Dezember 2006

ZUM JAHRESENDE SCHREIBE ICH KEINE BÄNDE… ABER TROTZDEM EIN PAAR WORTE ZU UND VON EINEM KLEINEN PLANETEN AM RANDE DER GROSSEN ALPEN… AUCH ALS VOLLJÄHRIGER HAT MAN NOCH SORGEN, AUCH MIT MORGEN… STIILE NACHT HEILIGE NACHT… NUR DER BANCOMAT WACHT…
WORTE ZUM DEZEMBER 2006…

Wieder ist ein Jahr zu Ende, in Unschuld wasche ich meine Hände und zieh dann in die Fremde oder zieh einmal die Bremse… ! So oder so, der  Monitor ist leer, die Gedanken sind schwer und die Kasse immer noch leer und so ist es schwer den Anfang zu machen, zu einem finalen Text, dem letzten des Jahres 2006. Bei div. Kultur Preisverleihungen, die  ich in der  letzten Zeit mit meiner Anwesenheit beglückt habe, ist mir aufgefallen, dass die studierten Redner/innen meistens mit einem Zitat einer Berühmtheit anfangen und dann den Faden der Rede um diese Worte herum spinnen… Also, probieren wir das auch einmal: Mit den Lullen an den Tullen Und den Pfitzen an den Litzen Und den Schwären an den Bären Und den Splitten an den Lippen… Ik hör dich ticken… Diese Wortfragmente stammen von meinen Schamanenfreund Timmermahn, der mich mit seiner Sprachakrobatik immer wieder in Verzückung versetzt, aber dessen Texte sich halt auch nicht zum Einstieg in meinen Text eignen… Aber den Versuch, das ganze Intellektuell anzugehen, habe ich gemacht.

Mir geht das alles immer zu schnell mit diesen Jahren, die kaum angefangen schon wieder zu ende sind und die Bilanz, die darüber zu ziehen ist, wird für mich auch nicht einfacher über all die Jahre. Dazu kommen noch die déjàvu Gefühle… Haben wir das nicht schon einmal gehabt, waren wir nicht schon einmal gleich weit gewesen…????? Den Text aus den vorigen Jahr hervorzuholen, was heute mit der digitalen Datenverwaltung mit 4 Doppelklicken auf meiner Mac-Mouse (…nei nid Micky Mouse… das isch früecher mau gsi… Man…) zu machen wäre bringt auch nichts, weil mich das eher irritieren würde und ich mir durchaus bewusst bin, dass ich mich in meinen Texten seit Jahren immer wiederhole, kein Wunder bei Texten über das Hier und Jetzt, über das Leben in einer  Kleinstadt am  Rande der grossen, mächtigen Alpen mit  ihrer versöhnlichen Ausstrahlung wo das Leben, das an sich eine einzige Wiederholung ist, noch mehr stillstehend wirkt. Ich liebe z.B. die REPEAT Taste  an den CD Playern und ich kann CD’s tagelang in Rotation laufen lassen, bis irgendwann die Nerven mir sagen: STOP ! und dann die CD rausfliegt.

Im Club müssen sich die immer weniger werdenden Musikliebhaber/innen manchmal 1 Std. den gleichen Track anhören… bei einen 11 Min. Stück gibt das 6x Hören, bei einem 4 Min Track schon 15 x und das irritiert die Leute meistens gewaltig… Da ich aber einen guten Musikgeschmack besitze, ist das eine sehr humane Art von Folter und ein bisschen leiden für das Vergnügen erhöht dessen Genuss. Das war, glaube ich, jetzt frei nach M. de Sade… Oder so. Dass wegen diesem Repeat abspielen von Musik immer weniger Konzertbesucher/innen in unser Lokal kommen, glaube ich nicht. Dass wir nach 20 Jahren qualitativ hochstehender Arbeit im Sozialen Netzwerk dieser SWISS MINIATUR Stadt unseren Platz haben, ist unbestritten, aber  die Leute, über 20, die unsere Arbeit gut finden, schätzen und die auch diesen Text jeweils lesen, vergessen uns spätestens bei der Planung ihrer Freizeit… Beim durchblättern der Wahlpropa-ganda für die Stadt- und Gemeinderatswahlen vom 26. November 2006 ist mir  aufgefallen, dass sich sehr viele der Kandidat/innen Kultur auf ihre Fahne schreiben, aber ich kaum je ein Gesicht aus diesen Prospekten bei uns gesehen habe… Weder von grün, rot bis rosarot. So geht es uns schon fast wie den Tante Emma Läden in den Quartieren, wo alle immer finden, dass es doch schön ist, dass es solche kleinen Läden immer noch gibt… Das was sie aber dann dort wirklich kaufen meist nur noch unter der Rubrik Trinkgeld abgebucht werden kann. Ich beachte im Moment das gesamt Kultur Angebot unserer Region etwas genauer. Es gibt nicht etwa weniger Angebote, aber es gibt doch sehr viel Mainstream, sprich mehrheitsfähige Geschichten, die auch in den Printmedien und im Fernsehen stark vertreten sind und somit auch hier funktionieren… Und die sehr viel Geld absorbieren.

Gut, letztendlich war es aber immer  so, das musste ich auch bei der Arbeit mit den div. Journalisten über unser 20jähriges Bestehen, das mich unweigerlich in die Vergangenheit zurückführte, merken. Die meisten der 2200-2600 Konzerte, (genau müsste das einmal nachgeschlagen und recherchiert werden) hätten zumindest aus wirtschaftlicher Sicht weggelassen werden können, was aber nicht heisst, dass ihre Durchführung sinnlos war oder das auf der Bühne präsentierte, schlecht war. Viele schöne Anekdoten sind genau an Abenden entstanden, wo vielleicht 4 zahlende Gäste im Raum waren, dafür in der Garderobe Weihnachten und Ostern zugleich gefeiert werden konnte und wir dort  aus dem Vollen schöpften… Bis zur Erschöpfung..!!!!!!

Nun ist aber eine neue Ära am laufen und ich vermute, dass dies die Zukunft ist… Weg vom unbekannten hin zum Bekannten, keine Experimente mehr und lieber teuer als erschwinglich, was unsere Betriebs-politik zum umdenken zwingt… Ein Veranstalter aus Zureich erklärte mir vor kurzem, wie sie es mit den Übernachtungen der Musiker handhaben… 3 Bettzimmer im  Hotel Formula 1 in Zürich Leutschenbach an der Heidi Abelstrasse für 60.- Chf pro Zimmer… Wir aber zahlen pro Person in Thun 60.- bis 70.- Chf… was ich als normal anschaue… wenn aber die Eintritts-Zahlen weiter im Keller bleiben irgendwann auch einmal angeschaut werden muss…. 40 Zahlende à 20.- Chf geben 800.- Chf Einnahmen… Ist die Band mit 8 Personen unterwegs kostet das Hotel schon 480.- Chf… Dann kommt die Gage und Essen, Trinken, bei Ausländern kommt die Quellensteuer dazu und dann haben wir je nach Situation noch einen Techniker zu zahlen…. Gar nicht zu Sprechen von unsern Fixkosten… die durch die Arbeit, Technik, Werbung und der gesamten Infrastruktur entstehen. Ich möchte aber nicht nach diesem neuen Stil, der sich aber immer mehr durchzusetzen scheint, arbeiten müssen… Es gibt ja auch Leute, die bei uns an der Kasse stehen und sagen: Was, 15.- Schtutz Iitritt..?? geits de no, z`Mogga isch doch subvänzioniert..!!!!! Wenn ich diese Räubergeschichten von meiner Kassencrew erzählt bekomme, stehen mir die Haare zu Berge und ich würde mich so gerne mit einem Menschen, der so denkt  unterhalten und erfahren aus was heraus solche Blödheiten entstehen. Es gäbe ja nur schon ein Buch aus all diesen drögen Sprüchen, die in den 20 Jahren CAFE/BAR MOKKA an unserer Kasse deponiert wurden… etwas zwischen lustig und sehr deprimierend… Der Job an unserer Kasse ist auf alle Fälle nichts für zarte Seelen oder die zarte Seele muss für einen Abend zuhause gelassen werden sonst rafft Mann/Frau diesen Job definitiv nicht. Das wirklich Gute an dieser Arbeit ist der tiefe, wahre und ehrliche Einblick in unsere Gesellschaft.

Die Entwicklung genau dieser  gibt ja im Moment sehr  viel zu Reden, Schreiben und Filmen… Steffisburg, Zürich, Affoltern a A. und wie die Schweizer Agglos  so heissen… Gewalt, Sex, Rücksichtslosigkeit sind die Schlagwörter und eine immer grösser werdende Ausländerfeindlichkeit ist der Grundtenor. Mit viel Scheinheiligkeit, Unwissenheit und gespieltem Erstaunen melden sich die Politiker, Pädagogen, Soziologen und Psychologen in den Medien und über dem Ganzen schwebt eine grosse Wolke von Zukunftsangst und Unverständnis. Ich hatte  am Samstag, 24. November einen Job in Luzern und fuhr am früheren Nachmittag durch das Emmental und Entlebuch in die Leuchtenstadt… Was mir auf dieser Fahrt an Kaputtheit, Frustration und Hoffnungslosigkeit zu Augen kam, hat mich erschreckt und sehr Nachdenklich gestimmt… Viele junge Nazis in den Zügen und auf den Bahnhöfen, überall Kids die ziemlich viel Scheisse ausstrahlen, trotz ihrem zarten Alter… und  viele Drogen überall und 80% schon am Nachmittag um 3 Uhr mit der, scheinbar in die Hand gewachsene, Bierflasche oder Büchse… Das grosse Finale kam dann im Bahnhof Luzern, wo die Fussball Hooligans das Sagen, sprich Brüllen hatten und 150 Polizei Grenadiere das Bild des Touristenortes Luzern ziemlich verzerrten. Welcome in Lucerne, The City of Culture and Entertainment. YEAH!!!!

Liebe Leute wundert euch nicht zu sehr, denn: WIR KÄMPFTEN GEGEN DAS PACKEIS UND ERTRAN-KEN IM SOFTEIS !! Der Spruch, direkt aus der Zürcher Jugendbewegung von 1980, ist so was von wahr und wird immer wahrer…. Ein Blick in die Weihnachtswerbung der grossen Dealers in diesem Land sagt einiges aus über den Zustand  unserer modernen Gesellschaft. Was wir haben müssen, um jeden Preis und in welcher Reihenfolge, ist in etwa: Flatscreen TV’s an erster Stelle, für das Reinziehen der geilen Gerichtssendungen wie z.B. Richterin Barbara Saletsch auf SAT 1, die uns den Ernst des Lebens und die Werte unserer Gesellschaft so gut rüber bringt, Computers samt umfangreichem Zubehör für das Verwalten des Haushaltgeldes, das Speichern der Ferienpläne und für das Surfen auf einer der 2’255’000 Pornowebsites die weltweit auf Sendung sind (dazu gibt es bei Carrefour noch den  CHEFSESSEL mit Kunstlederbezug für 149.90.- Chf.), Mp3 Players in allen Varianten für das Free Downloaden deiner 2230 Lieblingssongs (für IV Rentner gibt es noch Compact Stereo Anlagen für 49.90.-Chf) Video Kameras für die Produktion von Homepornos oder zum filmen der Katze, jede Menge Mobiltelefone mit Digitalkameras für das Aufnehmen von zusammengeschlagenen Menschen und Massenvergewaltigungen, Edel Küchengeräte zum bluffen, wenn Mann/Frau schon nicht kochen kann, Katzen Zubehör… weil Katzen kommen immer gut an und seit die Katzenkiste im 2,5 m2 WC nicht mehr so stinkt wie früher, ist es doch schön, sones Büsi deheime zha… warum eigentlich keine lebendigen Katzen Herr Carrefour..??? dann kommen die  Dessous… für den Sex… wenn wir mal genug vom Konservensex haben und dann sehr teuere pseudo Prestige Geschenke im Segment Alkohol und Nikotin, frei nach dem Motto: Gibt es denn klügere Geschenke als Alkoholische Getränke ???? Am Schluss gibt es noch Pädagogisch wertvolle Geschenke aus 200% Plastic für Kinder… z. B. ein Elefanten Täschli mit 10 Farbstiften und 2 Filzstiften für 19.90.- Chf … Das meiste kann natürlich auch auf Pump gekauft werden, ist doch klar… Weil ja sonst niemand mehr alle diese Sachen kaufen kann… Denn, dann würde es ja den Aktionären der Dealers plötzlich schlecht gehen, und das wollen wir ja alle nicht. STILLE NACHT, HEILIGE NACHT… ES LEBE DIE KONSUMSCHLACHT !!!! Oder STILLE NACHT, HEILIGE NACHT… NUR DER BANCOMAT WACHT..!!!!!

Mir gefällt aber mein Leben mit und auf diesem Planeten CAFE BAR MOKKA extrem gut, obwohl ich immer hier in Thunesien bin und noch nie anderswo gewohnt habe, was ja rein biografisch extrem langweilig tönt… ich weiss…!! Ich kann es aber nicht ändern. Mit 70 werde ich mich dann um einen Seniorenförderpreis in der Sparte NO SPORTS bewerben und mir  damit eine Schwarzwaldcarfahrt mit Straubhaar Reisen gönnen, damit das Preisgeld auch in der Region bleibt, was ja immer auch bei der Vergabe solcher Preise die Absicht ist.

Bis dann mache ich aber noch ein paar Jahre Röck’n’Röll, aber richtig, laut und dreckig, verspro-chen!!!
Auf weitere Ereignisse hebe ich die Cafetasse!

Liebe Grüsse schickt Euch:

MC Anliker
Master of Empty Tresors
Master of Hope

CAFE BAR MOKKA

Allmendstrasse 14 | 3600 Thun
033 222 73 91
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