November 2003

Die Kälte killt den Mythos „Sommer 2003“, Kein schöner Anblick um 20.00 Uhr, Der Alte wird immer Älter… und anderes zum November 2003

Der Kontrast kann manchmal nicht grösser sein… Eine Crew von 5 Leuten macht während 4 – 5 Stunden am Mittwoch Feinreinigung und Detailpflege in Haus und Garten… Um 8 Uhr, wenn wir öffnen, kommen erstmals ein paar, ziemlich stehen gebliebene, Woodstock Revival Freaks und rollen einmal ein paar Tüten und verqualmen die ganze Pracht… So dass es schon um 20.30 Uhr riecht, wie in der alten „Grasderi“ in Kiesen… Im Sommer wird der Garten parat gemacht, als käme die Prinzessin von Norwegen zu Besuch… DJ’s, eine P.A. vom Feinsten und ein Mood zum verweilen, alles sehr schön, bis die Vorabendgäste kommen. Pro Tisch à vier Leuten, sind es dann vier Hanfsäckli, vier Feuerzeuge, vier Mischelblätter, vier Händys, vier Päckli Sigis, vier Jointpapiere und… vier Dennerbiere…! Da hört die Freude der Gastronomen und Veranstalter ziemlich schnell auf!! Dazu reden diese Kids nicht einmal mehr miteinander und schauen in die Welt, als hätten wir von ihnen verlangt, dass Gartenkies einzeln abzuschlecken… Zunehmende Massenbetäubung, Live & Direct… Not really cool…!

Wir gehen soweit, dass wir in diesen Fällen von Jugenddemenz sprechen. Abgebaute Hirne durch, zu früh, zu viele Substanzen reingezogen haben… Substanzen, die nur, selber, demente Hirne als vollkommen harmlos bezeichnen können… Diese schwammigen, leicht schmuddeligen Hanfpriester, die schon morgens ihre 1,4 Gramm Indoor-Röhren reinziehen müssen, um den Schweizer Hanfberg, der trotz verschärfter Gangart der Justiz immer noch immens ist, abzubauen, verkünden die Botschaft von „Hanf ist harmlos, und „wir sind die wahren Heilsbringer“, unterschreiben dies dann „mit hanfigen Grüssen“ und haben an einem Morgen schon wieder so viel umgesetzt, wie ein Verkaufsladen mit 5 Verkäufer/Innen in der Fussgängerzone! Nicht, dass ich als langjähriger Haschisch Konsument etwas gegen kiffen hätte, oder Kif etwas teuflisches fände… Nein, aber ich mag auch nicht diese Unkritik vertreten, nur weil ich selber kiffe! Was hier in den letzten Jahren im Bereich des Kifs (Haschisch / Marijuana) abgegangen ist, ist alles andere als gesund.

In den traditionellen Anbaugebieten (Marokko, Libanon, Pakistan, Türkei, Afghanistan, Indien) war das Kif & Haschisch rauchen immer etwas für alte Leute gewesen, so quasi ein Hobby für den Lebensabend…

Hier im Konsumparadies Schweiz gilt ein 12jähriger als erwachsen, wenn er eine konische Tüte selber bauen kann, obwohl er knapp einen ganzen korrekten Satz bilden kann und verschwiegen denn noch die Schuhe zu binden in der Lage ist… Wenn kiffen als Religion und Hauptlebensinhalt für ganze heranwachsende Generationen gilt, stimmt etwas nicht, genau so, wie wenn sich alle auf den Mond trinken müssen.

Ab und zu mal eine Scheibe haben finde ich ja noch ok, aber die Dauerscheibe ist schlicht asozial und unappetitlich.

Wir möchten hier in und um unser Haus eigentlich ganz einfach aufgestellte, dynamische Leute bewirten, die uns auch zwischendurch einmal etwas gute Energie dalassen oder bringen und die respektieren, dass wir mit unserem Club etwas bewirken wollen, das wir mit dem Kulturmix, den wir uns mühsam abarbeiten, den Menschen in dieser Stadt Offenheit und Aufmerksamkeit im Bezug auf ihr geopolitisches Umfeld lernen oder schenken wollen.

Wir werden aber mit der zunehmenden Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft immer mehr einfach zu einem austauschbaren Teil der Verdrängungs- und Vergnügungskultur. Café/Bar Mokka kann viel spezieller sein, als dies das Thuner Publikum wahrzunehmen bereit ist… Wir haben mit dem Mühleplatz, dem Musikpark, dem Mac und anderen Abhängplätzen in dieser Stadt nur gerade eins gemeinsam…: Wir sind in der gleichen Stadt!! Und… wir haben zum Teil das gleiche Publikum. That’s it! Wenn wir aber fehlende Sensibilität und fehlenden Respekt spüren, wird unsere Arbeit sehr viel schwieriger, wir werden gegenüber unseren Gästen viel schneller skeptisch und verlieren unsere Offenheit… Was der Anfang vom Ende ist!

Das Beispiel mit den afrikanischen Kokain-Verkäufern, die uns diesen Spätsommer und Herbst auf das schamloseste missbraucht haben, zeigt ganz gut auf, wie so Prozesse ablaufen… Wir hatten ja immer schwarze Besucher, was ja auch ganz normal ist für ein Musiklokal und ein Lokal, das für alle Kulturen offen sein will… Es gab immer <richtige Schweizer> die sich gestört fühlten und die das Gefühl hatten „das di Schwarze üsi Froue amache…“ Nur, das hiess es schon in den 50er und 60er Jahren von den Italienern… Nun, diesen Sommer tauchten plötzlich Schwarze auf, die ganz anders waren, die nicht mehr grüssten, die selbst MC Anliker vor die Schuhe spuckten und die null Respekt gegenüber dem Mokka und dem Mokka Personal zeigten. Bis 20 Männer waren es in Spitzenzeiten, alle mit den neusten Handys und den Teuren-Status-Turnschuhen von N… und P…, vor sich auf den Boden spucken, in die Vorgärten pissen, die Bierbüchse in der Hand und den armen Schweinen vom Mühleplatz hinter der Notschlafstelle Koks verkaufen und weil Mann ja auch Mann ist, noch schnell jede Frau, die ins Mokka kommen will, blöd anmachen… Dann kamen immer mehr rassistische Statements von den Gästen und auch von unserem Personal… Es war dann an mir, der sich ja am meisten stresst und der am meisten betroffen ist, den Leuten Verständnis zu predigen und ihnen die These vom Schwarzen als Opfer der globalen Unrechtssysteme und so zu erzählen… Weil ich einfach immer hoffte, dass der Spuk von selber wieder vorbei geht, wie so viele Spuks in der Geschichte des Mokkas. Selbst mit der Polizei habe ich intensiv verhandelt… Etwas, was ich vorher auch nie getan habe…! Die Jungs waren, nebst dem sie mir sehr unsympathisch waren, auch in zunehmenden Mass geschäftsschädigend, da war also Handlungsbedarf. Die kalten Nächte der letzten zwei Wochenende haben mit dem Mythos «Sommer 2003» radikal aufgeräumt und uns ein wenig Schnauf zurückgegeben.

Die Situation ist erst dann wirklich beruhigender, wenn wir wieder den Gästemix haben, den wir brauchen… Verschiedene Generationen, Kulturen und viele Frauen, weil die automatisch diese ganze Mackerkultur ein wenig entschärfen können, Musik interessierte Menschen, die auch einmal ein Georgisches Orchester anschauen kommen und uns mit ihrer Unterstützung ermöglichen, ein gutes Bühnenprogramm anzubieten. Thun scheint ja wirtschaftlich eine Krisenregion zu sein und die Gastronomie steckt eh in einer tiefen Krise… Kein Wunder bei 256 Gastrobetrieben in dieser Stadt… Das sind pro 148 Personen eine Beiz…!! (Ich alleine kenne schon 10 – 20 Leute, die nie in eine Beiz gehen…) Die zunehmende Take Away Aufrüstung trägt noch den Rest bei… so ist an dieser Front auch keine Besserung zu spüren… Zu spüren kriegen es die Lieferanten… Wenn wir vor 5 Jahren pro Woche für Fr. 2’000.- in der Prodega® Schnaps und Zubehör kauften, sind wir im Moment bei Fr. 600 – 800.- pro Woche… Klare Sprache!

Wir sehen schon in etwa, wo wir was an Marktanteilen gewinnen oder verlieren, aber Einfluss auf globale gesellschaftliche Entwicklungen haben wir nicht mehr wirklich. Die neuen Sekten und Religionen heissen Swisscom, Orange, Nike und so weiter… Dass solche „Kirchen“ eigentlich keinen guten Einfluss auf die Menschheit haben können, ist doch allen klar… Zu wenig Tiefgang und zu einfach ist Sinn und Zweck solcher Gefässe… Geld machen, Geld machen, noch mehr Geld machen und die Konkurrenz ausschalten mit noch ein wenig höheren und stärkeren Antennen und mit 1 Fr. Handys, natürlich mit Camera, weil Mann / Frau nicht mehr wirklich da sein kann im Hier und Jetzt… Beispiel: Mokka macht eine grosse Lunik Show im Saal vom Hotel Freienhof… Eintritt: Stolze Fr. 26.-… Im Saal sind 400 Personen! 200 davon quatschen sich gegenseitig die Ohren voll, der Rest fotografiert mit Handy-Kameras und macht SMS (Sorry, es hatte ca. 100 Leute, die die Show wirklich sehen wollten…)  Wir fingen mit 6 Leuten um 10 Uhr morgens mit Aufbauen an und waren um 01.30 Uhr wieder fertig mit abbauen… die Lichtshow war ein Novum für Thun… Im Fall!

Hier im Club ist kiffen und dazu SMS tippen hoch im Kurs… Kommunikation, wo bist du geblieben…?? SMS sind zwar auch so etwas wie Kommunikation, aber die Sprache geht bei allen neuen Kommunikationsmittel vor die Hunde… Und: Ohne Klarheit in der Sprache ist der Mensch ein Gartenzwerg… ( CONTACT _Con0000174B1E Sven Regener)

Mir ist ja auch klar, dass 20 Jahre im Kultur und Anarchisten Ghetto, A: Spuren hinterlassen, B: den Blick manchmal zuwenig ausschweiffen lassen und dies kann zu einer Verengung der Sichtweise führen… Nur, Schwätzer, die über allem und jedem stehen, gibt es genug auf dieser Welt und wer sich involviert, wird auch eingenommen und dann schnell einmal Partei. Apropo Partei: Ihr war wieder alle nicht abstimmen vor zwei Wochen, sind wir ehrlich! So war es möglich, dass die SVP so dermassen abgedrückt hat… Selber schuld, Leute!

Wir wollen im November auch wieder einmal abdrücken! So für das Gefühl und so…! Abdrücken ist sexy! Im Fall!

Ich wünsche Euch darum viel Spass bei Drum und Bass… viel Vergnügen bei Speck und Sauerrüben…

Alles Glück in der Liebe und beim Lotto… Gratuliere noch dem Otto… (Le Fleur, 77jährig) und fliege sehr wahrscheinlich doch nicht nach Kyoto…

Ich bleibe da, denn da ist da!

                                                                                 Euer MC Anliker

Monster of Ceremonies

Master of Hanging the Sun up the Sky

Master of Clearness in the Nighttime

Master of the November Desaster

CAFE BAR MOKKA

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