Januar 2009

SCHNEE ODER KNIEFALL IN THUNESIEN..???? DIE GRUNDSATZFRAGE KOMMT AM SCHLUSS…..

In den letzten Wochen waren wir Velofahrer und Fussgänger nicht so gut und eher gefährlich bis kriminell unterwegs. Für den Anfang des Kapitels <Winter in Thunesien> müssen wir auf die Silvesternacht 2008 zurückblenden… In dieser Nacht fing es um 18 Uhr, sehr zum Leid aller Party- und Eventveranstalter, massiv zu schneien an. Der gefallene Schnee war sehr nass und hat sich kompakt auf allen Oberflächen als gutes Fundament für eine 3-wöchige Eiszeit festgesetzt. Dass in der Silvesternacht nicht 100 Mitarbeiter zur Schneeräumung bereit stehen ist mir klar und auch am 1. und 2. Januar 2009 hatte ich Verständnis für die wild–romantischen Zustände auf den Strassen von Thunis. Südlich mediterrane Party- und Kultur Metropolen wie eben Thunis, sind schnell einmal überfordert mit Schneeräumung, weil das ja auch nicht mehr allzu häufig vorkommt und somit nicht mehr wirklich zum Alltags-Geschäft gehört. Die Mitarbeiter der Bauabteilung von Thunis müssen vorerst einmal den Zugang zum Ball- und Prunksaal Schadau freilegen, weil dort die VIP Elite der Region am 1. Januar dem König die Aufwartung machen muss oder darf. Die Männer arbeiten sich dann systematisch vom Schadausaal in die Innenstadt vor, befreien aber erstmals die Hauptverkehrsachsen für die Autos, aber eben nur für die Autos, vom Schnee und müssen bis zum Arbeitsbeginn des Königs, irgendwann 3. oder 4. Januar, auf dem Rathausplatz angelangt sein. Nebenstrassen, Velospuren und Trottoirs bleiben dabei auf der Strecke, ganze Quartiere werden so zu Expeditionsgebieten und wir Bürger/innen von Thunis zu Abenteurer/innen in Eis und Schnee.

Bei mir am Eichmattweg brauchten man, bis vor 4 Tagen, fast die Bergrettung, um nur das Trottoir bis zur arschglatten Schlossmattstrasse zu überwinden, um dann dort mitten auf der vereisten Strasse zu gehen, weil das Trottoir unpassierbar war. Der Schnee war schon vom 2. Januar an zu Eis mutiert, was das ganze erst richtig kriminell machte. In diesen Tagen brach das Leben im Quartier vollständig zusammen… wer nicht raus musste, ging nicht raus und wer nicht gut gehen konnte, konnte es jetzt gar nicht mehr und war zu 18 Stunden Fernsehen und somit zur drohenden Verblödung verdammt. Wer aber im Bekanntenkreis einen Panchero, Hummer oder Jeep Fahrer oder noch besser einen Helikopter Piloten hatte, liess sich aus der Schneehölle holen und sich nach Adelboden chauffieren, um dort dem Trinken auf Kunstschnee zu frönen, die Skistars zu feiern und dabei das Fernseh-Elend zu ertränken.

Eines zeigte sich aber auch ganz klar in diesen Tagen der extremen Witterungsauswirkungen: der Egoismus und die fehlende soziale Verantwortung von Firmen, Hausverwaltungen, Eigen-heimbesitzern und Mietern. Kaum jemand schaufelte eine Schaufel Schnee zuviel weg und niemand kümmerte sich um Begehbarkeit von Trottoirs, die vor ihren Häusern, Werkstätten oder Läden durchführen und die Kunden, Käufer und Mieter in ihre Räume führen… Vor Jahren noch, hatten in so einer Situation alle Geschäfts- und Werkstatt-Betreiber und Besitzer einen Mitarbeiter zur Schneeräumung freigestellt, bemüht um den Gesamteindruck ihres Geschäftes und ihrer Berufsehre. Heute ist es einem Kleingewerbler so was von scheissegal wie es um seine Werkstätte herum aussieht, wenn er nur seinen Gewinn oder seine Ferien über Weihnachten einziehen kann. Selbst grosse Konzerne wie Post und Coop scheren sich einen Deut um ihre sozialen Aufgaben, und zu denen gehört halt nun mal auch die Umgebung des Geschäftes.

Wer in den Junkie Coop oder in die Dennerpost am Bahnhof wollte, musste die Wochen, ausnahmsweise, nicht durch Neo Nazis Ansammlungen hindurch Spiessruten laufen, nein, laufen war eigentlich kaum mehr möglich, es war eher wie beim Aufstieg von Basislager 3 zu Basislager 4 einer Himalaya-Expedition und für solche Unterfangen sind die wenigsten Menschen trainiert und ausgerüstet.

Wir Rock’n’Roller sind ja noch einigermassen gut zu Fuss und durch das viele Arbeiten auch nicht so TV geschädigt, somit eigentlich ziemlich parat und trotz Rauchen haben wir noch 2 Beine und ich besitze sogar, seit anfangs Dezember, ein echtes paar Kandahar-Lammfell Stiefel aus lokaler Produktion und bin somit auch bei Schnee gut zu Fuss, theoretisch. Aber als ich am Donnerstag, 8. Januar 2009 zu Fuss vom Bahnhof an die Allmendstrasse musste, war das selbst mit der Winterausrüstung für Curler kaum zu schaffen und erstmals dachte ich ganz laut: Gopfertammihueresiech, für was zahle mir eigentlech Schtüre..??????

CAFE BAR MOKKA

Allmendstrasse 14 | 3600 Thun
033 222 73 91
www.mokka.ch | www.amschluss.ch

home@mokka.ch |  INFOS | AGB

HAUPTSPONSOREN
PREISTRÄGERIN 2023
UNTERSTÜTZT VON