Dezember 2015

WIR T(H)UN UNS SCHWER MIT STILLER NACHT… STEHENDE AUTOKOLONNEN UND IRGENDWIE IST DAS ALLES SEHR NORMAL GEWORDEN…

Stille Nacht, heilige Nacht… Wir leben hier in unserer kleinen Stadt am Rande der grossen Alpen in einer Art Komfortzone und denken, dass uns nichts, aber auch gar nichts, passieren kann, weil es ja grundsätzlich so schön ist hier. Die Berge täglich – archaisch und majestätisch – vor Augen, der wunderbare Thunersee, der so viel Energie zu haben scheint, in seiner Reinheit einfach so da, immer, einfach so da… und dann noch Sonne statt Nebel… das ist Luxus pur! Wie geil es ist, keinen Nebel zu haben, merkt man dann, wenn man am Donnerstagmorgen plötzlich in der dicken Suppe steht und denkt: <Hey fasch wi z Ipsach!> Mein Freund M.S. Bastian, der in Biel lebt, getraut sich im Winter fast nicht mehr, mich in Thun anzurufen. Auf die Frage: <Was machsch?> antworte ich dann zum Beispiel: <I lige im Bett, ha ds Fänschter offe, sünnele u luege d Blüemlisaup u dr Niese ah… huere geil!> Für ihn sind das harte Ansagen… sie haben in Biel Dauer-Nebel, von November bis Februar… das ist psycho. Ob wir uns unserer privilegierten Lebensgrundlage bewusst sind? Ich glaube, eher nicht… zu wenig Sorge tragen wir dazu, zu gedankenlos leben wir vor uns hin. Thun, das Tor zum Berner Oberland… alles so schön und niedlich. Das mit dem Tor stimmt ja schon irgendwie, nur ist das Tor mittlerweile etwas eng für die stetig wachsende, mobile Gesellschaft. Stehende Autokolonnen wälzen sich im Schritttempo stinkend durch die Stadt, seit Wochen und Monaten. Irgendwie scheint das einfach normal geworden zu sein, niemand macht sich Gedanken dazu, kein Wort in der Regionalzeitung, die Sie momentan in den Händen halten. Also nichts mit: Stille Nacht, heilige Nacht… Stau vom Dürrenast bis Steffisburg und von Mitte Allmendstrasse bis Hünibach. Weltklimagipfel? Davon hört man dann in den Nachrichten im Autoradio, mit laufendem Motor im Stau stehend und dreht die Heizung der Blechkiste noch etwas höher, weil man ja sonst frieren würde und man sich im warmen Auto besser an die Wohnungstemperatur von 25 Grad gewöhnen kann.

Stille Nacht, heilige Nacht… In ein paar Tagen feiern wir Weihnachten und wissen eigentlich gar nicht warum. Das Weihnachtsfest ist mittlerweile zu einer perversen Konsumschlacht mutiert, die uns alle an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringt; nichts von entspannt, nichts von Besinnung, von stiller Nacht und schon gar nichts mehr von heiliger Nacht. Nudelfertig von einem langen Jahr zapfen wir schon seit Wochen die Reserven an. Nur schon die Lebensmittel-Logistik, die Weihnachten 2015 uns abverlangt, ist nicht ohne. Die Läden für mehr als drei Tage geschlossen… dadurch bin ich als Koch sehr gefordert, gibt es doch da am 24. Dezember eine Familien-Weihnacht mit über zwanzig Personen, am 26. und 27. Dezember zwei Bands mit jeweils zehn Personen und noch etwas Personal zu verköstigen <u das nid mit Wienerli u Päcklisuppe>, nein, es sind ja schliesslich Festtage und da gibt man eher noch <Einä obedruf>. Die Angst, zu wenig eingekauft zu haben, kennt jede Hausfrau. Dass am Schluss immer Berge übrigbleiben, ist ja auch bekannt, ändert aber nichts am Beschaffungsstress. Für mich also definitiv keine Stille Nacht… und heilige Nacht auch eher weniger, dazu müsste man entspannter drauf sein.

Ich weiss, dass ich das Viele, was bis Jahresende noch ansteht, irgendwie auch noch im gewohnten Qualitätsstandard über die Runden bringen werde, an fehlender Erfahrung wird es nicht scheitern. Aber manchmal sehne ich mich schon nach etwas weniger Druck, Zwang, Hektik und etwas mehr Zeit für Besinnung und Visionen. Gerne hätte ich als Velofahrer auch weniger Autos auf unseren Strassen, aufmerksamere Menschen, Eltern, die ihren Kindern wieder zuhören, anstatt die iPhone-Tastatur zu streicheln, bessere Köche und bessere Gastgeber in unseren Restaurants, freundlicheres Personal in unseren Läden und mehr Freundlichkeit im Allgemeinen und im Alltag, denn echte Freundlichkeit kostet uns nichts, bringt uns aber viel.

Wir können genauer hinschauen, bewusster durchs Leben gehen, uns selber reflektieren, wieder einmal eine halbe Stunde in diesen wunderbaren Thunersee schauen, der einfach so da ist… einfach so… und vielleicht haben wir dann doch noch etwas <Stille Nacht> oder sogar etwas <Heilige Nacht> – wir können es ja ausprobieren.

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