April 2007

DER WEG SOLLTE DAS ZIEL SEIN… ABER WO GEHT ER DURCH UND WO FÜHRT ER HIN…??? KULTUR ALS GROSSE PROSTITUTION, VERDRÄNGUNG ALS LEBENSZIEL UND… ICH NEHME ANLAUF FÜR DROGEN…
AUF DER STELLE! DIE SHORTS WERDEN KOMMEN UND ANDERES AUS THUNESIEN… ZUM APRIL 2007

Manchmal verstehe ich die Welt um mich nicht mehr, das kann ich hier gut zugeben… Ich gehöre dann wohl einfach schon zur Seniorenabteilung und damit definitiv in die Ecke: Reaktionärer Kleinkrämer. Nun, damit kann ich mich abfinden… Ich denke ja keineswegs, dass früher alles besser war, das ist genau so Scheisse wie die Woodstock-Legende oder die Legende der neutralen Schweiz. Manchmal aber kann ich mich sehr aufregen ab Sachen, die andere Leute wohl schon lange nicht mehr sehen oder noch nie wahrgenommen haben, Kleinigkeiten, alltäglicher Wahnsinn halt, und wie es der Name sagt… Alltäglich !!!! Nur, muss ich einfach alles neue, das da pausenlos auf uns losgelassen wird, gut finden? Alle diese Plastic people einfach akzeptieren und wegschauen, wo Mann/Frau ganz klar hinschauen müsste??? Da muss ich ganz klar mit Nein antworten. Ich bin mit der Entwicklung unserer Gesellschaft in den letzten Jahren nicht glücklich und habe auch meine Bedenken für die nähere Zukunft im hier und jetzt. Die tägliche Zeitungslektüre, mal intensiv, mal nebenbei, würde mir als Kommentator oder Leserbriefschreiber schon einen Ganztages Job bescheren, und neben dem Fernsehen und neben dem Spazieren mit <dem Hund> hätte ich dann den gleichen Zeitaufwand wie mit dem Betreiben des Clubs, nur dass ich dabei sehr viel schlechter bezahlt wäre, und dann selbst das Geld für das digitale Fernsehen knapp würde… zudem würde ich sehr viel weniger erleben, noch weniger… und da würde mir dann das Gesicht vollends einschlafen….

Also, doch nicht professioneller Leserbriefschreiber in der Tierwelt, dem Affoltener Anzeiger, des Bodensee Boten, der Ostschweizer Nachrichten oder beim lokalen Thuner Tagblatt… aber aufregen über das, was in diesen Blättern zu lesen und sehen ist, muss sein, weil das einfach automatisch passiert, seit ich lesen kann, und das kann ich eigentlich schon, seit ich das <Rössli Hü> in der 2. Klasse, in den Sommerferien 1965, gleich 3 mal gelesen habe.
Letzte Woche habe ich mich ab einem Pressebild dermassen empört… Der italienische Journalist, der in Afghanistan entführt und dann freigelassen wurde, wurde bei seiner Ankunft in Rom von seiner Teeny-Tochter, vor den Augen des Staatspräsidenten und den Objektiven der Weltpresse, regelrecht angesprungen, und das Bild, das dann um die Welt geht, zeigt einen halben, nackten Teeny-Arsch und einen ganzen, nackten Rücken, alles auf einem Mann mit Bart und darum das ganze offizielle Programm. Ich fand dieses Bild so was von einer Zumutung für das Auge und zugleich einen wahren Ausdruck für eine gesellschaftliche Fehlentwicklung hin zum anstandslosen und hin zu alle Macht der Jugend, auch wenn die Jugend ausser Aussehen nichts mehr mitbringt. Das ist doch einfach keine Art und Weise mehr… und auch mit Liebe zum Vater nicht erklärbar. Schützt uns vor unserer Jugend… Heute..!!!!
Das ich alt werde, merke ich zum Glück in meinem Job jeden Tag… das Unverständnis über vieles, was da bei uns im Club zu sehen, hören und erleben ist, nimmt manchmal stark überhand, und dann seht ihr einen Grufti, der am liebsten der dampfenden Scheisse empfliehen möchte… aber subito oder noch schneller.

Dabei ist es doch bei uns noch sehr harmlos, und wir haben ja auch eine sehr gemischte Kundschaft und nicht nur Remo Rosenthals und Melanie Winningers, aber trotzdem… verstehe eine Kundschaft, die 24.– CHF Eintritt bezahlt, um in einem Konzert 2 Stunden zu quatschen… die in sauberen Räumen auf den Boden spuckt und an der Kasse wegen 5.– CHF Eintritt ein mega Ghetto anzetteln kann, an der Garderobe die Snowboard-Jacke für 450.– Stutz abgibt und sie nie mehr abholt und auch nicht nachfragt. Zwischendurch muss ich aufpassen, dass ich unsere Kundschaft noch ernst nehmen kann… sorry, aber das ist nun mal so, und das wird etwas mit der Dauer meiner Arbeit am Projekt CAFE BAR MOKKA zu t(h)un haben.. und sicher auch mit dem Umstand, dass wir hier in Thun keine wirkliche Musikkundschaft haben, die nach dem erreichen des 25. Altersjahr noch in unseren Club kommt, weil sie doch jetzt aus dem Mokkaalter heraus ist. Das macht uns die Kalkulation unseres Bühnenprogramms auch so schwierig… wenn wir eine sehr gute New Orleans Brass Band aus Deutschland buchen, und dann an diesem Abend 12 zahlende Gäste da sind, oder für eine hochkarätige afrikanische Combo 15 zahlende Besucher/innen vor der Bühne stehen, ist das nicht nur finanziell ruinös, sondern schlicht und einfach ein Armutszeugnis für eine Stadt mit 40’000 Einwohner/innen und einem Einzugsgebiet von um die 80’000 Menschen… unser Programm ist nach wie vor im oberen Segment angesiedelt, und eigentlich kann die Region Stolz sein, eine solche Institution, mit soviel nationaler und internationaler Ausstrahlung, vorweisen zu können.

Aber der Nichterfolg macht mich manchmal sehr nachdenklich, und das Wissen, dass in dieser Region sehr viel Geld für Mainstream-Kultur ausgegeben wird stimmt mich eher traurig. Klar war am Abend, als die afrikanische Gruppe Taffetas bei uns den leeren Club beschallte, in Bern die Museumsnacht, an der mittlerweile wohl um die 20’000 Personen durch die Stadt Bern trampeln… und als der Brass Band aus Deutschland das gleiche Schicksal widerfuhr, war wohl etwas im Fernsehen und, und, und…… Es ist immer etwas los, irgendwo, und die Region Thun ist für grosse Kulturanbieter nicht unattraktiv, das ist nichts neues, aber halt auch immer wieder frustrierend, wenn ich z.B. genau weiss, dass an dieser und jener Show keine Leute da sein werden, weil eben genau an dem Tag eine andere Veranstaltung angesagt ist, von der ich nichts wusste, nichts wissen konnte, weil unsere Programme auch schon Monate vorher gemacht werden… müssen. z.B. haben wir am Freitag 11. Mai 2007 die superhype Big Band <A Few Good Men> aus der Westschweiz auf unserer Bühne, und dies war auch nur mit Müh und Not möglich, da doch ein Teil der Musiker beim momentanen super-superhyp <Stress> mitspielen und dieser im Moment, als fast einziger Schweizer Act, abgeht wie eine Saturn 3 Rakete, und somit seine Musiker nur noch dann in ihren anderen Projekten arbeiten können, wenn <Stress> keine Show hat und… die Nachfrage nach seinen Shows ist endlos… im Moment. An diesem Abend sticht in Thun ein grosses Kursschiff in See, mit der Crème de la Crème der Schweizer Musikszene, mit Lauener, Hofer; Stiller Has und Konsorte… da kann ich mir das finanzielle Desaster bei uns schon ausmalen…. Alle setzten in der Zeit der grossen Musikkrise auf die wenigen Acts die noch funktionieren, und das sind sehr, sehr wenige. Mittlerweile setzen selbst die grossen Sommerfestivals auf diese Acts, und somit wird die Aufgabe der Musikclubs immer eine undankbarere… Acts auf die Bühne stellen, wenn sie noch niemand kennt, und wenn es dann funktioniert sind sie für uns auf nimmer wieder sehen verschwunden… Das ist bei <Stress> so, das ist bei <Lovebugs> und anderen CH-Künstlern so, und das ist Scheisse. Für das FESTIVAL AM SCHLUSS 07, das vom Mittwoch 25. Juli – Samstag 4. August geplant ist, werde ich Acts buchen, die zahlbar sind, und die hier im Club auch schon <ä suberi Büetz> abgeliefert haben, und werde so Geld sparen und ein Herzblutprogramm abliefern und dem Thuner Publikum eine neue Musikwelt auftun.

Unsere Arbeit wird aber im Moment auch noch von einer anderen Seite bedroht… An der Allmendstrasse 10, dem ehemaligen <Ausländerhaus>, ist eine Drogenanlaufstelle geplant, das ist eine Institution, bei der Drogenabhängige ihren Stoff konsumieren, ihre Kleider waschen und duschen können und auch medizinisch versorgt werden. Das niemand eine solche Institution bei sich in der Nähe haben will ist wohl klar… Ich finde die Institution nicht wirklich schlecht, habe aber Mühe mit dem Umstand, dass wir als betroffene Nachbarn nie irgendetwas von offizieller Seite gehört haben, somit genau soviel wissen wie der/die normale Zeitungsleser/in… Die Stadt Thun ist in ihrer Informationspolitik sowieso schweres Mittelalter, trotz Stadtmarketing und Webauftritt, das zeigt sich nicht nur bei dieser Drogenanlaufsgeschichte… Unsere Hauptsorge ist vor allem der Umstand, dass das Konzept der Anlaufstelle vorsieht, eine Polizei aktionsfreie Zone von 200 Metern um die Anlaufstelle einzurichten, um den Süchtigen den Kauf des Stoffes zu ermöglichen, ohne den es auch keinen Konsum gibt…. (Hey, die Logik…) (in der Anlaufstelle selber ist < NO DEAL > angesagt) und somit der jahrzehntelang gehegte und gepflegte Garten unseres Hauses zum Eldorado für den ultimativen Heroin und Kokain Deal wird und wir dann eine Drogenszene um unser Haus haben werden, etwas, was wir im 21. Jahr CAFE BAR MOKKA nicht brauchen und auch nicht verkraften werden…. Ich war schon sehr früh der Meinung das Drogensucht eine Krankheit ist, und man den Süchtigen helfen muss, wie man das auch anderen Kranken tut… aber in den letzten 15 Jahren ist die Drogenpolitik so professionalisiert worden, dass heute all diese Profis ihre Arbeitsplätze auf keinen Fall verlieren wollen, und es auch so rüberkommt, dass niemand mehr von der Sucht weggeführt wird. HEGEBE Heroin Gestützte Behandlung, so heisst die Heroinabgabe für Süchtige, Anlaufstelle, Notschlafstelle, Contact und Sozialamt haben ein dichtes Netz von Hilfeleistungen aufgebaut, und der Junkie von heute muss nur noch wählen, was gut oder besser ist für ihn…

Der Staat, der bei allen Menschen aufbauenden Institutionen, bei Kindergärten und Schulen, bei Kinderkrippen und Aufgabehilfen für schwache Schüler/innen, bei Jugendzentren und kulturellen Institutionen generell spart, ist bereit viel Geld in die Hand zu nehmen, um den geschätzten 35–45, <freien>, noch in keiner anderen Institution verkehrenden Süchtigen der Region Thun eine Anlaufstelle aufzubauen. Da sind einmal die Umbaukosten für ein Haus, das noch vor 2 Jahren in einer Nacht- und Nebelaktion als unbewohnbar erklärt wurde…. dann sind es die Betriebskosten für 2 Jahre und zusätzlich noch die teueren Kosten der Securitas, für ihre Arbeit am Eingang der Anlaufstelle. Wer aber die Umgebung des Hauses schützt, steht in den Sternen….. Wir haben in Thun vielleicht 1000 Alkoholkranke, 1000 Pornosüchtige, 4000 Handy-Junkies, 1000 Internetsüchtige… 1000 Medikamenten-abhängige und was und wie viele auch immer… Wenn wir allen so gut schauen wie der Speerspitze des reinen Konsums, den Junkies, brauchen wir viele und grosse Häuser und viele Millionen, um allen das zu geben, was ein paar Strategen aus der Sozialbranche für gut befunden haben. Vergessen wir eines nicht… Aufbauende Massnahmen, die den Menschen stärken, sind immer um ein vielfaches billiger…. mit dem Geld z.B. das unsere Institution pro Jahr von der öffentlichen Hand erhält, können knapp 2 Junkie Paare mit je einem Kind, für 1 Jahr in der Gesellschaft sozialisiert werden. Gut, das war der Ansatz zu erklären, dass die Stadt Thun und der Kanton Bern uns seine Pläne um die Anlaufstelle eröffnen müssen, und wir als Nachbarn nicht einfach Verhältnisse wie auf der Berner Schützenmatte und um die Reithalle akzeptieren werden… denn wir sind nicht so blöde wie wir aussehen!!!!

Der Blick wird aber trotzallem immer nach vorne gerichtet… Der Weg wird das Ziel sein und bleiben. Auch ohne <GPS> werden wir unseren Weg durch die tiefe Nacht des Musik- und Eventbusiness gehen… Osterfeier 07 ist das Startsignal und an alle Ü 27… auch ihr seid willkommen! Und…. Wer heute wegen dem Rauch nicht in unseren Club kommt, wird nach dem Rauchverbot nicht kommen, weil ihm unsere Kellertreppe nicht gefällt oder die Schuhe von MC Anliker… Ausreden für alles und jedes!!!

EINEN SCHÖNEN FRÜHLING, VIEL GLÜCK IN DER LIEBE UND VIELE NEUE TRIEBE…
AM APFELBAUM… WÜNSCHT EUCH

MC ANLIKER
MONSTER OF CEREMONIES MOKKA THUN

CAFE BAR MOKKA

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