STEINER & MADLAINA
Es beginnt mit einem «Gute-Laune-Song mit leicht bitterem Nachgeschmack». So sagen es die Künstlerinnen selbst sehr treffend über den Opener ihres zweiten Albums und benennen damit zugleich eine Spezialität des Hauses Steiner & Madlaina – denn genau diese Geschmacksrichtung können sie perfekt zubereiten. «Es geht mir gut» wird zu Weissweinschorle bei 40 Grad im Schatten gereicht, ein Chor säuselt, ein entspannt groovender Rocksong streckt sich gemächlich aus, und die beiden Schweizerinnen schmieren einem spätestens im Refrain das schlechte Gewissen unwiderstehlich wie nicht mehr ganz frische Erdbeermarmelade aufs Brot: «Wie Leonce und Lena steht uns Langeweile gut / Uns ist total bewusst, was rundherum der Mensch so tut / Zu faul für jegliche Debatten / Bleib ich bei vierzig Grad im Schatten.» Eine ihrer Stärken kommt schon hier zum Tragen: Nora Steiner und Madlaina Pollina sind viel zu schlau, um sich mit fuchtelnden Zeigefingern als Gutmenschen zu inszenieren, sondern demontieren sich mit gut abgeschmeckter Selbstironie selbst gleich mit, bis sie in einer letzten Umarmung ganz richtig feststellen: «Wenn wir alle Lust drauf hätten, könnten wir die Welt noch retten.» Autsch.
Aber der Reihe nach: Wer Nora Steiner und Madlaina Pollina in den vergangenen Jahren mal live gesehen hat – zum Beispiel auf ihren langen Touren, auf dem Southside / Hurricane Festival oder auf dem Lollapalooza – der müsste ihren Live-Qualitäten, ihrem Charisma, ihren Stimmen und nicht zuletzt ihren Songs bereits erlegen sein. Und das dürfte mittlerweile einigen passiert sein, denn die beiden haben den alten Mythos des «Hochspielens» ernst genommen und in den letzten Jahren über 150 Konzerte abgerissen, davon allein 110 im letzten Jahr. Nora und Madlaina kennen sich dabei seit Schultagen in ihrer Heimat Zürich – und genau das ist es, was man bei jeder Performance spürt. Außerdem stehen sie seit Teenagertagen auf Bühnen, Holzkästen, Festivalwiesen, in Hinterhöfen, in «Dönerläden vor fünf motzenden Gästen» wie Nora sich lachend erinnert oder seit ein paar Jahren auch immer wieder im Studio. Ihr Debütalbum «Cheers» kam 2018 und mischte überwiegend deutsche Lieder mit einer Handvoll englischer und dem wundervollen «Herz vorus id Wand» auf Schwyzerdütsch mischte. Das Label ihres Vertrauens schon damals: Glitterhouse Records. Auf ihrem zweiten Album «Wünsch mir Glück» haben Steiner & Madlaina nun ihre Sprache in Sound, Haltung und Wort gefunden. Und dabei fällt sofort auf: Alle Songs sind auf Deutsch getextet. «Geplant war das nicht unbedingt», erzählt Madlaina, «das kam eher so raus. Wir wollten, dass die Texte mehr Gewicht bekommen und ich glaube, unsere Ansprüche an uns sind auch ein bisschen gewachsen. Die Songs auf Deutsch waren am Ende die besten.» Nora ergänzt: «Es hatte natürlich Einfluss, dass wir viel in Deutschland auf Tour waren, oft mit Bands, die nur auf Deutsch singen.»
SUPPORT: SOFT LOFT
Soft Loft ist das musikalische Portrait der 25-jährigen Jorina Stamm, die alltägliche Melancholie in nahbare, sprachliche Bilder übersetzt – und daraus Songs wie einen musikalischen Safe Space kreiert. Gleichzeitig ist Soft Loft eine Band. Eine Gruppe von Menschen aus der Kleinstadt, welche sich Zeit gelassen, im Frühjahr 2022 ihre klangliche Identität gefunden hat – und aus dem Cocoon von vorangehenden Projekten geschlüpft ist.
Diese Band trägt den uniquen Soft-Loft-Vibe und die Songs des für 2023 angekündeten Debutalbums bereits diese Jahr auf die Bühnen. Als Beweis dafür, wie viel Fun Melancholie machen kann, wenn mensch sie zu- und sich darauf einlässt. Musik, geschrieben für eine Welt, die mehr davon braucht.