November 2007

BIERFÜRZE… ABSTÜRZE… UND VERHINDERTES GESCHÄFTSGLÜCK… WORTE ZUM KALTEN NOVEMBER… GESCHRIEBEN VON MC ANLIKER AUF DEM  NEUEN I-MAC  24/SD

Jetzt ein Glas Bier….!! Hallo MC, was ist los?? Pennsch..??? Du trinkst ja gar nie Bier… Eh.Eh.Eh… Ja das stimmt natürlich, ich finde Bier ein ziemlich bescheuertes Getränk, wenn ich ehrlich bin. Der Inbegriff von Männerwelt mit Fussball, blöde rumgrölen und grausig rumfurzen ab 2 Uhr morgens… Igitt..!! Aber, im Zuge der Gleichschaltung der Geschlechter, natürlich Richtung Männer-Mackertum, haben die Bierwampen, das blöde rumgröhlen und die Bierfürze mittlerweile sogar die, mir immer als edler geltende, Frauenwelt erobert. Es gibt nun also auch die bierfurzenden Frauen um 2 Uhr Nachts, deren Fürze genau so unangenehm sind wie die ihrer Macker. Vielleicht müsste man im Zuge der Umweltsensibilisierung eher das Bier abschaffen, denn das Rauchen so zu verdammen, wie das heute getan wird… oder den Biertrinker/innen eine Methangasfilterunterhose mit Gasrück gewinnung verordnen, deren Gasspeicher nach durchzechter Nacht an der Gastankstelle geleert werden muss..!!!

Neu sollte ja jetzt, ende Oktober, nach den Parlamentswahlen eh alles werden und vor allem besser, viel besser !!!! Aber erstmal stellt die neue Lehrtochter, sorry, die neue Auszubildende Verkaufsassistentin, von ZIG ZAG RECORDS den Ventilator in den Keller… und warum tut die junge Frau das..??? weil ihr das befohlen wurde und vor allem: weil der Sommer vorbei ist !!!!!! Ob es dann besser ist..?? Ich bezweifle, dass vieles besser wird nach den Wahlen… das Beste daran ist sicher der Umstand dass langsam aber sicher diese glanzlosen, an Langeweile und Grafischer Katastrophe nicht zu überbietenden Wahlplakate endlich verschwinden werden und die Werbewände wieder den Offroadern und den Bierplakaten gehören… Komischerweise gibt es keine Bierfurzwerbungen auf Schweizer Plakatwänden… warum ist das so.??? Jetzt ein Glas Bier… das ist ein Spruch von einem alten Aeronauten Kleber, also von einem Werbekleber der Schweizer Band Aeronauten, deren nächstes Konzert vom Dezember 2007 auf den Januar 2008 verschoben wurde… was aber die Leute nicht wirklich interessiert, weil im Moment ja niemanden mehr wirklich etwas interessiert was im Zusammen hang mit real gespielter, erleb und fühlbarer, Musik steht.

MUSIK IST SCHEISSE hat also als Werbespruch eingeschlagen wie eine Bombe. Aber dennoch, Aeronauten sind supercool, der Spruch ist gut, der Kleber ist schön und verhalf mir soeben zum einstieg in meinen Text…. Schreiben wollte ich auch noch über Salamis, ja die echten knorpeligen, abgefreakten  aus Italien, die jeweils so schön sind, dass man sie fast nicht anzuschneiden wagt und dabei immer Gefahr läuft, dass die Salami zu alt wird… und schreiben wollte ich über das Thema <Alpenflug…> und über <Tägs> diesem pupertierenden Filzstift/Spraydosen markieren aus der Pseudo Hip Hop Welt… Das waren Stichworte die ich in der Mokkaküche von unserem Personal forderte und von denen ich mir den Einstieg in meinen Text leichter machen wollte… unser Personal versteht nichts von Wein, das zu schreiben, habe ich ihnen auch noch versprochen… und Staldy versteht nichts, aber auch gar nichts von Gummizügen… das muss ich auch noch schreiben..!!!!! und somit ist dann der Pflichtteil und die Aufwärmrunde diese Textes zu ende und ich kann in den Freestyle und Haupttext übergehen.

Wir haben hier, in unserer kleinen Stadt am Rande der Alpen, vor 6 Wochen unsere neue Konzertsaison gestartet und die Bilanz ist ernüchternd… bis niederschmetternd… Die <sichereren> Titel wie Gustav und Gimma hatten genau noch die Hälfte der erwarteten Besucher/innen… die unbekannten Acts sind sowieso kaum mehr zu verkaufen und dementsprechend sind die Zahlen. Für den Belgischen Act <Dez Mona> der, wie erwartet, sensationell war, fanden sich noch genau 9 zahlende Musikfreunde ein… und für Indiebands gibt es an Wochenenden noch 30 zahlende Personen, was dann Einnahmen von 600.- Franken ergibt… viel zu wenig, um noch irgendwie Kosten deckend arbeiten zu können. Zunehmend wird eine solche Situation auch zu einer Frage der Motivation für uns Veranstalter. Warum sich den Arsch aufreissen, um in diesem Scheisskaff  ein Hochstehendes Clubpro gramm abzuliefern, Monat für Monat ? Wird das von irgendjemanden da draussen überhaupt noch wahrgenommen..???? Sind wir so neben den Schuhen oder ist die Zeit der Musikclubs, die noch neues, zu entdeckendes in ihr Programm aufnehmen schlicht und einfach vorbei..??? Müssten auch wir die Mainstream Platte auflegen und 2x im Jahr Schnulze+Schnulze buchen und Sandee und, und, und….. zugegeben, ich wüsste gar nicht, wen ich buchen müsste, um einen Laden wie CAFE BAR MOKKA, in einer öden Kulturlandschaft, wie wir sie hier in Thun haben, dauerhaft auszulasten. Schwindende Besucherzahlen sind natürlich nicht nur ein Thuner Problem, das ist klar, aber wir sind im Speziellen wöchentlich davon betroffen. Die Arbeit, um unser Clubprogramm einigermassen zu verkaufen, wird zunehmend grösser und bedingt heute eine Top seriöse Arbeit, Tag für Tag. Nichts mehr mit: Jetzt ein Glas Bier…!!! Hey Man… bou mau eine…!!! Das war früher..!!!! Nicht, dass früher der Erfolg grösser war oder die Zahlen besser… nein, das war eigentlich immer ein Krampf, aber früher war der Erfolgsdruck noch nicht so gross, die Vernetzung zwischen all den Leuten, die an einer Neuen Welt arbeiteten war noch da und das Interesse des Publikums war spürbar.

Es gab immer wieder Momente, wo Man richtig spürte: Jetzt passiert etwas Wichtiges… unsere Arbeit löst etwas aus, hinterlässt eine Wirkung. Ich habe mir vor kurzem überlegt, ob es nicht Sinn machen würde, vermehrt wieder ganz experimentelle Geschichten auf unsere Bühne zu bringen, Künstler, die nirgendwo wirklich ein Gastrecht geniessen, weil sie zu schräg sind und unsere Zeit keinen Platz mehr hat für Sachen die nicht weichgespühlt sind. Ob wir für Musik, die an sich einem breiten Publikum gefallen würde, wäre es hier…  keine Leute haben oder ob wir für Minoritäten Kultur keine Leute haben, macht nur den Unterschied, dass unser Geld an Leute gehen würde, die kaum Möglichkeiten haben Geld mit ihrer Musik zu verdienen.. und somit währe dies eine sinnvolle  Sache. Schade finde ich persönlich auch noch den Umstand, dass wir von dem glanzvollen Sommerfestival <AM SCHLUSS> nichts in den Club retten können. Alle diese glücklichen Menschen, die dort die Gratiskonzerte geniessen und sagen: Hey das isch Huereguet, dases euch git, ohni euch würdi Thun ganz angers si… kommen aber den ganzen Winter nicht an die Allmendstrasse, selbst dann nicht, wenn eine Band wie <Che Sudaka> spielt, die den Mühleplatz am Festival 2007 in ein Tollhaus verwandelten.

Leben-Kultur-Leben muss heute dosierter daher kommen, nicht mehr wild und roh, laut und vor allem keinen Rauch mehr, rauchen ist schlimmer als Al Quada… viel schlimmer. Kultur muss man vorher zumindest schon im Fernsehen gesehen haben bevor man sie Live konsumiert und sie muss vernetz sein, mit den Grossen Multinationalen Konzernen als Front, Site, First, Second, Media, Artists (und wie sie alle heissen..) Sponsoren! Nur dann kann es etwas gelten, etwas darstellen und nur dann eignet die Kultur sich als Prestigeobjekt.  Rauchfreie Lokale mit Ü30-Ü50 Logos, mit Eintrittspreisen über 35.- Chf und Kidifrei, so muss heute Kultur verkauft werden. Kidis machen zwar alle gerne..Ohh..Ohhhh…Oohhhhhh… nur will sie dann niemand wirklich als Gäste haben, wenn sie von den Eltern mit 13jährig als Erwachsen deklariert, mit einer 50er Note im Sack, in den Ausgang geschickt werden… und allen auf den Sack gehen, weil ihnen niemand mehr das Leben zeigt… Anstand lehrt… Grenzen steckt… und Verbindlichkeit fordert. Die Zukunft hat für uns einige Knacknüsse parat. Wenn alle Clubs <in der Selve> auf Ende 2007 geschlossen  werden, kann uns das die ganzen Kids anschwemmen, die in allen Lokalen in der Innenstadt nicht erwünscht sind… und das macht unsere Arbeit auch nicht einfacher. Kidis sehen z.B. im Moment alle fast gleich aus… haben alle fast das gleiche Verhalten und sind meistens nur in Gruppen unterwegs, was riesig Mühe macht, weil man an die Einzelpersonen fast nicht mehr herankommt und so vielfach mit einer  anonymen Masse konfrontiert ist. Wir haben den klaren Auftrag, ein offenes Haus an 5 Tagen pro Woche zu betreiben und dies vor allem für die Jugend. Wir entziehen uns dem auch nicht, finden aber trotzdem, dass es zu viele Eltern gibt, die ihre Rolle als Eltern ganz schlecht bis gar nicht besetzen… und ihren Kindern wenig bis nichts auf den Weg geben.

Auf jeden Fall wird es an den Wochenenden hier nicht mehr lustiger. So ist der Zeitgeist! Dass sich alles dauernd verändert, sehen wir nicht nur an Nationalen Abstimmungen…. hier im Ghetto, wird sich auch einiges ändern, in den nächsten 2-4 Jahren. Das Selveareal wird definitiv überbaut, wir aber haben noch soweit Glück, dass keine Wohnbauten direkt an unseren Garten gebaut werden. An der Allmendstrasse, macht EMMI den grossen Deal mit den Tausenden von Quadratmetern des GERBER KÄSE Areals, dort werden im Moment Geo Bohrungen gemacht und das Riesen Gelände soll in einer Wohn und Gewerbe Nutzung zum Goldenen Kalb für EMMI werden. Wenn z.B. Wohnnutzung auf die Allmendstrasse Seite kommt… De guet Nacht am sächsi… dann sehe ich aber Schwarz, das kennt man von diversen anderen Clubs in ganz Europa. Wohnnutzung und Clubkultur gehen sehr schlecht zusammen, der Dauerkonflikt ist vorprogrammiert. Teure Wohnungen können nur von gut verdienenden Menschen gekauft und gemietet werden und die gut verdienenden Menschen müssen in der Regel viel arbeiten und wollen am Abend ab 23 Uhr nur… schlafen..!!! Heute aber fängt das Nachtleben erst um Mitternacht an und ab 1 Uhr Nachts grölen dann die Hooligans, Bierfurzend durch die Strassen.

Keine Chance für uns Clubbetreiber, da kann noch soviel Security rumlaufen… das Individuum ist in seinem tiefen Lebensfrust meist nicht zu bremsen und ein wenig Freude braucht es doch auch, und die kommt erst auf, beim Bierflaschen auf die Strasse werfen, beim an die Haustüren der Nachbarliegenschaften pissen oder beim <eine Abehacke..!!!> Ja so ist es hier also.. Luut und Tüütli !!! Was solls??? Wir haben nun mal diesen Club, hier und jetzt, und es nicht der schlechteste!! und… Wir haben ein fettes Novemberprogramm am Start, auch für Dich!!  Auf WWW.MOKKA.CH gibt es die Sounds zum Hören, die Bildli der Gören und anderes zum Betören ….

WIR HOFFEN AUF  GUTEN BESUCH IN GEPFLEGTEN TUCH UND… ZAHLEN MÜSST IHR CASH !!!!

LIEBE GRÜSSE IN DIE KÄLTE SCHICKT EUCH EUER

MC ANLIKER
MONSTER OF CEREMONIES MOKKA THUN
MASTER OF ARKINA NATURAL
MASTER OF FUTURE CLUB CULTURE

CAFE BAR MOKKA

Allmendstrasse 14 | 3600 Thun
033 222 73 91
www.mokka.ch | www.amschluss.ch

home@mokka.ch |  INFOS | AGB

HAUPTSPONSOREN
PREISTRÄGERIN 2023
UNTERSTÜTZT VON