KUMMERBUBEN
Schatz des Schweizer Liedguts
Schweizer Volksmusik ist der hellbraune Subaru vom Grossvater, der schon seit Jahren im Hinterhof steht. An einem langweiligen Sonntagnachmittag merken die Enkel, dass sich aus dem staubigen Wrack etwas machen liesse. Ungefähr so sind die KUMMERBUBEN auf die Schweizer Volksmusik gekommen, und so behandeln sie sie – wie eine alte, biedere Karre. Man hämmert zuerst ein bisschen drauf rum, pinselt seltsame Vögel auf den Lack und hängt ein Skelett an den Rückspiegel, bevor man sie zu mögen beginnt. Die KUMMERBUBEN sind sechs Herzblut-Musiker aus Bern. Ein Tom Waits-Projekt hat sie vor zwei Jahren zusammengeführt (Dean Moriarty & The Dixie Dicks). Sie sind in die Keller deri Schweizer Volksmusik gestiegen und auf vergessene Perlen gestossen. Es sind dunkle, frivole, melancholische Volkslieder. Lieder über Vagabunde, Kriminelle, Taugenichtse, zerbrochene Herzen und der Absurdität des Seins oder der Liebe zum Rausch. Weit weg von Hudigäggeler und schönfärberischem Patriotismus. Die KUMMERBUBEN greifen aus dem reichen, aber reichlich verstaubten Schatz des Schweizer Liedguts die Stücke auf, die einst unter den Teppich gekehrt wurden, sie möbeln sie auf, hämmern drauf rum, machen rumpelnden, zeitgemässen Sound draus.
Was die KUMMERBUBEN da auf die Bühne bringen, ist kein unzugängliches Experimentieren, es ist Populärmusik im besten Sinne. Fetzen fliegen, Schweiss perlt und die Herzen röten sich. Eine gute, alte Live-Band mit dem Temperament eines frühlingstrunkenen Munis.