März 2004

Noch ein paar Tage bis aus Plastic Gold wird… Sozialmüll am Alpenrand,  die Party der zahnlosen und ein paar Fragen zur Zeit… Worte zum März 2004

Bald ist es vollbracht… Nur noch hier ein Löchli bohren, da noch Strom hinziehen, hier noch etwas, was nicht passt ein wenig abändern. Hier noch etwas richten und da noch ein wenig fluchen… Die Handwerker gehen mit der Reinigungsequipe Hand in Hand, brauchen die gleichen Leitern, haben mit der gleichen Problematik zu kämpfen und sprechen wohl die gleiche Sprache… Noch ein paar Tage bis das Manna verteilt wird… Bis Wasser zu Wein wird und Plastik zu Gold… (und keiner da, der die Händler aus dem Tempel jagt…) Das Schwert hängt über allen Beteiligten… Irgendein hoher Funktionär mit steinharten Eiern hat verkündet: Das ist locker in 47 Tagen zu machen… Solange braucht das Baumanagement der Coop Maffia um aus der Thuner EPA, dem Stammwarenhaus der Thuner Kulturscene, ein superlangweiliges, Coop City® zu bauen, wo alle, auch Vegetarier und Veganer, in Zukunft, um ihre Oekoplan® Rüebli zu kaufen, als erstes neben dem Take Away Grill vorbei schleichen müssen, wo pro Tag dann 1’000 Pouletflügel & Schenkel gegrillt werden und es entsprechend riechen wird…

Wohl um den Grilldunst, der ja sehr einladend wirkt, ein wenig zu kontrastieren, ist daneben gleich die Import Parfümerie®, wo der/die Kunde/in „tonnenweise Designerdämpfe Einatmet“ (Zitat Reeto von Gunten, 03), aufgebaut… Und bis zu den Rüebli im Keller sind sicher noch Mobiltelefone kaufbar und Ferien buchbar… Schöne neue Konsumwelt! Kein Geld wurde gescheut, um so ein hochgestecktes Ziel zu erreichen… Securitas wohin das Auge reicht, Putzcrews, die 10 Mal ein, schon eingeräumtes, Schoggiregal putzen, weil der Stromer noch am bohren ist… Am Freitag, 5. März 2004 ist dann der grosse Tag… Tausende von einfältigen Konsumenten/innen werden an diesem Tag auf der Matte stehen und auf das Gratis-Röseli spekulieren und auf einen nutzlosen Ballon hoffen… Die Pfannen haben sie ja alle schon… Aber vielleicht fiedelt ja der Anatevka auf dem Dach?? So als kleiner Promogäg… 35% wird das Sortiment, im Schnitt, teuerer werden… einfach so…

Zum Abschluss der EPA Geschichte, lüfte ich hier noch den vollen Namen dieses Kultladens:

EPA = Einheits-Preis-Anstalt

Ansonsten geht nicht mehr sehr viel in Thun. Wo man hinkommt ist eine konsternierte Stimmung… Beizen, kleine Läden, selbst Brockenhäuser sind am austrocknen… In der Oberen Hauptgasse gibt es Läden, die noch um die Fr. 100.- im Tag umsetzen… Bei Fr. 3’500.- Monatsmiete für einen Laden ist die Rechnung schnell gemacht… Bei uns im Club ist es mittlerweile auch so, dass man die langen Öffnungszeiten teuer bezahlt, aber eigentlich so gar nicht mehr braucht… An einem Mittwoch, geht der letzte Gast, freiwillig um 2 Uhr, an einem Donnerstag ist um 2.30 Uhr auch Hose (manchmal noch früher). Der Donnerstag ist generell um etwa 30 – 40 % geschrumpft, egal welcher DJ am Mischpult steht!! Das Kerngeschäft zwingt uns vermehrt wieder auf Freitag, Samstag und auch die Tage sind sehr unterschiedlich… von gerammelt voll bis gähnend leer… vom Sonntag sprechen wir schon gar nicht…!!! Flexibel sein und bleiben, immer wieder bereit sein etwas zu wagen, Qualität bieten, die der Konsument schon gar nicht mehr erkennen kann und immer: Easy sein & bleiben!

Die Besucherfrequenzen bei Konzerten haben sich, bis auf wenige Ausnahmen, auf einem erträglichen Rahmen eingependelt… Aber noch ist es winterlich kalt… Der Frühling kommt dann sehr schnell und bringt uns wieder die leeren Reihen… (Hey man, easy… Hei, du muesch chli positiv dänke…!) Und volle Abfallkessel im Garten, Drogendealer und Hänger jeder Art, mit denen nicht das kleinste Geschäft zu machen ist… Aber, wie gesagt, noch ist es Winter!! Eine Frage liegt auf der Hand: Wo führt die momentane wirtschaftliche Entwicklung hin? Was passiert mit all den Ausgeschwemmten Menschen… Wie lange können sich Staaten Systeme leisten, in denen die Politik und der Alltag der Bürger immer mehr durch ein paar Grossunternehmungen geprägt wird, die den Gewinn abräumen und den Sozialmüll der Allgemeinheit überlassen?? Und: Wann ist der Gewinn optimal??

Es ist wohl noch zu früh, um die Revolution auszurufen, aber vielleicht trainiert Ihr zuhause, mit Freunden, schon mal den Barrikadenbau und macht Euch auf die Suche nach Parolen… Denn, irgendwann wird die Scheisse überlaufen und dann seid Ihr gefragt!!

Mit klarem Geist und vollem Filzstift

grüsst Euch, Euer:

MC Anliker

Master of Ceremonies

Master of Empty Coffee Cups

Master of Watching the Alps Everyday

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