LAURIN BUSER
Wenn es ein 23-Jähriger bei seinem abendfüllenden Programm darauf anlegt, dass sich sein Publikum langweilt, dann braucht das ziemlich viel Selbstvertrauen LAURIN BUSER hat dieses Selbstvertrauen offensichtlich, er fragt auch noch frech: «Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie im Theater sitzen und denken, sie verschwenden Ihre Zeit?» Während er das fragt, schiebt er einen Apfel in den Elektromixer und das Publikum sieht ihm dabei zu und verschwendet seine Zeit. Während BUSER Äpfel mixt, hätte es eine SMS schreiben oder ein Selfie unter dem Hashtag #boredtodeath posten können. Es hätte irgendetwas unternehmen können, um diese nervtötende Apfelmix-Zeitspanne zu überbrücken. Und sässe es nicht im Theater, hätte es das wohl auch getan. Laurin Buser macht diesen Überbrückungsreflex zum Hauptthema seines dritten Solo-Programms «Elektrisch». Er illustriert, wie unsere Smartphones den Status «omnipräsent» längst hinter sich gelassen haben und in der Kategorie «dominant» angekommen sind. Er schildert, wie er kurz vor der Pointe einer wirklich guten Story erleben muss, wie sein Gegenüber mal eben seine Mails checkt. Und er beschreibt, wie ihn das nervt. Zum Glück ist Buser geschickt genug, dem Publikum nun keine Moralpredigt über die negativen Auswirkungen von Social Media zu halten. Zwar nimmt er die pseudosozialen Plattformen auf die Schippe, aber er betreibt auf der Bühne kein scheinheiliges Technik-Bashing. Im Gegenteil: Er macht sich die Technik zu eigen. Wie das geht, zeigt Jonas Darvas, der Buser als Discjockey zur Seite steht und dem Publikum die Ästhetik seines Mischpults näherbringt. LAURIN BUSER gilt zu Recht als grosse Nummer der Spoken Word Szene und wer ihn noch nie gesehen hat, muss unbedingt im Publikum anwesend sein.