Mai 2001

103 SHOWNÄCHTE, 615 DISCJOCKEYS… EINE WEITERE KONZERTSAISON NEIGT SICH DEM ENDE ZU. 15 JAHRE CAFÉ/BAR MOKKA KANN NOCH NICHT GENUG SEIN.

9’603 ZEICHEN, GESCHRIEBEN AN EINEM SCHEISSTAG IM APRIL 2001

Die Umbruchplanung des Programmheftes Mai 2001 von CAFÉ/BAR MOKKA hat den Schreiber gezwungen, einen neuen Pentel Sign Pen® (Made in Japan) in der Farbe schwarz auf einen Stapel leeres Papier loszulassen, sie mit flüssiger Handschrift zu füllen, um am Ende zwei volle Schriftseiten im Heft zu haben. Was schreibt man da? Etwa über sein Privatleben oder über die Verhältnisse in seiner näheren Umgebung? Ich will Euch ja nicht schon wieder belästigen mit Zahlen aus dem Kulturgeschäft… oder mit Tatsachen aus der Nachbarschaft. Nein, schreiben wir doch noch etwas zur Oberländer Luftgitarrenmeisterschaft, die am Sonntag, 3. Juni 2001 auf unserer Bühne stattfindet. 1. Es ist uns sehr sehr ernst! Jawohl! 2. Ist es ein Anlass, den ich schon seit ca. zehn Jahren machen möchte (kommt Zeit, kommt Luftgitarre…). 3. Soll es ein Event erster Güte werden. Ein Happening, an das sich alle gerne zurückerinnern. Hey weisch no, dr Reto, denn bi dr Luftgitarremeischterschaft?! 4. Werden wir mit einer ‚internationalen Schüri’ das Ganze nach den Teilnehmer/innen nicht bekannten Kriterien, sauber und amtlich benoten und dann auch eine Rangliste erstellen und den Sieger oder die Siegerin mit einem supercoolen Geschenk beehren. Für alle Teilnehmer/innen gibt es sicher auch ein Souvenir, evtl. kommt ja noch unsere Kulturministerin in der Hightech-Bernertracht als Ehrendame. Das steht alles noch in den Sternen… weil, zuerst müsst Ihr Euch anmelden, und dies bitte bis Freitag, 11. Mai 2001. Es braucht fast keinen Mut dazu, weil ihr wissen müsst, dass Euch das Publikum lieben wird und Ihr zu heimlichen Lokal-Rockstars aufsteigt, kometenhaft. Innert Minuten werdet Ihr umringt sein von Autogrammjäger/innen. Aus Rücksicht auf das Privatleben unserer Teilnehmer/innen stellen wir den Anlass bewusst nicht ins Internet, also keine Liveübertragung auf www.mokka.ch, „der Website mit den wenigsten Informationen“ (MC Anliker), weil Ihr sonst bei Eurem nächsten New York- oder Tokio-Trip schon am Flughafen von den Fans erkannt werden könntet und somit die Ferienreise zu einem Paparazzi-Höllentrip werden könnte. Das wollen wir Euch nicht ant(h)un. Also, liebe Rock’n’Roller/innen, liebe Grufties, ehemalige Musikschüler/innen, verkappte Rockstars, denkt an früher, wie Ihr vor dem Lenco Plattenspieler die grossen Helden wart, bei Led Zeppelin, Deep Purple, Cream, Mountains, Ten Years After und den Rolling Stones, wie Ihr die dritte oder vierte Gitarre gespielt habt, viel besser als Alvin Lee und Konsorten! Es besteht im übrigen auch die Möglichkeit, als Duo oder Trio aufzutreten! Nochmals kurz das Wichtigste: Ihr müsst ein Pflichtstück von ca. zwei Minuten spielen und dann habt Ihr noch die Möglichkeit, ein Kürstück Eurer Wahl vorzuspielen, alles natürlich nur mit der fiktiven Gitarre in der Hand.

Das genaue Programm der Mokka Regionaltonwoche 01 wird im Übrigen im Programmheft Juni 01 stehen, das Ihr am Dienstag, 29. Mai im Kasten haben werdet. (Deutsch, schweres Schprach!)

Break / Bruch / Wechsel / Schnitt

Es ist Mittwoch, 25. April 2001, 14.30 Uhr, draussen erholt sich das mitteleuropäische Wetter ganz wenig und ich sehe hier aus dem Fenster meiner Privatgarderobe schon fast so etwas wie Licht in dieser düsteren Weltuntergangsstimmung. Bis vor fünf Tagen fand ich das Gejammer über unser schlechtes Wetter ziemlich „gruebe“ und fand das alles gar nicht so schlimm. Aber seit fünf Tagen finde sogar ich, als positiv denkender Mensch, „hey, gaht’s no? Öppe de eis@ohre“! Irgendwie kommt es mir vor, wie uns da jemand ‚“d’s Hirni wett schiisse“. Ein Wunder, so dass nicht die Selbstmord- und die Vandalismusrate sprunghaft ansteigt, nach sieben Wochen Regen, kalt und Schnee bis in die tiefsten Niederungen. Nun gut, würde der Mensch das Wetter direkt und lokal machen können, hätten wir ja ein Ghetto, das sicher noch viel grösser sein würde, als es jetzt im Moment ist. Dass wir von den Auswirkungen unseres Raubbaus am Planeten Erde so schnell betroffen werden, hätte sich vor fünfzehn Jahren auch fast niemand vorstellen können und wollen. Diejenigen, wenigen, Skeptiker und Warner, die hat man damals noch als Kommunisten abgetan und ihnen „göht doch nach Russland, wenn’s euch hie nid passt…“ nachgerufen. Es ist anzunehmen, dass wir uns in Zukunft – noch viel mehr als heute – mit einem globalen Alljahres-Wetter abfinden müssen. Mokka Raindance Vol. I und Vol. II im Sommer und dann Züri West Open Air im Altjahr. Fussballclubs werden wohl in Zukunft auch Wassertraining absolvieren müssen. Eine gute Zeit für flexible Leute, für Allrounder und Querdenker. Ferien im Wohnzimmer – das wird sicher mal ein Hit werden. Spätestens, wenn die grossen Fluggesellschaften unseres Planeten alle Bankrott gegangen sind und Flüge wieder das kosten, was sie kosten müssten. Dann werden sesshafte Spezies wie z.B. MC Anliker die vollen Trendsetter sein. Ich werde Vorträge halten, Bücher schreiben und Ratgeber in grossen Zeitungen sein: Wie überlebt man ohne fünf Wochen Ferien an drei verschiedenen Überseedestinationen? Ohne eine Woche an der Schneebar in Ischgl? Und ohne Wellness in Pontresina? Warum man sich nicht die Kugel geben muss wenn Mann/Frau mehr als 36 Stunden in der Woche (die ja immer noch 168 Stunden hat) arbeitet? Das werden schon in ein paar Jahren die Königsthemen hier sein. Wenn die ganze Mobilitäts-, Freizeit- und Kommunikationsgesellschaft am Arsch ist und wir nicht mehr jedem Schnellbleiche-Webpublisher, Webdesigner und so weiter, von Anfang an im Monat Fr. 7’000.– zahlen können! (Das wird schneller kommen, als wir uns das vorstellen können.)

Das Computerzeitalter nimmt ja auch die Musikbranche völlig ein, überall stressen sich die Leute an den Compis, wird Zeit verbraucht und verliert sich die Kultur im Bodenlosen. Flash Player®, Internet Explorer®, Dreamweaver®, Photoshop®, Quarkexpress®, In-Design®, Illustrator®, Outlook Express®, Go Live®, Net Objects®, Firewater®, Shock Wave®, Suchar Express®, Eduscho® und Microsaft® sind die Begriffe, die den modernen Menschen heute bewegen, faszinieren, zugleich knechten und versklaven, die Lebensqualitäten extrem verringert und die Magenkrankheiten zum Alltagssyndrom werden lässt. Das papierlose Büro, das man noch vor sechs Jahren proklamiert hat, ist definitiv als eine Seifenblase entlarvt, wir ersticken selbst im Kleinbetrieb CAFÉ/BAR MOKKA heute fast im Druckpapier und verlieren dabei manchmal die Übersicht über Angebote, Offerten, Anfragen und Anregungen. Das Computerzeitalter hat sicher viele Vorteile im Bezug auf Automatisation von Abläufen, die wir im tagtäglichen Leben brauchen, aber auf der anderen Seite passiert in den Systemen soviel Unerklärliches, dass es mir, als ziemlich Aussenstehenden, unerklärlich ist und bleibt, warum „der Computer“ sich so schnell verbreiten konnte. Na gut, das sind Gedanken, die Ihr Euch sicher auch schon gemacht habt ! Also Themenwechsel.

Da ja in acht Wochen das Jahr 2001 schon wieder zur Hälfte abgelaufen ist, bleibt unserer Konzertsaison 2000/01 auch nicht mehr viel Zeit. Angefangen am Donnerstag, 21. September 2000 mit Parteners Worldwide, hat uns die aktuelle Saison Namen wie Aisha Kandisha Jarring Effects, Neuland, Sportsfreunde Stiller, Mabulu, Sophie Moleta, Stiller Has, Maozinha, Swandive, Weakerthans, U-Cef, Bombshellrocks, MC Rene, Chewy, Timmermahn und Los Hobos, Lovebugs, G-Punkt, Mike Ladd u.s.w. gebracht. Total 113 Shownächte mit Bands und 205 Disconächte mit Hunderten von Discjockey ist der Output oder der Leistungsausweis in Zahlen (bis Sonntag, 10. Juni 01). Für CAFÉ/BAR MOKKA war das die 15. Konzertsaison, die Pubertät ist abgeschlossen! Was erwartet den heranwachsenden Jugendlichen in den nächsten Jahren? Das werden wir sehen und darauf sind wir heute schon gespannt… werden es noch mal 15 Jahre? Oder kommt der Punkt, wo das Ganze so ausgelutscht ist wie eine Magnum Ende August.

Freude hatte ich an dem Gerücht, dass MC Anliker nächstens aufhören will. Da muss ich Euch enttäuschen, ich sehe schon noch Möglichkeiten für mich, meine Arbeit und für das Mokka. Zugegeben, meine Texte waren vielleicht nicht mehr gar so bissig und wildstyle wie früher, doch rund um mich schläft ja die ganze Gesellschaft, vor lauter Ereignislosigkeit, stehend ein! Und, ich habe schon im letzten Vorwort erklärt, dass ich nicht immer Lust habe, Euer Clown und für Euch ausgefallen und schräg zu sein! Seit es selber! Do it! Die Revolution macht unser Nachbar Giovanni Schumacher und sein Revolutionsrat diesen Sommer im Mokka-Alpenrösli Garten: Sie werden eine Strassenbarrikade in Form von 16 bepflanzten Oelfässern errichten und diesen Sommer den Gartenkampf üben. Wir werden diesen Sommer wohl den Regenkampf üben, hunderte von Malen die Tische trocknen, von weitem dem Barrikadenkampf zusehen und dabei ganz einfach Getränke ausschenken und unsere Gäste beglücken. Nichts Aufregendes, ausser man tut es!

In diesem Sinne wünsche ich Euch einen hoffentlich schönen Wonnemonat Mai, passt auf, und weicht ihm aus, dem Hai, denn:

Beisst Dich der Hai im Mai, hast Du den ganzen Sommer frei!

Mit aufrechtem Kopf

vollem Portemonnaie

und einem gewaltigen Sodbrennen

grüsst Euch

OPA ANLIKER

MASTER OF 15 YEARS KINDERGARDEN

MASTER OF FALLIG IN LOVE IN BETWEEN WRITING TWO SIDES OF THIS TEXT

PS: Wir möchten an dieser Stelle endlich einmal festhalten, dass Café/Bar Mokka definitiv nicht in der Selve liegt. Herr Genna!

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