April 2008

EIN BÜRO IST NICHT EINFACH EIN BÜRO…
DAS LEBEN IST EXTREM KURZWEILIG… EINE SCHREIBE GEGEN NIEMANDEN… UND
TROTZDEM LESENSWERT…
MC ANLIKER ZUM APRIL 2008

Hey MC, isch das nid längwilig immer i däm Mogga z`si… Sibe Tag ir Wuche u fasch nie Ferie.. U das scho so lang…????  Meine Lieblings Fragen, meist gestellt von einem Kotzbrocken männlichen Geschlechts, Typ Projektleiter Swisscom, kurz vor der Scheidung stehend. Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir die Aufgabe hier mit diesem Club immer mehr, eine gewisse Gelassenheit begleitet mich durch die Tage und das Wissen, dass ich mich auf meine Kräfte verlassen kann, gibt mir die Kraft, die ich brauche, um das hier zum guten zu bringen. Klar, hätte vor 22 Jahren jemand gesagt: Du wirst ab jetzt 30 Jahre deines Lebens einem Musikclub widmen, ich hätte gesagt: Hey du schpinnsch..!!! Sicher nid ig!  Äs chunt äbe mängisch wis chunnt….. u vo nüt chunnt nüt..!!! Die Weisheiten unserer Grosseltern, die uns im Älterwerden einholen und gegen die wir uns irgendwann nicht mehr wehren können und auch nicht mehr wehren wollen, weil wir auch schon so eine Weisheits-Stufe erreicht haben… werden auch für uns wahr. Mein Beruf als Abwart, Containerhüter, Puffmutter, Bürogummi, Profi-Fussball-Kritiker, Briefkastenleerer,Schmieren schreiber und Politikerschreck (Das ist immer noch möglich..), Monster of Ceremonies und Kulturvermittler ist jeden Tag von neuem interessant.

Schön ist die Vielfalt meiner Tätigkeiten.. hier noch schnell Hotelzimmer buchen, abklären per Mailanfrage wie hoch der Nightliner der Band aus Mauritius sein wird, beim Siebdrucker eine Offerte einholen für die neuen Kleber, weil die letzten 10`000 fast aufgebraucht sind, noch ein kurzes Telefon mit dem Webmaster weil in diesen Tagen das neue CMS (Content Management System) für unsere neue Homepage, die wir am 1. April 2008 aufschalten wollen, fertiggestellt wird, was dann ganz viel Arbeit mit sich zieht und weil eine Website extrem wichtig für die Cooperate Intendity eines modernen Betriebes ist, kann nicht viel dem Zufall überlassen werden. Dann kommt zur Abwechslung wieder einmal ein Anruf aus Österreich, aus Vorarlberg, wo eine Psychopatin seit Monaten, 24 Stunden zuhause sitzt, einsam und voller Angst vor bösen Geist- ern und Menschen die ihr alle etwas antun wollen.. Was würden sie machen, wenn sie alleine sind und da kommen alle diese bösen, bösen Menschen und wollen sie ermorden.?
Eine gute Frage so mitten in einem Büronachmittag.. die Stimme der Frau ist nur für harte Nerven.. ich kriege regelmässig Hühnerhaut, wenn ich die Frau am Telefon habe, was nicht selten ist, da diese Frau irgendwann einmal ein paar Wochen in Interlaken verbrachte und so einmal unseren Club besuchte und fand, dass wir die einzigen sind, die ihr helfen können… und da ich ja auch der Telefonknecht des Ladens bin und auch optisch als Seelsorger durchgehe, finden alle : …das isch doch no äs d`Jöbli füre MC.

Klar will ich später nach dem Rock`n`Roll einmal eine Freikirche aufmachen und damit schwer Kohle verdienen… das Know How habe ich mir in 2 Jahrzehnten Showbranche angeeignet und neben Körperfülle, bringe ich auch viel technisches Wissen mit und weis, wie man mit Nebel-maschine, Showlicht und rollenden Bässen Emotionen wecken kann, die dann in Form von Geldspenden oder willigen Frauen mein Leben bereichern werden…. Auch in Vermarktung eines Produktes bin ich mit vielen Wassern gewaschen.. Aber das ist Quasi Zukunftsmusik und darum ist die Frau aus Österreich im Moment extrem Heavy für uns, weil man die Einsamkeit und den Wahnsinn im Wesen dieses Menschen auch durch die Distanz spürt und die Frau immer die gleiche Platte spielt und keinen Aufnahme Knopf besitzt, der gedrückt werden könnte. Ich vertröste sie dann immer irgendwie um sie los zu werden… habe dann drei, vier Tage Ruhe und dann habe ich sie wieder am Telefon… Ich muss dazu sagen, dass ich so ein altmodischer Spezi bin, der noch nicht schaut wer anruft, sondern einfach abnimmt und sagt : Cafe Bar Mokka, Hallo. Da ist auch noch ein Patienten der Waldau, der mir seit Jahren schon, erst mit Fax und seit 3 Jahren per Mail, seine Ausserirdischen Visionen mitteilt, manchmal 15 Seiten an einem Tag.. alles in allem habe ich sicher Tausend Seiten von ihm erhalten und das, weil an einem Donnerstag- abend im Jahre 1996 jemand, angeblich <Leute aus dem Mokka>, dem Ueli Z. seine Schuhe im Treppenhaus gestohlen haben..!!

Es ist ein ganz normaler Büronachmittag in der Inselverwaltung Mokka an der Allmendstrasse,
am Abend gibt es dann, zur Abwechslung, noch eine Show. Drei Plakate müssen vor 18 Uhr noch gestaltet und ausgedruckt werden, mit einer guten Infrastruktur bestehend aus einem fetten MAC
der 24 Std. Online ist und einem Modernen Laserdrucker, auch nichts unlösbares. Ist aber in der nächsten Zeit eine angesagte Show im Programm, dann läuft das Telefon manchmal im 2-Minuten- Takt, die Kunden/innen wollen Tickets reservieren und da ist Fingerspitzengefühl gefragt…es gibt Menschen, die einfach einmal irgend eine Zahl Karten reservieren wollen, ohne zu wissen wie viele Personen dann wirklich mit ihnen den Greis oder den Mich Gerber anhören kommen und wenn wir nicht aufpassen, haben wir das Konzert auf dem Papier ausgebucht, es so kommuniziert und am Abend fehlen dann die für den Verdienst eines Künstlers entscheidenden 40 Personen, was uns dann ziemlich Alt aussehen lässt.. Wenn wir die Kundschaft am Telefon gut spüren, sie darauf Aufmerksam machen, dass sie uns doch bitte anrufen, falls weniger Karten benötigt werden oder dann kurzfristig der Plan vom Freitagabend geändert wird, sinkt die Fehlerquote extrem. Es ist möglich, bei 200 Reservationen am Schluss nur 5 Karten übrig zu haben. Für uns ist das telefonische Reservationssystem auch eine Art Kundenbindung in einer zunehmend anonymen und automatis- ierten Welt und wenn ich gut drauf bin macht es durchaus Spass, all die verschiedenen Menschen mit sehr unterschiedlichen Kommunikationsstrukturen einen Moment in meinem Büro zu Besuch zu haben. Für unsere Kunden/innen ist dieses System eh nur von Vorteil, weil die Tickets so viel günstiger bleiben. Müssen wir 20.- Chf. pro Ticket einspielen, würde eine Karte bei Starticket Online ausgedruckt, schon 23.50 Chf kosten. Die Eintrittspreise für <Kulturelle> Veranstaltungen sind in Europa in den letzten 5 Jahren extrem erhöht worden, eine Show für WHEEN in Zürich geht heute für 65.- Chf über den Ticketcorner-Server, die Garderobe exklusiv und Konzertbeginn 20 Uhr, pünktlich! Wenn diese Entwicklung so weitergeht, wird ein Kino-Ticket bald 25.- Chf. kosten und Konzerte von Klassischen Orchestern ab 120.- Chf. nach oben, was ja heute zum Teil schon so ist.

Zurück zum Alltag im Club… die Devise ist: Schritt für Schritt vorwärts gehen und immer schön flexibel bleiben, den das Wichtigste und Zenralste in unserem Geschäft war schon immer: The Show must go on ! Die Bands melden sich manchmal auf 17 Uhr an und kommen dann um 19.30 Uhr. Gemeldet ist, dass ein bandeigener Tontechniker dabei ist, der eben leider den Tag vorher die Tour geschmissen hat… und so muss man immer reagieren können, offen sein für jegliche Eventualitäten und dazu immer auch noch gut drauf sein, weil unsere Kundschaft zu uns kommt um sich zu Vergnügen und um den Alltag zu vergessen. Das Handling mit den Bands ist und bleibt eine unberechenbare Geschichte, einmal so und dann wieder genau anders und man kann das 2000x gemacht haben und man macht es falsch. Die Diskrepanz zwischen Pressetext und Realität ist manchmal extrem gross. Bei vielen Bands frage ich mich, ob sie wegen dem Musikmachen oder wegen dem Trinken auf Tour sind… 40 Minuten Show und 5 Stunden, auf unsere Kosten, saufen.. Sorry, the Beer is empty.. can we get some more..????  oder : Können wir den Rosé und den Weisswein den wir nicht trinken, gegen Bier tauschen ??? Im Moment des Geschehens kann ich mich manchmal tödlich aufregen und später wird so manches zur Episode und wir können darüber lachen oder man könnte es den Grosskindern erzählen, falls man welche hätte…. Langweilig ist es manchmal auch, tagelang am Compi sitzen, weil doch pro Tag um die 50 Mails mit Anfragen betreffend einem Auftritt in unseren Heiligen Hallen hier eintreffen. Den Umgang mit den Elektronischen Medien muss ich immer wieder neu lernen, mir bewusst sein, das eine Mailbox manchmal eher ein Papierkorb ist und es dann auch so handhaben, sonst komme ich nie mehr von der Kiste weg.

Die ganzen Abhandlungen über meine Tätigkeit hinter dem Bühnenvorhang habe Ich jetzt nur geschrieben, damit ich nicht wieder den Fehler mache etwas gegen jemanden aus der Thuner Politik oder der Verwaltung zu schreiben, was diese Leute immer extrem nicht schlucken können und dann hinter den Kulissen ziemlich Theater aufführen wegen so einem Textli, das sie ja nicht zu Lesen brauchen, da ja das Lesen meiner Schreibe nicht obligatorisch ist. Empfindliche Menschen gehen offenbar gerne in die Politik oder in die Verwaltung.. warum weis ich auch nicht…. Antworten bitte an: sucks@mokka.ch  Unser April 2008  Programm ist spannender als dieser Text, das kann ich euch versichern….!!! Kommt vorbei und macht euch ein eigenes Bild.

LIEBE GRÜSSE AUS THUNESIEN SCHICKT EUCH EUER

MC ANLIKER
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