easy!!!!

Nun, das Blatt ist voll… so stellt man die Ketzer ab…! und, im Boot hat es noch Platz!!!

Es bleibt mir noch, euch als Abschied zuzurufen: Bleibt sauber!!!

Einen schönen Mai wünscht euch:

MC ANLIKER

MASTER OF SPRINGTIME MORNING

MASTER OF FLOWERS NEAR THE BED

CAFE BAR MOKKA

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