April 2011

Veränderungen eröffnen neue Dimensionen.

Sie alle kennen das: Manchmal wird man Knall auf Fall in eine andere Welt katapultiert und wird mit Sachen,Themen und Abläufen konfrontiert, die man noch ein paar Tage vorher niemals zu seinem Leben gezählt hätte. Eine Fülle neuer Eindrücke kommen da auf einen zu und man ist immer zwischen Staunen und Zweifeln, zwischen Siegen und Verlieren, die Tage vergehen so in einem rasanten Rhythmus. Meistens sind einschneidende Veränderungen nicht freiwilliger Natur, sowieso nicht bei Männer, die ja in der Regel Veränderungen erst vollziehen, wenn ihnen die Scheisse am Hals steht, was ja vor allem in beziehungstechnischer Hinsicht sattsam bekannt ist…. Ich kenne dies aus eigener Erfahrung… Veränderungen setzen immense Energien frei und wenn man Glück hat, kann man innert Tagen Resultate sehen oder spüren und das gibt Kraft. In so einer Phase bin ich, seit ich vor 5 Wochen von meinem Arzt die Diagnose Alterszucker bekam. Also, das heisst dann, ich habe Diabetes. Irgendwie kam keine Panik oder Angst auf, bin ich doch all die Jahre ohne Krankheiten und Unfälle durch das Leben gekommen, was ein grosses Glück ist. Nun habe ich seit vier Wochen meine gesamte Ernährung radikal umgestellt, weil ich lieber mir der Ernährung meinen Zucker reduzieren will, als den Rest meines Lebens Medikamente zu nehmen, was in diesem Fall Spritzen heisst.

Plötzlich steht der Gourmet ANLIKER beim Einkaufen vor ganz anderen Regalen und kann bei allen Läden 85% des Angebotes ruhig an sich vorbei ziehen lassen, weil es für mich nicht mehr drinliegt oder zumindest im Moment nicht drinliegt, weil ja zuerst der Chip in meinem Hirn umprogrammiert werden muss. Dinkel Vollkorn Pasta? Ich wusste gar nicht, dass es dies gibt.. und welches Roggenvollkornbrot ist  wirklich bekömmlich? Welcher Frischkäse hat keinen Zucker beigemischt? Wo gibt es Konfitüre ohne Zucker? Zig solcher Sachen muss man auschecken, muss lernen, dass zu viele Meinungen einem nicht weiter helfen, muss auch gegenüber dem Selbstlauf Moloch Medizin eine klare Haltung finden und auch NEIN sagen können zu all den Möglichkeiten die da angeboten werden, weil ich mich ja nicht wirklich kränker als ich bin, machen lassen will. Nun habe ich den Vorteil, das ich ein sehr erfahrener Koch bin, mit Hang zum Freestyle und immer schon grosser Liebhaber von Saisonprodukten war und im Moment die Kräuter in den Gärten spriessen, die Spargelsaison vor der Türe steht und es vor Ostern Gizzifleisch zu kaufen gibt und sonstige Leckerbissen….

Neu muss ich Frühstück essen, etwas was ich seit 35 Jahren nicht mehr gemacht habe, muss mir zum Mittag kochen und am Abend auch <zur Zeit> essen. Ich stehe zeitweise nur noch in der Küche, zumindest habe ich dieses Gefühl und muss auch regelmässig einkaufen und zwar für mich… denn seit 20 Jahren kaufe ich hauptsächlich für die Musiker/innen unseres Clubs ein. Mein neues Lebensgefühl nach einem Monat ist super und die Aussicht, dass sich nun mein Übergewicht wie von selbst und das mit genug essen, reduziert, gibt mir einen ziemlichen Kick Ass. Die neue Sichtweise auf unsere Lebensmittelindustrie, auf unsere Einkaufsgewohnheiten, auf all die Zusatzstoffe die uns da mitverkauft werden, ist sehr lernreich. Ich sehe plötzlich sehr viele dicke Menschen aller Altersstufen, meistens am Einkaufen oder am Verzehren irgendwelcher Zuckerbomben. Der Preiskampf in der Branche beschert der Schweizer Bevölkerung nun deutsche Verhältnisse mit Angeboten wie: 6×1.5 Liter No Name Cola für Fr. 2.40. 9 Liter Zuckerwasser, 800 km hergekarrt zum Preis eines Pfundes Halbweissbrot, da kann ja irgendwas nicht mehr stimmen. Es gibt Anti Drogenbehörden, es gibt aber keine Anti Zuckerbehörden, obwohl Zucker eine verdammt gefährliche Droge ist und sehr viel verbreiteter ist als Marijuana.

Einkaufen und Konsumieren wird als Lebensinhalt immer wichtiger gemacht und in Zukunft müssen wir hier in Thun wohl noch etwas zulegen beim Shoppen, denn die Verkaufsflächen in unserem Gemeidegebiet werden sich in den nächsten Monaten um 25.000 – 35.000 Quadratmeter vermehren. 2 Wochen nach der Eröffnung des neuen Denners an der Frutigenstrasse, der nun in der Mitte des Ladens eine riesige Zuckerwasser Kathedrale besitzt und bis 20.00 Uhr geöffnet hat, wird ein neuer Aldi im Grabengut eröffnet, dann wird das renovierte und massiv ausgebaute Zentrum Oberland hochgefahren und bald schon kommt das neue Panoramazentrum und dazu noch 2-3 Tankstellenshops in der Grösse von Handballfeldern.. Irgendwie verrückt, wenn man denkt, das wir eh schon alle zu viele Ware in unseren Haushaltungen angesammelt haben und der Franken der Konsumenten nur einmal ausgegeben werden kann.

Ich kann also weiterhin meine Lebensmittel dort kaufen, wo es immer schon sympatisch und die Qualität immer gut war, nämlich auf dem Thuner Wochenmarkt und in ein paar ausgewählten Läden in der Innenstadt. Die Zukunft wird eh dem Slow Food gehören und den Leuten, die kochen können und Zucker, der wird irgendwann einmal geächtet und als Droge bekämpft werden, weil dieser Stoff die Menschen krank macht und unsere Gesundheitskosten massiv in die Höhe treibt.

Ich aber habe mir meine momentan grösste Sünde, einen dunklen Schoggi Osterhasen, schon heute gekauft und habe mir, Diabetes hin oder her, die Ohren des Hasen schon vor dem Schreiben dieser Zeilen einverleibt. Frei nach dem Motto: Kann den Ostern ohne Sünde sein?

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