November 2007

MODERNE SKLAVEN SIND ONLINE ODER EBEN NICHT…

Interviews mit Schüler/innen habe ich in 21 Jahren CAFE BAR MOKKA schon viele gemacht und jedes Mal braucht es am Anfang Überwindung und meistens habe ich den lange zum voraus abgemachten Termin vergessen und werde bei einer dringenden Tätigkeit gestört oder zumindest empfinde ich dies so. Vorgestern war es wieder einmal soweit, 2 Schüler/innen der Gewerbeschule
Thun, die natürlich heute anders heisst aber immer noch an der Mönchstrasse beheimatet ist, haben im Fach SVA ( Selbstständiges Vertieftes Arbeiten) das Thema Jugend gewählt. Finden sie, dass die heutige Jugend schlimmer ist als vor Jahren..? Wie finden sie die Forderungen der heutigen Jugend..? und, Wie wird sich die Jugend ihrer Ansicht nach entwickeln..?  Die Fragen waren gut, der junge Mann und die junge Frau waren sehr angenehm und ich, mit einem riesigen Beil  aus unerledigter Arbeit und ungeschriebener TT-Kolumne  im Nacken, philosophierte mich warm und die Antworten wurden zu soziologischen Analysen und zu Gesellschaftsdiagnosen, der digitale Speicher ihres Aufnahmegerätes wurde gut gefüllt und der Akku des gleichen Gerätes gut geleert. Der Mokka Konzertraum, in den wir sassen, ist ja genau das Kernstück eines Teils der Thuner Jugendgeschichte, es war lange der Gesellschaftsraum des Jugendhaus Thun in dem ellenlange Basisdemokratische Sitzungen abgehalten wurden und wo auch die Männer Lismigruppe noch Mitte der 80 er ihre Nadeln kreuzten.. Mit der Basisdemokratie hörten wir im neuen Kulturlokal MOKKA gegen Ende der 80 er Jahre auf und heute, 20 Jahre später, gibt es ausser in der eben 20 jährig gewordenen Reitschule in Bern kaum mehr Orte, wo etwas mitgestaltet werden kann, alles ist kommerzialisiert und nun werfen wir  alle der Jugend ihre Konsumgeilheit vor. >Ihr habt uns in Beton geboren und nun wundert ihr euch, das wir Steine in den Händen haben..> das ist eine Songzeile einer Punkband aus Luzern, gesungen 1981. Trotz Stress, der ja klar ein Resultat der Kommerzialisierung ist, kam ich ins grübeln und die Geschichte wurde plötzlich in diesem Raum, in dem ich mich ja jeden Tag aufhalte, spürbar. Manchmal ist es ja ganz gut, wenn man seine Tätigkeiten hinterfragen muss und sich Gedanken machen muss um den jungen, erwartungsvollen Schülern/Studenten eine wirkliche Antwort zu geben, auch wenn die innere Ruhe nicht da ist und die Zeit für ein Interview eigentlich gerade fehlt. Das Leben derer die wirklich <abdrücken> im hier und jetzt ist in einem Masse stressig geworden, dass es nicht wirklich gesund sein kann. Ich weiss und spüre das, aber dieses Wissen ändert meine Lebenssituation nicht, weil wir moderne Sklaven in einem modernen System sind, geschlagen von Netscape, Google , Myspace und Yahoo und an der kurzen Leine gehalten von Cablecom oder Swisscom und bedroht von den eigenen, hohen Ansprüchen, die in <kreativ> Jobs irgendwann einmal zum Herzschrittmacher führen. Angetreten sind wir eigentlich mit dem Ziel, die Strukturen menschlicher zu machen und mehr Zeit für uns und für neue Gesellschaftsmodelle zu haben…ha..ha..ha.. Ich bin kein Mensch, der Autoritäten einfach so akzeptiert, aber z.b. Cablecom, die Firma über deren Kabel unsere ganze umfangreiche Kommunikation läuft, ist die einzige Firma/Institution, die in mir ein Gefühl auslösen kann, das ich früher vor allem an Grenzübergängen hatte. Cablecom ist zwar ein richtig schmieriges Gangster-Unternehmen, das die eigenen Geschäftstätigkeiten nicht wirklich im Griff hat, einen hundslausigen Kundenservice bietet und die vor 4 Jahren, bevor eine grosse, hungrige Amerikanische Kabelbetreiberin  die Firma gepostet hat, um die 400 Millionen Franken Schulden aufgehäuft hatte, aber Cablecom hat die Macht uns aus ihrem Netz zu verbannen, auch wenn die angeblich unbezahlte Rechnung bezahlt ist oder der Verzug nur mal 10 Tage beträgt. Der Kunde muss seine <Unschuld > beweisen und das dauert, bei der Grösse des Unternehmens Tage und kostet Nerven ohne Ende. Bei jedem Anruf ist wieder jemand anderes am Draht und am Schluss kommt man sich vor wie Cäsar Kaiser selig, in seiner berühmtesten Nummer : Bei Kunz. Cablecom aber macht <Negu mit Chöpf> in dem sie einfach mal den Anschluss des Kunden sperrt und das Aufschalten, bei <bewiesener Unschuld> 40.-Fr. kostet und noch mehr Nerven. Der Fact ist, ich zahle die Cablecom Rechnungen als einzige vor der angegebenen Frist und ich komme mir bei jeder Rechnung, die ich  von dieser Firma erhalte, bedroht vor, obwohl ich keinen Menschen kenne, der in dieser Firma arbeitet und obwohl Cablecom, noch, keine Schlägertrupps einsetzt. Modernes Sklaventum eben. So schnell geht das. (Mehr  Schreibe von MC Anliker gibt es auf :  WWW:MOKKA:CH/MC WORLD)

GESCHRIEBEN, 1. NOVEMBER 2007 FÜR THUNER TAGBLATT

CAFE BAR MOKKA

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