Januar 2003

Warum selber schreiben, wenn dies andere schon gemacht haben… Manchmal muss auch einMC mit dem Autopiloten das Schiff lenken… Mit Glauser ins 2003 und nichts über Thun, Rock’n’Roll und so…

„Das Zimmer… Ein Doppelbett. Das Kalkverputz der Wände schmierig, stellenweise abgebröckelt. Drei Stühle; ein Tisch, mit einer giftgrünen Decke, die mit Fransen gesäumt war… Die Frau sah müde aus, sie war ja auch verhaftet worden! Dann hatte man sie wieder laufen lassen, weil der Mann alles auf sich genommen hatte. Sie hockte am Tisch und spielte mit grünen Fransen. Ich habe wenig mit ihr gesprochen. Ein einfacher Mensch, verstört. Sie hat mir nicht einmal in die Augen geblickt. Unter anderem sagte sie, dass ihr Man eigentlich nur bei ihr glücklich gewesen und sehr selten aus sich herausgegangen sei, er habe keine Freunde gehabt… So ‚ne Gschyter!’ hat sie gesagt. Und als ich fort ging, wusste ich, dass die Frau einverstanden gewesen war – mit der Tat. Sie hat es ziemlich deutlich zu verstehen gegeben. Mir gegenüber. Vor dem Gericht hat sie alles geleugnet. Sie sagte: ‚Mein Mann hat mich ganz in der Gewalt gehabt…’ Was hätten sie getan, Studer? Noch einen Menschen unglücklich gemacht? Es im Gutachten gesagt? Ich weiss, mein grosser Kollege zum Beispiel, der aussieht wie der Schauspieler Bassermann, wenn er im Film ‚Alraune’ einen geheimnisvollen Sanitätsrat zu spielten hat, mein grosser Kollege ist jederzeit bereit, die Justiz zu unterstützen und ihr nach dem Mund zu reden. Er ist Richter und Arzt in einer Person. Schön! Wenn man so kumulieren kann… Ich kann es nicht. Ich bin ein bescheidener Mann, Studer, und wenn ich bescheiden sage, so ist das ein Zeichen, dass ich es eigentlich gar nicht bin. Aber ich glaube immer noch, dass jeder Schuster bei seinem Leisten bleiben soll. Schliesslich, bin ich Arzt, Seelenarzt, wie man uns draussen mit einem etwas spöttischen Lächeln nennt, weil wir manchmal ein wenig komisch sind mit unseren Fremdwörtern. Aber das ist ja nebensächlich… “Laduner stand auf, ganz plötzlich; da er keinen Rock anhatte, hoben sich seine Hände, als er sie in die Seiten stützte, dunkel und braun vom weissen Stoffe des Hemdes ab.

„Vorbemerkung: Wir haben hier in der Anstalt drei Fälle von chronischem Alkoholismus. Der eine dieser Fälle, ein Mann, vierzigjährig jetzt, hat seine Stelle wegen Trunkensucht verloren. Er hat sieben Kinder auf die Welt gestellt, die alle leben, der Staat muss die Kinder und die Frau erhalten, der Staat muss hier für den Mann zahlen. Der zweite Fall: Handlanger, mit den bekannten achtzig Rappen Stundenlohn, hat geheiratet, weil er auch etwas von dem wollte, was wir heutzutage Leben nennen, das heisst: einen Ort, wo er daheim war, eine Frau, die zu ihm gehörte. Mit achtzig Rappen Stundenlohn kann man nicht grosse Sprünge machen, der Mann war ordentlich, zuerst, die Frau auch. Drei Kinder. Es hat nicht gelangt. Der Mann ist saufen gegangen, die Frau hat gewaschen. Noch zwei Kinder. Am billigsten ist Schnaps. Bätziwasser kostet 20 Rappen das Glas. Kann man von dem Mann verlangen, er soll Waadtländer zu fünf Franken die Bouteille trinken? Nein, nicht wahr? Der Mann hat ein Heim gehabt. Die Last ist zu schwer geworden, er hat vergessen wollen… Kann man die Leute zwingen, immer ihr Elend vor Augen zu haben? Ich weiss es nicht. Die Herren vom Führsorgeamt sind überzeugt davon, denn sie haben ja ihren Lohn… Ich möchte nicht so weit gehen… Aber Bätziwasser ist nicht gesund, es kann einmal ein wunderbares Alkoholdelirium geben, und das hat es auch gegeben. Resultat? Der Mann ist hier, die Frau bekommt eine kleine Unterstützung von der Gemeinde, die Kinder sind verkostgeldet…

Liebe Leser/innen, schön, dass Ihr bis hier gelesen habt… Soeben seit Ihr in den Genuss der Schreibkünste des grossen Schweizer Schriftstellers Friedrich Glauser (1896 – 1938) gekommen… Es ist eine Stelle aus dem Psychiatrieroman <Matto regiert> den Glauser 1935 – 36 geschrieben hat.

Ich hatte für einmal keine Kraft meine Hirnwindungen auszupressen… Zudem ist zum Zeitpunkt dieser Schreiberei das Jahr 2002 fast zu ende, es ist Samstag, 21. Dezember, und meine Energiereserven, inklusive Notakkus sind leer. Fertig! Darum für einmal etwas anderes an dieser Stelle…

Friedrich Glauser schrieb grossartige Bücher wie: Wachtmeister Studer, Der Chinese, Krock & Co, Die Fieberkurve, Der Tee der drei alten Damen, Gourrama, die heute noch erhältlich sind (Arche Verlag, Zürich)… Glauser war jahrelang in psychiatrischen Kliniken interniert, Glauser war Morphinist (süchtig nach Morphium) und Glauser wäre wohl Rock’n’Roller gewesen…

Liebe Mokka Gemeinde ich wünsche Euch allen ein gutes, ehrliches 2003.

Keep on Positive

Love, Peace and Happiness

                                                                        MC Anliker

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