November 2015

GUTES T(H)UN, GUTES ERNTEN… EIN PAAR WORTE ÜBER DAS CLUBLEBEN IN DER KLEINEN STADT AM RANDE DER GROSSEN ALPEN… ZUM NOVEMBER 2015.

Schreib-Stau? Schreib-Sau? Schreib-blau? Schreib-schlau! Schreib! Ja, solche Wörter kommen einem in den Sinn, wenn man als Schreiber vor dem leeren Word-Dokument sitzt… wie beim Skifahren, wo man sich ja auch immer warm machen soll, bevor man sich ins Tal stürzt, ist es auch beim Schreiben und da ich ja heute nicht mehr mit einer Scheibe schreibe (whau, reimt sich sehr schön…!), was noch vor zehn Jahren vollständig normal war, muss ich mich halt anderweitig locker machen. Schreibbeginn 19.45 abends… ob das gut kommt? Vor ein paar Minuten habe ich ein wunderbar riechendes und wunderschön aussehendes, libanesisches  Vollkorn-Fladenbrot mit Oliven und eingelegten Tomaten aus dem Club-Backofen genommen und dabei gedacht: So, jetzt könnte Feierabend sein, besser kann es nicht mehr kommen! Leider habe ich einen Abgabetermin für meinen Text und wenn ich nun Feierabend machen würde, hätte ich den Superstress einfach morgen, zudem kann ich im Club am Abend besser arbeiten, weil keine Mails und keine Telefonanrufe, die mich ablenken, mehr reinkommen. Mit dem Arbeiten ist das ja so eine Sache… Ich habe das Gefühl, dass die meisten Menschen nicht gerne arbeiten… im Gegensatz zu mir! Wenn ich an einem sonnigen Herbsttag, wie dem heutigen… (Dienstag, 27. Oktober 2015) vom Club aus <beruflich> unterwegs bin, dann frage ich mich dann schon einmal: Wär schaffet hie eigentlech no? Dammisiech!

Chillen ist aber definitiv nicht mein Hobby, dazu stehe ich und Alkohol vor 20.00 Uhr abends ist für mich ein absolutes <No-Go> (dies auch zu meinem Selbstschutz!!!). Also habe ich schlechte Voraussetzungen, um einen Nachmittag auf dem Mühleplatz tot zu schlagen… Ja, Thun-Mühleplatz… was geht da eigentlich, ausser, dass ein paar Beizer, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren, reich werden? Schon fast von Dichtestress kann man an einem goldenen Herbstnachmittag sprechen! Aber die hohlen Gesichter all der Menschen, die da einfach so sitzen und auf die Erleuchtung via Mobiltelefon-Antenne warten, haben mich am Samstagnachmittag, als ich die Eintrittsbändel für die Thuner Kulturnacht im Rathaus holen musste, extrem schockiert… extrem! Eine glückliche Gesellschaft sieht anders aus! BREI BLEIBEN – SVP WÄHLEN! Diese Aussage stand mit 0.003 cl schwarzer Sprayfarbe auf einem SVP-Wahl Plakat… Dass in Thun jemand auf diese geniale Anwendung von Grammatik kommen würde, erstaunte und erfreute mich sehr! Ich habe das Plakat, das bei Jenni Landwirtschafts-Produkte am Bahndamm stand, fotografiert und ein Plakat daraus gemacht. Dem Urheber meine herzlichste Gratulation und wer das Bild von mir per Mail erhalten will, kann mir auf sucks@mokka.ch unter <Brei bleiben> eine Mail machen. Ihr habt mein Ehrenwort!

Unsere neue Konzertsaison ist gut in Fahrt, wir haben schon 13 Shows hinter uns und bis Ende Oktober noch drei weitere vor uns… Das vorliegende November 2015-Programm startet mit fünf Shows in der ersten Woche auch ziemlich <schtotzig>, die Arbeit wird mir also nicht so schnell ausgehen… unsere Zahlen sind leider nur halb so gut, wie sie sein sollten, aber das ist dann wieder eine separate Geschichte. Nicht nur wir haben schlechte Zahlen, auch andere hat es getroffen und die Krise im Dienstleistungssektor scheint sich schleichend zu etablieren. Wir haben schleichenden Personalabbau, schleichende <Gentrifizierung> bei unserem Konzertpublikum und Bankkonten, die eher ab- als aufwärts schleichen… Ändern können wir das als Club im alten Sinn, als Begegnungsort, der einst eine, rege benutzte, öffentliche Telefon-Kabine der Swisscom im Keller hatte, nicht wirklich… weil die Macht zur gesellschaftlichen Änderung bei anderen Kräften liegt. Zehn Jahre digitale Datenverschiebung für Otto Normalverbraucher und seit fünf Jahren Smart Phones für jedermann/jedefrau, haben unsere Gesellschaft im <Mark und Bein>, im Geist und in der Seele total verändert. Nichts ist mehr wie es einmal war… und das merkt man im Vergnügungs-Geschäft, zu dem wir gehören, besonders gut! Ein Konzert dauert länger als die heutige Umschalt-, <Wegzapp>-Norm von 22 Sekunden… es kostet etwas, man muss noch richtige Kleider anziehen, aus dem Haus gehen und eventuell kommt es dabei noch zu realen Begegnungen, mit realen Menschen. Das ist nicht mehr wirklich der Stoff, aus dem die momentanen Träume sind.

Wir können aber, beim Zurückschauen in die Clubgeschichte, sehr viele gesellschaftliche Veränderungen registrieren, an denen wir damals grossen Anteil hatten und darauf bin ich ewig stolz! Denn, niemand möchte mehr in der Stadt Thun der 70er-Jahre leben! Das zu erklären, würde den Rahmen dieses Textes bei weitem sprengen… In der letzten Zeit realisiere ich immer mehr, was für einen super-geilen Job ich als MC eigentlich habe, welches Privileg ich habe, jeden Tag an einem so schönen Arbeitsplatz einchecken zu dürfen um spätnachts mit einem (meistens) guten Gefühl durch die sphärische Nacht nach Hause zu fahren. Woher diese Einsicht? Ist es die Gelassenheit des Älterwerdens? Sicher ist es die grosse Erfahrung die ich zwangsläufig nach all den Jahren im Job habe… (Hey man, was lirisch? Wenn de die Erfahrig nid hätisch, de wärs de huere pinlech, nach au denä Jahr…!) Sicher ist die Vielfältigkeit in  meiner Arbeit der Schlüssel zu allem. Einkaufen, Kochen, Schreiben, Grafik machen, Telefonieren, Lachen, Handwerker organisieren, Buchhaltung machen, Geldgeschäfte abwickeln, Weinen und was auch immer der Beruf <Master of Ceremonies> so mit sich bringt – es war schon immer und ist immer noch eine spannende Materie.

Manchmal habe ich so gewisse Phasen des tiefen Zweifels, der Mutlosigkeit und der Perspektivenlosigkeit… (Hey Mann, was machsch hie eigentlech? u wärum? u für was gnau?) das legt sich zum Glück aber nach maximal drei Wochen wieder… und andererseits kann ich so eine tief verankerte Sicherheit in mir spüren und das Gefühl haben, dass mich nichts mehr wirklich umhauen kann… bis dann die Club-Türe aufgeht und eine Band, eventuell des Grauens, hereinkommt, mit der man sich in den nächsten sieben bis acht Stunden herumschlagen muss! Neiiiiii…! das hani mir angers vorgschteut… dammisiech…! Letzte Woche war eine Vegan-Band aus Berlin hier, die ihren Wohlfühl-Pop auf 102 Db präsentieren wollte… das trotz Gruppen-Yoga am Mittag! Unglaublich…! Nun ist man nicht einfach nur mehr kollektiv <Nichtraucher>, nein, nun ist man plötzlich kollektiv vegan und dazu kommen zunehmend noch die Allergien… ja, es wird immer interessanter für den Koch… und immer schlechter für den Metzger…! Unsere Monatsrechnung bei der Metzgerei Muster ist mittlerweile so klein, dass ich zwischendurch Blut- und Leberwürste für mich selber einkaufe, damit die Bilanz nicht noch schlechter aussieht!

Alles scheint im Moment im Wandel zu sein, nichts bleibt mehr so, wie es einmal war… ob das zum Guten oder zum Schlechten ist, weiss eben niemand so genau. Eines ist aber immer noch klar: Wer nachts schläft, muss sich nicht wundern, das er tags Arbeiten muss…! Diesen Spruch habe ich irgendwann vor Jahren, irgendwo einmal aufgegriffen und ich muss sagen, er gefällt mir immer noch sehr. Wer aber tags wie nachts sein Leben lebt, hat zwar tendenziell weniger Schlaf, aber er lebt! <Das Nachtleben> ist zwar schon lange nicht mehr wirklich cool… <Eigentlech würklech huere trischt, weme gnau häreluegt…> Unschöne Menschen gibt es in der Nacht nicht mehr als am Tag, doch nachts sind die Menschen eher unangenehm, weil kaum wer nüchtern unterwegs ist und dadurch ist es in der Nacht sicher auch sehr viel gefährlicher als am Tag. Was solls?  Aber eines ist der Nacht sicher… die wahnsinnigen Stimmungen in den Quartieren, in den Nebenstrassen… die Begegnungen mit Menschen, die aus dem Nichts kommen und vielleicht auch wieder in das Nichts gehen… an dir vorbei wie Schatten… Seit über 35 Jahren ist die Nacht ein grosser und sehr wichtiger Teil meines Lebens und immer wieder sind es die speziellen Stimmungen der Nacht, die mich glücklich machen können und mir die Kraft geben, am nächsten Tag wieder voll motiviert, mit neuer Energie, am Endlos-Projekt CAFE BAR MOKKA zu arbeiten und das ist gut so!

Das vorliegende November 2015-Programm ist schön breit in der Mischung, reif in der Konsistenz, gut im Ton und präsentiert zugleich ganze sechs Bands aus Bern…!  Ja, Bärn het dr Rock u Thun het d’Bühni drzue…! oder so…! Alles scheint BUBI EIFACH zu sein… und wir freuen uns natürlich sehr, dass wir diese wunderbare Band in den nächsten Wochen gleich zwei Mal auf unserer Bühne präsentieren können! Mit CD-Taufe im November und als Gala-Band am Silvester 2015! <BUBI EIFACH isch ä geili Band, wiu mi Unggle BUBI dert schpiut…!> Dieser Satz präsentierte der Neffe von BUBI am Festival AM SCHLUSS 14 auf einem kleinen Papier-Transparent vor der Bühne…! Huere cool!

AUF EINE SCHÖNE ZEIT IN UNSEREN GEPFLEGTEN HALLEN…!

EUER MC ANLIKER  MONSTER OF CEREMONIES CAFE BAR MOKKA THUN

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